Mit seiner bald sechsbändigen Fantasy-Reihe "Artemis Fowl" - im Juli 2008 soll "Artemis Fowl - The Time Paradox" erscheinen - gelingt dem irischen Schriftsteller Eoin Colfer ein internationaler Bestseller-Erfolg nach dem anderen. Umso erstaunlicher ist es, dass es ganze vier Jahre gedauert hat, bis sein im Frühjahr 2004 veröffentlichtes Buch "The Supernaturalist" im Februar 2008 nun schließlich auch auf Deutsch erschienen ist. Der Titel der Übersetzung: "Cosmo Hill - Der Supernaturalist".

Der 14-jährige Cosmo Hill - der auf diesen Namen getauft wurde, nachdem man ihn als ausgesetztes Baby auf dem Cosmonaut Hill gefunden hat - lebt in einem der Waisenhäuser von Satellite City, einer zur "Stadt der Zukunft" erhobenen Metropole, die vom Super-Satelliten Myishi 9 kontrolliert wird. Doch das Leben eines Waisenkindes ist in Satellite City alles andere als angenehm, denn die Heime nutzen ihre wehrlosen Einwohner gnadenlos als Testobjekte für die unterschiedlichsten Produkte aus und sorgen somit dafür, dass die Lebenserwartung eines Waisen durchschnittlich gerade einmal fünfzehn Jahre beträgt. Für Cosmo gibt es also nur zwei Alternativen: sich resigniert mit der Tatsache abfinden, dass auch er bald sterben wird, oder aus der Anstalt fliehen. Und so wartet Cosmo angespannt auf seine Chance - bis sie eines Tages tatsächlich kommt. Als der Bus des Heims bei einem Transfer der Waisenkinder in einen Unfall verwickelt wird, nutzt Cosmo die Möglichkeit zur Flucht, doch er wird schwer verletzt. Eine Gruppe Jugendlicher, die sich selbst Supernaturalisten nennen, rettet ihm das Leben und nimmt den mitgenommenen Jungen bei sich auf, denn auch Cosmo ist ein sogenannter Seher; auch er ist in der Lage, die kleinen blauen Wesen zu sehen - und damit zu bekämpfen -, die den Menschen ihr Leben aussaugen …

Als "Techno-Fantasy-Thriller" wird der vorliegende Roman vom Verlag beschrieben, doch das weckt Vorstellungen und Erwartungen beim Leser, die das Buch selbst schlichtweg nicht erfüllen kann. Denn das einzige, das "Cosmo Hill - Der Supernaturalist" tatsächlich bieten kann, ist Techno - davon allerdings eine ganze Menge. Doch es reicht einfach nicht aus, alle fünf bis zehn Sätze eine neumodische Technologie in die Erzählung einzubauen, um das zufriedenstellende Bild einer Stadt der Zukunft zu entwerfen. Und so bleibt Satellite City leider eine nur oberflächlich und skizzenhaft beschriebene Handlungskulisse, die viel mehr hätte hergeben können. Ähnlich verhält es sich mit den Protagonisten, zu denen man als Leser keinen beständigen Zugang finden kann. Darüber hinaus kommt Eoin Colfers Humor in diesem Werk bedauerlicherweise nur unzulänglich zum Tragen, was jedoch sicherlich auch an der Thematik der Science-Fiction-Erzählung liegt. Eine kurzweilige und schnelllebige Lektüre ist "Cosmo Hill - Der Supernaturalist" aber ohne Zweifel - ehe man es sich versieht, sind die knapp 290 Seiten des Romans, der im Übrigen in erster Linie für eine jugendliche Zielgruppe verfasst wurde, auch schon ausgelesen.
Die Aufmachung von "Cosmo Hill - Der Supernaturalist" hinterlässt einen ebenso zwiespältigen Eindruck wie die Geschichte selbst: Zwar liegt das Buch in einer wundervollen Breitklappenbroschur vor, doch scheint das Coverbild lediglich aufgrund sehr grober Beschreibungen angefertigt worden zu sein. Denn eigentlich hat Cosmo braune Locken, befindet sich Monas Gang-Tattoo über ihrer Augenbraue und besitzen die Parasiten eine glatte, durchscheinende Haut. Dass man für "Cosmo Hill - Der Supernaturalist" fast fünfzehn Euro hinblättern muss, steht darüber hinaus in keiner Relation zur Kürze der Lektüre.

Fazit:
Durch seine hervorragende "Artemis Fowl"-Reihe hat Eoin Colfer selbst dafür gesorgt, dass die Messlatte für weitere seiner Werke sehr hoch hängt. "Cosmo Hill - Der Supernaturalist" erzählt zwar eine rasch und kurzweilig zu lesende Geschichte, hat aber nur wenig Gehalt und Tiefe und verfehlt eben diese Messlatte damit leider um Längen.