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 Das Leben ist kein Streichelzoo

Fiese Fabeln

Autoren: David Sedaris
Illustratoren: Ian Falconer
Übersetzer: Georg Deggerich
Verlag: Blessing

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
David Sedaris ist berühmt für die launig erzählten, skurril-lustigen Episoden aus seinem Leben, die in mehreren Büchern erschienen sind – seien es die ersten Gehversuche in der französischen Sprache nach dem Umzug ins Ausland, der Zoff mit dem Lebensgefährten, der Job als Weihnachts-Elf im Kaufhaus, ausufernde Drogenerfahrungen, Zwangsstörungen oder die Eigenheiten seiner Familie. Mit "Das Leben ist kein Streichelzoo" wendet der Autor sich einem völlig anderen Genre zu, und zwar den Fabeln. Tatsächlich handelt es sich bei den hier erzählten kurzen Geschichten um waschechte Fabeln im allerbesten altmodischen Sinne, allerdings hat Sedaris seine tierischen Protagonisten in unsere moderne Zeit hineinversetzt.

Da ist das frischgebackene Paar aus Eichhörnchen und Streifenhörnchen, das sich bereits nach einem Tag nichts mehr zu sagen hat. Da ist die Storchenfrau, die glaubt, dass die Maus die Kinder bringt, die Kuh, die zu Weihnachten den dem Tode geweihten Truthahn bewichtelt, und das Grasmückenpaar, das seine Gäste mit Episoden vom Auslandsurlaub unterhält und sich dabei selbst als äußert beschränkt entlarvt. Eine hinterlistige Krähe bringt einem naiven Schaf die Kunst der Meditation näher und ein Irish Setter sinniert übers Fremdgehen und seine nicht ganz reinrassige Frau, die aufgrund ihrer Abstammung Komplexe hat.

Sedaris hat einen scharfen Blick vor allem für die absurden, kleingeistigen, dummen und gemeinen Seiten der menschlichen Natur und überträgt sie äußerst zielsicher und sehr unterhaltsam auf Tiere. Die meisten der sechzehn Episoden haben ein böses, manchmal ein gar bitterböses Ende, eine fiese kleine Pointe, die sich bisweilen, wie im Fall der mutterlosen Bärin, richtig grausam liest. Manches ist aber auch schlicht peinlich oder amüsant.

Die "fiesen Fabeln" müssen nicht in einer Reihenfolge gelesen werden, man kann sich mal diese, mal jene Geschichte herauspicken und dabei mal schmunzeln, mal ertappt sein, mal traurig sein. Da die sechzehn Fabeln alle sehr flüssig geschrieben und dabei noch recht kurz sind, vergehen die 173 Seiten wie im Flug. Eine tolle Ergänzung zu den pointierten Beobachtungen aus dem Alltag sind die passenden Illustrationen von Ian Falconer, der zu jeder Fabel je eine Zeichnung beigesteuert hat. Die Bilder sind einfach hinreißend, skizzenhaft, aber voller Charakter; sie geben immer genau den Geist der oft schwarzhumorigen Geschichten wieder.

"Das Leben ist kein Streichelzoo" ist mal ein völlig anderer Sedaris. Es handelt sich nicht um Episoden aus dem Leben des Autors, sondern um richtige Fabeln aus dem Reich der vermenschlichten Tiere. Immer aber blitzen der bekannte Humor, der Scharfsinn und der Sinn für das Absurde durch, so dass Fans von David Sedaris und Liebhaber von klassischen, aber gleichzeitig modernen Fabeln auf jeden Fall einen Blick riskieren sollten.

Auf der Website des Verlags gibt es die Möglichkeit in das Buch reinzulesen: Leseprobe zu "Das Leben ist kein Streichelzoo".

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 21. Februar 2011 | ISBN: 9783896674449 | Originaltitel: Squirrel seeks Chipmunk | Preis: 14,95 Euro | 171 Seiten | Sprache: Deutsch

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