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 Nirvana

Autoren: Jean-Luc Istin
Illustratoren: Arnaud Boudoiron
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nirvana hat die Welt erobert, eine neuartige Droge, die nicht nur das Bewusstsein, sondern gleich den gesamten Menschen auflöst und in seine Atome zersetzt – natürlich nur temporär. Die Abhängigen lösen sich buchstäblich in Glückseligkeit auf. Da die Konsumenten der Droge nicht nur sehr glücklich, sondern auch wahnsinnig werden, ist Nirvana natürlich strengstens verboten. Wer die Droge auch nur einmal zu sich genommen hat, wird zum Tode verurteilt. In dieser Welt sucht der Narko-Bulle Hurley Judd nach seiner Frau Mya, die nach dem Konsum von Nirvana spurlos verschwunden ist. Dafür wechselt er nicht nur seinen Job, um als Drogenfahnder zu arbeiten, er lässt auch seinen Körper modifizieren. Judd findet den Dealer, der für Nirvana verantwortlich ist, aber er lernt auch, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint.

Die Originalreihe "Nirvana" umfasst zwei Bände, die hier zu einem Splitter Double zusammengefasst sind. Jean-Luc Istin erzählt einmal die Geschichte der Entstehung der Droge und zum anderen, wie die nachfolgende Generation mit den Folgen lebt.
Das ist eine Menge Inhalt, auch auf einhundertundzwanzig Seiten, und so erscheint die Handlung teilweise recht komprimiert, zumal Istin noch Rückblicke in die erste Geschichte einbaut. Das ist ambitioniert, aber nicht bis zuletzt durchdacht, denn es bleibt keine Zeit, die schon entstandenen Veränderungen in der Gesellschaft oder Entwicklungen zu erklären, mit dem Ergebnis, das die Handlung an manchen Stellen holpert.
Der klare Schnitt, der zwischen dem ersten und zweiten Teil stattfindet, hilft da nicht viel und es bleibt nicht viel Zeit, sich in die Geschichte einzufinden, denn es geht gleich wieder in vollem Tempo los. Zeit und Ort wechseln, die Hauptfiguren sind anders und die Handlung hat einen Haken geschlagen, dem der Leser erst mal folgen muss. Nun liegt der Schwerpunkt auf der Politik und das, was sie aus Menschen macht, die Verantwortung haben und wie sie damit umgehen.
"Nirvana" will viel und erzählt viel, wie etwa Gesetze ohne Gnade, Roboter, die als Aufpasser eingesetzt werden und Raumstationen hinter der Sonne, aber gleichzeitig auch Beziehungsprobleme, Außerirdische und nicht zuletzt ein verheißenes Geschwisterpaar, von dem die Menschen sich Erlösung erhoffen.
Glücklicherweise gleichen Arnaud Boudoirons Bilder das wieder aus. Ob es die sehr technische Welt ist, in der Narko-Bullen die Drogenkonsumenten aufspüren und zur Strecke bringen, oder der fremde Planet, auf dem Jahre später ein paar unschuldig Verfolgte landen, die Illustrationen nehmen die Stimmung auf und gleichen die Schwächen der Handlung aus. Boudoiron setzt die Bilder passend in Szene und findet in beiden Teilen die richtigen Stilmittel, um die Geschichte, die gerade im zweiten Teil Haken schlägt, zusammenzuhalten und mit einem roten Faden zu versehen.
Seine in den Farben reduzierten Bilder passen wunderbar zu der gedämpften Stimmung, die zu "Nirvana" gehört.
Ohne seine Zeichnungen wäre der Comic nicht einmal halb so reizvoll. Die Bilder tragen hier eindeutig die größere Last und sie tragen sie sehr gut.
Es kann als Arnaud Boudoirons Verdienst gelten, dass "Nirvana" im Gedächtnis bleibt, denn es ist sein Können, dass aus einer leidlich interessanten Geschichte einen sehenswerten Comic macht.

Eine Leseprobe befindet sich auf der Verlagsseite.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2014 | ISBN: 9783868697315 | Preis: 22,80 Euro | 120 Seiten | Sprache: Deutsch

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