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Die Ducks von Sinnen
Interview mit Hella von Sinnen
Media-Mania.de: Danke Hella, dass Du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Passend zur Buchmesse ist vor wenigen Tagen der Band „Liebe, Lust und Leidenschaft – Die Ducks von Sinnen“ erschienen, bei dem Du die Geschichten ausgewählt und kommentiert hast. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit zwischen Dir und dem Verlag?

Hella von Sinnen: Unter den Dächern von Egmont Ehapa wohnt ja auch der VGS Verlag und 1998 habe ich zusammen mit Jürgen Domian zusammen das Buch „Jenseits der Scham“ beim VGS Verlag veröffentlicht. Das landete lustig auf den Bestsellerlisten. Deswegen hat der VGS Verlag immer mal wieder angeklopft und gesagt: „Mach uns doch mal ein Büchlein, ein Kochbuch, ein Ratgeberbuch, ...“
Das war alles nicht meine Baustelle. Zu Donalds 70. Geburtstag habe ich dann ein Vorwort geschrieben für einen Jubiläumsband und habe dem Verlag vorgeschlagen, ob ich nicht meine Lieblingsgeschichten von Carl Barks zusammenstellen und kommentieren könnte. Das fand der Verlag eine lustige Idee und dann haben die, wie Du vor dir siehst, einen wunderbaren Prachtband mit mir gemeinsam gemacht und ich bin sehr glücklich, dass es ihn gibt.

Media-Mania.de: Donald Duck ist der ewige Loser und ein Stehaufmännchen. Gleichzeitig ist er ein Choleriker und ein Träumer. Was fasziniert Dich an Donald?

Hella von Sinnen: Wenn du dieses Buch gelesen hast, dann glaube ich, wirst du deine Meinung über Donald Duck revidieren. Für mich ist er überhaupt kein ewiger Loser. Für mich ist er ein wunderbarer Optimist. Eine herzensgute Ente, die sich ja auch immer sehr bemüht, dass es den kleinen Erpelchen gut geht und er gibt ja auch wirklich nie auf. Er setzt sich immer wieder hin und sucht sich neue Jobs und ich habe noch nie gesehen, dass er Hartz 4 beantragt hat. Ich liebe Donald Duck für diesen Optimismus, für seine Originalität und ich habe ihn einfach sehr lieb.

Media-Mania.de: Findest Du dich selbst in der Figur wieder?

Hella von Sinnen: Hmm... Ich weiß nicht. Er ist eher so ein guter Freund für mich. Also ich glaube jetzt nicht, dass es charakterlich so viele Ähnlichkeiten gibt. Da sehe ich mich eher bei Gundel Gaukeley, bei der Geburt getrennt.

Media-Mania.de: Hat die Figur deine Arbeit als Komikerin beeinflusst?

Hella von Sinnen: Also als Komikerin nicht wirklich. Aber vielleicht als Künstlerin, denn ich habe auch immer gerne gemalt und geskribbelt. In den Büchern sind ja auch zwei kleine Zeichnungen von mir. Überhaupt die Liebe zu Comics hat mich dazu gebracht, selbst ein bisschen zu malen. Ich will mal so sagen: Ich glaube, dass es mir als Mensch einfach sehr wichtig ist, dass ich Comics in meinem Leben hatte und auch immer noch habe, weil es für mich eine wunderbare Art ist, mich zu entspannen und nicht an all diese anstrengenden Dinge in der Welt denken zu müssen, die so in der Welt passieren.

Media-Mania.de: In deinem Vorwort wird deutlich, dass Du Daisy nicht sonderlich magst. Donald dagegen vergötterst Du. Bist Du eifersüchtig auf Daisy?

Hella von Sinnen: Nein, nein, nein. Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber ich bin lesbisch. Deswegen muss ich mich nicht unbedingt mit Donald Duck verabreden. Die Tatsache ist einfach, dass Daisy eine kleinbürgerliche Stinkmaus ist und mir auf die Nerven geht. Und diesem Zeichner, den ich hier hommagiert habe – Carl Barks –, ging sie anscheinend auch etwas auf die Nerven. Er hat sie mal „Fluch der Menschheit“ genannt. Und ich habe ja auch in meinem Buch geschrieben, dass Carl Barks vielleicht selbst dran schuld ist, wenn er ihr die Schleife größer malt als das Hirn.

[imgleft]images/UploadGrafiken/1256218589Hella5.jpg[/imgleft]Media-Mania.de: Was würdest Du Donald zum Geburtstag schenken?

Hella von Sinnen: Donald zum Geburtstag schenken? (überlegt)
Och, vielleicht mal so sechs Wochen Urlaub am Stück, damit Dagobert ihn nicht andauernd ausbeutet und ihn in irgendein Flugzeug setzt, um wieder alberne Schätze zu suchen. Ich glaube, er kann auch ein bisschen Entspannung gebrauchen.

Media-Mania.de: Auf der Frankfurter Buchmesse stellt sich natürlich auch immer die Frage nach dem Lesestoff. Liest du viel?

Hella von Sinnen: Naja, „viel“ ist glaube ich relativ. Ich glaube nicht, dass ich so viel lese wie Elke Heidenreich, aber es liegt immer ein Stapel Bücher neben meinem Bett. Ich lese regelmäßig und ich brauche das auch.
Und wenn du mich jetzt nach diesem berühmten eBook fragst, dann sage ich dir: Natürlich ist es toll, wenn es elektronische Bücher gibt und man kann 500 Bücher in einem kleinen Gerät mitnehmen. Aber ich werde meine Liebe zu Büchern nie verlieren, denn für mich ist es ein extrem sinnlicher Prozess, ein Buch aufzuschlagen, die Seiten zu riechen und sich auch eventuell kleine Notizen zu machen. Ich möchte mit beidem alt werden dürfen. Sowohl mit dem elektronischen als auch mit dem gebundenem Buch.

Media-Mania.de: Gibt es einen bestimmten Ort, an dem Du gerne liest?

Hella von Sinnen: Ja, Bett. Da ich immer nur im Bett bin, funktioniert lesen auch nur im Bett. Also ich mache eigentlich alles im Bett.

Media-Mania.de: Was liest Du denn gerade?

Hella von Sinnen: Da er gerade leider den Löffel abgelegt hat, bin ich im Moment im Frank McCourt-Rausch. Ich habe also „Die Asche meiner Mutter“ gelesen und lese nun das zweite Buch und das dritte liegt schon neben meinem Bett.

Media-Mania.de: Dankeschön für das Interview!

Hella von Sinnen: Sehr, sehr gerne!



Interview geführt auf der Frankfurter Buchmesse, am Stand der VGS Verlagsgesellschaft.
Geführt von Vera Schott am 16.10.2009