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Menzoberranzan, eine Stadt, schön wie eine tödliche Waffe, bewohnt von den intriganten Drow, den Dunkelelfen mit schwarzer Haut und weißem Haar. Drow sind hinterhältig und eiskalt, Gefühle wie Liebe und Mitleid gelten als schwach und werden den Drowkindern von klein auf ausgetrieben. In diesem Menzoberranzan tief unterhalb der Oberfläche Faerûns spielt "Der Krieg der Spinnenkönigin" - und die Fans der Dunkelelfen-Saga von R. A. Salvatore können endlich in einen der faszinierendsten Bereiche der vielen Rollenspielwelten zurückkehren.
Ein großes Unheil ist über die Stadt der Spinnengöttin Lolth hereingebrochen - in der Dunkelelfen-Saga hieß die noch Lloth, aber da hieß Mithralhalle ja auch noch Mithrilhalle. Lolth meldet sich nicht mehr, gewährt ihren Priesterinnen keine Zauber mehr und kümmert sich nicht mehr um die Stadt, in der nur sie verehrt werden darf. Die herrschenden Priesterinnen haben gegen ihre Gewohnheit ein festes Abkommen geschmiedet. Sie verraten niemandem, speziell nicht den männlichen Drow, dass Lolth sich abgekehrt hat.
Zwei Meister der Akademien, der Magier Pharaun und der Kämpfer Ryld wollen erkunden, warum sich eine ganze Menge Drow-Männer von ihren Familien abgesetzt haben. Sie kommen einer Bedrohung für die Dunkelelfen-Stadt auf die Schliche, die eine viele Jahrtausende zurückreichende Geschichte völlig verändern könnte. Unterwegs zeigt Pharaun sogar so etwas wie Gnade und Ryld, dass er zumindest im Kampf ein passabler Nachfolger für Drizzt Do?Urden ist, der inzwischen irgendwo an der Oberfläche unterwegs ist.
Gromph Baenre, Erzmagier, Herr der Magierakademie Sorcere und mächtigster Mann der Stadt - wenn auch eine eher kleine Figur gegenüber zwei seiner Schwestern, der Mutter Oberin des größten Hauses Baenre namens Triel, und Quenthel, des Oberhauptes von Arach-Tinilith, der Akademie der Hohepriesterinnen Lolths - hat vor Quenthel umzubringen. Da das auch mit Hohepriesterinnen schwierig ist, die keine Antwort ihrer Göttin mehr bekommen, schickt er einen von ihm beschworenen Dämon nach dem anderen in den Tempel und stachelt auch noch Aufrührerinnen an, die sich ihrer Chefin entledigen wollen, weil diese ja daran schuld sein könnte, dass Lolth nicht mehr da ist.
Faeryl, Botschafterin aus der Nachbarstadt Ched Nasad, ist höchst besorgt, weil keine Karawanen mehr durch das feindliche Unterreich nach Menzoberranzan kommen. Aber als sie bei Triel Baenre um eine Eskorte bittet, um nach Ched Nasad zu reisen, wird sie von der Matriarchin unter eine Art Stadtarrest gestellt, sie darf Menzoberranzan nicht mehr verlassen, wird es aber doch versuchen.
Da sind schon einige Handlungsfäden, die Richard Lee Byers langsam aber sicher zu einem spannenden Fantasy-Geflecht zusammen wirkt. Allein der Strang um Faeryl bleibt ein wenig unmotiviert, liefert aber die Vorgabe, warum im zweiten Band einige Menzoberranzyr nach Ched Nasad aufbrechen. Aber alles, was sich um Ryld und Pharaun beziehungsweise um die Kämpfe zwischen den einzelnen Mitgliedern der Familie Baenre dreht, ist richtig gut, düster und spannend. Wenn man erst mal die perfide Art der Drow akzeptiert hat, dann macht es einen diebischen Spaß, sich auf die Intrigen einzulassen und sich an ihnen zu erfreuen.
R. A. Salvatore hat nicht nur einst Menzoberranzan erfunden, sondern auch die Serie entworfen, deren sechs Bände immer von einem anderen Autoren ausformuliert werden. Byers hat das wirklich gut hinbekommen. Ein Roman, der eben nicht nur die Tradition Salvatores hochhält und die bekannteste Rollenspielwelt Faerûn mitsamt dem System D&D - das man immer wieder in der Art, wie die Charaktere Magie wirken, deutlich erkennen kann - wieder mal in Prosa übersetzt, sondern ein für sich gutes Buch, das nicht viel Vorkenntnisse braucht und sicherlich auch für Nicht-D&D-Kenner oder Nicht-Faerûn-Fans wirklich solide gemachte Fantasy ist. Auf 496 Seiten wird eine Saga aufgespannt, von der man nur hoffen kann, dass die weiteren Autoren die gleiche Qualität hinbekommen haben.