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"Der Steudel" ist seit vielen Jahren eines der beliebtesten Lehrbücher im Bereich der Anorganischen Chemie. Seit August 2008 liegt das Werk in der dritten Auflage vor, die ähnlich aufgebaut ist wie die vorhergehende, inhaltlich jedoch an den neuesten Kenntnisstand und die aktuellen Erfordernisse angepasst wurde.
Der erste Teil befasst sich mit der chemischen Bindung: Ionenbindung, kovalente Bindung, koordinative Bindung und Van-der-Waals-Wechselwirkung. Im jeweiligen Kontext werden zudem Themen eingebracht, die zum Verständnis der chemischen Bindung notwendig sind, etwa Aufbau, Geometrie und Symmetrie von Molekülen, oder die Bindungseigenschaften, die Gegenstand eines eigenen komplexen Kapitels sind.
Der zweite und wesentlich umfangreichere Teil behandelt die eigentliche Chemie der Nichtmetalle, nach den Gruppen des Periodensystems und innerhalb dieser, sofern erforderlich, nach Elementen und ihren Verbindungen geordnet.
Die Kapitel zu den Elementen sind meist nach demselben übersichtlichen Schema aufgebaut: Eingangs erhält der Leser unter "Allgemeines" einen kurzen Überblick, zum Beispiel über Vorkommen, Isotopenzusammensetzung, wirtschaftliche oder auch biologische Bedeutung. Darauf folgen Erläuterungen zu den Bindungsverhältnissen, die für das Element (oder, bei den weniger bedeutenden, für eine Gruppe, etwa Phosphor und Arsen) typisch sind, und schließlich Angaben zum jeweiligen Stoff als Element, etwa Modifikationen und Herstellung. Der größte Teil der Kapitel befasst sich mit den Verbindungen von Hydriden bis Halogeniden.
Dieses Lehrbuch ist sehr stark auf das Wesentliche reduziert, weshalb die chemische Bindung als einziges Thema aus der Allgemeinen Chemie ausführlich behandelt wird. Es ersetzt also kein umfassendes Werk wie etwa den "Holleman/Wiberg", sondern dient dazu, das Grundwissen zu den nichtmetallischen Elementen und ihren Verbindungen auf kompakte, anschauliche und effektive Weise zu vermitteln.
Da auf eine aufwändige Gestaltung wie bei amerikanischen Lehrbüchern mit großen, farbenfrohen Grafiken und Extrainformationen in einer Randspalte verzichtet wird, enthält dieses Buch trotz seines nicht allzu großen Seitenumfangs eine erstaunliche Fülle an Stoff, der aber wiederum auf das für Studium (auch über Grundstudium und Bachelor hinaus) und naturwissenschaftliches Allgemeinwissen Notwendige beschränkt ist. Stoffeigenschaften und Reaktionen werden nicht nur dargestellt, sondern auch hergeleitet; für das Verständnis dieser Zusammenhänge schafft der erste Teil zur Bindung die Grundlagen.
Erfreulich wirkt die Tatsache, dass innerhalb der Kapitel neben der Theorie auch ein Überblick über die Verwendung der nichtmetallischen Elemente und ihrer Verbindungen in der chemischen und pharmazeutischen Industrie sowie in der Mikroelektronik und Medizin und darüber hinaus geboten wird, wobei auch noch Entwicklungen aus dem Erscheinungsjahr der Neuauflage eingeflossen sind, sodass es sich um ein bemerkenswert aktuell gehaltenes Werk handelt.
Anders als viele amerikanische Lehrbücher ist dieses sehr "textlastig", enthält aber überall dort sehr gute Grafiken, Tabellen und Übersichten, wo diese für das Verständnis notwendig und sinnvoll sind oder Sachverhalte besser vermitteln können als Erläuterungen durch Text.
Dank der sehr detaillierten Gliederung in Kapitel, Unterkapitel und weitere Untereinheiten lässt sich mit diesem Lehrbuch sehr effektiv arbeiten; hierzu trägt auch das Sachregister wesentlich bei.
Bei der Neuauflage wurde, wie bereits erwähnt, Bewährtes beibehalten und Überholtes an den aktuellen Stand angepasst. Wer ein knappes, streng sachliches, dabei aber bestens verständliches Lehrbuch über die nichtmetallischen Elementen sucht und die klassische, etwas strengere, schwarz-weiße Gestaltung deutscher Lehrbücher gegenüber den meist farbenfrohen, üppigeren amerikanischen bevorzugt, findet im "Steudel" einen angenehm "schlanken", aber sehr gehaltvollen Begleiter durch Studium und Prüfungen.