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 Malleus Monstrorum Zweite Edition


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis


Im Jahr 2003 veröffentlichte Pegasus Spiele GmbH mit dem Malleus Monstrorum ein Cthulhu-Quellenbuch, das Maßstäbe setzte. Dies geschah nicht nur, weil man mit diesem Band den Begriff des Monsterhandbuches neu definierte, sondern auch, weil der Malleus Monstrorum zur Vorlage für das gleichnamige amerikanische Monsterhandbuch aus dem Jahr 2006 wurde. Dessen Redakteur Scott David Aniolowski erweiterte die deutsche Ausgabe dabei noch um eine Vielzahl weiterer Mythoskreaturen aus alten Cthulhu-Quellen.
Da 2008 eine Neuauflage des mittlerweile vergriffenen deutschen Malleus Monstrorum anstand, übernahm Pegasus Spiele GmbH die von Aniolowski vorgenommenen Ergänzungen, überprüfte noch einmal sämtliche Werte aller Kreaturen, glich verschiedene Versionen miteinander ab und ergänzte den Band ebenfalls noch einmal um diverse Beiträge. Damit wurde der wohl umfassendste Katalog cthuloiden Gezüchts geschaffen, denn die vorliegende zweite Auflage enthält nicht nur alle Addenda der englischen Version, sondern auch die bereits im Spielleiter-Handbuch veröffentlichten Kreaturen.

Zum Buch an sich: Der Malleus Monstrorum Zweite Edition kann sich mit gutem Gewissen als bislang dickstes Quellenbuch für das Cthulhu-Rollenspiel bezeichnen. 504 prall gefüllte Seiten zwängen sich zwischen die Buchdeckel, was den Band zu einem der bedrohlichsten Instrumente des Spielleiters werden lässt - in jeglicher Hinsicht. Auch das obligatorische Lesebändchen ist vorhanden, auch wenn es ob der Dicke des Buches fast etwas einsam wirkt. Farblich ist der Malleus Monstrorum Zweite Edition in einem dunklen Rot gehalten, was sehr gut mit dem typischen Foliantendesign der Cthulhu-Bände harmoniert.

Nach dem umfangreichen Impressum und den Vorwörtern zu zweiter und erster Edition folgt ein mit "Einführung" betitelter Abschnitt, der einen kurzen Überblick über die Klassifizierung der Cthulhu-Kreaturen gibt und den schematischen Aufbau der folgenden Einträge erläutert. Die Frage, wie man an die Darstellung eines Mythos-Wesens herangeht, um bei seinen Spielern den entsprechenden Grusel zu erzeugen, wird in einem separaten Textkasten behandelt.

Auf Seite 20 beginnt dann der wichtigste Teil des Buches: die Auflistung aller bisher bekannten cthuloiden Schrecken in alphabetischer Reihenfolge. Eine Aufteilung wurde lediglich unternommen, um "Die Kreaturen des Mythos" (Seite 20 bis 237 und unterteilt in "Dienerrassen", "Unabhängige Rassen" und "Einzigartige Wesen") und "Die Gottheiten des Mythos" (Seite 238 bis 499 und unterteilt in "Große Alte", "Äußere Götter", "Ältere Götter", "Große" und "Einzigartige Wesenheiten") voneinander abzugrenzen. Nichtsdestotrotz stehen dem Leser hiermit 470 Seiten und 331 Einträge zur Verfügung.

Wie bereits erwähnt, sind die Einträge alle nach demselben Schema aufgebaut. Besonders hervorzuheben sind hierbei die so genannten Intros und Outros, zwei Stimmungstexte, welche die Begegnung mit der in dem entsprechenden Beitrag näher beschriebenen Kreatur nacherzählen beziehungsweise den Zustand des (anschließend meist toten) Menschen nach einer Begegnung. Die spielrelevanten Informationen finden sich zum einen in dem jeweils grau hinterlegten Textkasten (Werte) und den beschreibenden Texten (Historisches und (Angriffs-)Verhalten der Kreatur) zwischen Intro und Outro. In unregelmäßigen Abständen finden sich bei einzelnen Beiträgen mehr oder weniger ausgearbeitete Abenteuerideen für die Verwendung einer solchen Kreatur in der eigenen Cthulhu-Runde.

Ein besonderes Schmuckstück sind die visuellen Beschreibungen. Bereits in der ersten Edition des Malleus Monstrorum wurden im Gegensatz zu bisherigen Monsterhandbüchern keine Bilder der eigentlichen Kreatur verwendet. Ganz im Sinne von Lovecrafts Doktrin des unbeschreiblichen Schreckens griff man auf Bildmaterial zurück, das einen eher indirekten Eindruck vom Grauen des jeweiligen Mythoswesens vermittelt. Ob es sich dabei um Fotografien, Bilder, historische Holzschnitte, Röntgenaufnahmen oder Gemälde handelt, ist ebenso irrelevant wie die Frage, ob reale Bilder verwendet wurden oder ob sie das Redaktionsteam nachbearbeitet hat, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Betrachtet man nach der Lektüre des entsprechenden Beitrags das dazu gehörende Bild, kann man zuweilen schon ein gewisses Gefühl des Unbehagens nicht verbergen. Der Aufwand, den die Bildredaktion des Bandes betrieben hat, ist jedenfalls höchste Anerkennung wert.

Obwohl der Malleus Monstrorum schon allein aufgrund dieser reichhaltigen Ausstattung der einzelnen Beiträge nicht so schnell langweilig wird, ist er noch durch diverse Tagebuchauszüge eines gewissen Sir Hansen Polplan ergänzt, die aus dem Buch herauskopiert und den Spielern als Handout übergeben werden können. Sie befassen sich mit unterschiedlichen, den Mythos betreffenden Themen wie Atlantis, Tsathogga oder den Traumlanden und bieten weitere Abenteueransätze für den kreativen Spielleiter.

Bevor man zu einem Fazit über diesen Band gelangen kann, muss sich der Malleus Monstrorum Zweite Edition allerdings noch die Frage nach seiner Rentabilität gefallen lassen. Im Gegensatz zu den Monsterhandbüchern diverser Fantasy-Rollenspiele ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine kontinuierlich gespielte Gruppe jemals mehr als ein Dutzend der hier versammelten Kreaturen wirklich umfassend in Aktion erlebt. Cthulhu thematisiert den unbezwingbaren Schrecken, beziehungsweise das Grauen, das nur unter Aufbietung der eigenen geistigen Gesundheit bekämpft werden kann. Ein Monsterkatalog mit nahezu 500 Seiten scheint hier fast als etwas zu viel des Guten. Auch stellt sich die Frage, ob die 40 Euro für dieses umfangreiche Werk nicht besser in andere Quellen- oder Szenariobände investiert wären. Dies ist natürlich etwas, das jeder Spielleiter für sich selbst beantworten muss, das Kosten-Nutzen-Ergebnis dürfte jedoch bei Büchern wie "Chaugnar Faugns Fluch" oder "Expeditionen" besser sein.

Malleus Monstrorum Zweite Edition ist fraglos eine gewaltiger Kraftakt der Cthulhu-Redaktion. Niemals zuvor fanden sich alle Mythos-Kreaturen und Götter versammelt in einem Band. Auch die Präsentation der enthaltenen Daten und Fakten verdient höchstes Lob. Abstriche müssen leider in punkto Leitbarkeit und Preis-Leistung-Verhältnis gemacht werden, da gerade im Cthulhu-Rollenspiel der Sinn eines Monsterhandbuches nur schwer nachvollziehbar ist. Da er aber gemäß einer Umfrage im offiziellen Cthulhu-Forum als komplettes Nachschlagewerk gewünscht wurde, kann man davon man davon ausgehen, dass der entsprechende Bedarf an diesem Band besteht und der Band gekauft werden wird. Abschließend sei also zu sagen, dass mit dem Malleus Monstrorum Zweite Edition ein weiteres Prachtexemplar rollenspielerischer Quellenbände vorliegt, der zögernde Käufer sich jedoch genau überlegen sollte, ob er die 40 Euro nicht in für ihn besser nutzbare Bücher anlegt.

Markus Goedecke



Hardcover | Erschienen: 01. Oktober 2008 | ISBN: 9783939794653 | Preis: 39,95 Euro | 504 Seiten | Sprache: Deutsch

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