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Von der Gaming-Community ursprünglich heiß erwartet, wurde "Assassin?s Creed" bereits kurz nach Erscheinen sprichwörtlich mit Fackeln und Mistgabeln durch?s Dorf gescheucht. Der Hype wurde dem Endprodukt einfach nicht gerecht, hieß es - eine zumindest teilweise verständliche Ansicht.
In "Assassin?s Creed" übernimmt man die Rolle des Assassinen Altair im Orient zu Zeiten der Kreuzzüge ... - nun gut, eigentlich geht es um den gekidnappten Barkeeper Desmond, Altairs Nachfahre in der Gegenwart, der mittels einer Maschine - des Animus - gezwungen wird, in seinem genetischen Gedächtnis Erinnerungen aus einer bestimmten Lebensperiode seines Ahnen nach etwas zu durchforsten, das seine Entführer verzweifelt suchen - worum es sich handelt, offenbart sich erst im weiteren Spielverlauf. So abstrus die Story vielleicht klingt, der Science-Fiction-Part mit Desmond spielt nur eine sehr untergeordnete Rolle, da man die meiste Zeit über als Altair in der virtuellen Vergangenheit unterwegs ist und sich vollständig auf die mittelalterliche Atmosphäre einlassen kann.
Diese ist mit Sicherheit das Beeindruckendste an "Assassin?s Creed": bekannte Metropolen der damaligen Ära, wie Damaskus oder Jerusalem, erstrahlen in ihrer alten Pracht und laden zur Erkundung ein. "Assassin?s Creed" ist nämlich kein reines Action-Adventure, sondern ein Open-World-Titel, weshalb es möglich ist, sich innerhalb von Altairs Erinnerungen, deren Ausmaße durch den Animus begrenzt werden (was durchaus logisch ist: man kann sich nicht an Orte erinnern, an denen Altair zum gegebenen Zeitpunkt noch nicht gewesen ist), frei zu bewegen - und ?frei? ist wörtlich zu nehmen.
"Assassin?s Creed" ist eindeutig ein geistiges Sequel der auch bei Ubisoft entwickelten "Prince of Persia"-Reihe: Altair kann geschickt Mauern und Fassaden empor klettern, von Dach zu Dach springen und manch waghalsiges Manöver (wie die sogenannten ?Todessprünge?, bei denen er sich von sehr großer Höhe kopfüber in die Tiefe stürzt) vollziehen. Dieser Hang zur Akrobatik soll sich rasch bewähren: Die städtischen Dächer sind des Spielers beste Freunde, sollten sie von den Wachen entdeckt werden und fliehen müssen. Auch erlaubt das Erklimmen von Aussichtspunkten manch interessante Entdeckung.
Das Gefühl von Freiheit wird in gleichem Maße von der Grafik-Engine vermittelt. Diese geizt nicht mit Details, bietet enorme Weitsicht und lässt, bedingt durch stimmungsvoll eingesetzte Lichteffekte die Welt von Altair lebendig erscheinen. So wurde unter anderem ein ?Wolkeneffekt? integriert, sodass die Sonne, wenn Wolken vorbeiziehen, kurz verdeckt wird, was, realistischerweise, auch die Belichtung verändert. Sein Übriges zur Atmosphäre tut der Soundtrack, der wirklich rein zur Untermalung der Szenarien dient und zu keiner Zeit störend in den Vordergrund drängt.
Welchen Grund kann es also geben, dass dieses grandiose Spiel nur drei Sterne erhält?
"Assassin?s Creed" hat leider für jeden positiven Aspekt auch einen negativen parat. Die spielerische Freiheit, vor allem das Springen von Dach zu Dach, fühlt sich zwar toll an, das Gameplay selbst ist aber sehr repetativ - wie auch die Missionsziele. In jeder Stadt kommt das gleiche Prozedere zur Anwendung: Verbindungsmann finden, Auftrag ab- und daraufhin Informationen einholen (über die immer gleichen drei Methoden: Belauschen, Befragen, Taschendiebstahl), eventuell ein paar optionale Missionen erfüllen (auch stets dieselben: Bürger retten, Aussichtspunkte finden, für Informanten mit oder ohne Zeitlimit Flaggen sammeln beziehungsweise bestimmte Ziele ausschalten), Attentat durchführen und anschließend zurück zum Verbindungsmann flüchten, während die ganze Stadt hinter einem her ist. Der wichtigste Part - das Attentat - enttäuscht jedoch am meisten: Wer ein ähnlich subtiles Vorgehen wie in den Ablegern der "Hitman"-Saga erwartet, liegt falsch - man kann problemlos die gesammelten Informationen ignorieren und in die Höhle des Löwen mit gezogenem Schwert reinmarschieren, rund 20 bis 30 Wachen töten - und schließlich das eigentliche Ziel.
Das Kämpfen wird in "Assassin?s Creed" schnell zur lästigen Routine, denn es tauchen (vor allem gegen Ende, wo Konfrontationen unvermeidlich sind) derart viele Gegner auf, dass Sonys "God of War" dagegen konservativ wirkt. Die zahlreichen Duell-Achievements - von denen eines beispielsweise die Tötung von 25 (!) Wachen in einem einzigen Kampf voraussetzt - können ohne große Anstrengung erlangt werden. Das Kampfsystem an sich ist zudem äußerst anspruchslos: Sobald man die Fähigkeit ?Kontern? gelernt hat, muss man nur noch auf eine Attacke warten, um den Gegner auf den Boden zu stoßen oder ihn gleich mittels One-Hit-Kill außer Gefecht zu setzen. Keine Konkurrenz für Titel wie "Ninja Gaiden".
Natürlich wird man in der Regel nicht zum Kampf gezwungen. Wird man erspäht, ist eine Flucht möglich, aber meist sinnlos, da die Städte scheinbar mehr Wachen als Einwohner beherbergen und auf jedem zweiten Hausdach mindestens ein Bogenschütze positioniert ist; außerdem können die Feinde schneller laufen als Altair. Es ist auch möglich, Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen und unerkannt zu bleiben - sofern einen das Spiel lässt ...
Soldaten und Stadtwachen zu umgehen, ist nämlich pures Glücksspiel - manchmal schlendert oder läuft man an ihnen vorbei, und obwohl sie Altair noch nie gesehen haben, heißt es plötzlich: "Ein Assassine!" - schon wird man gejagt. Um dies zu vermeiden, reicht es jedoch, ein bisschen langsamer zu gehen und die Hände zu falten (?Untertauchen? - man gibt vor, ein Gelehrter zu sein, die ebenfalls in weißen Gewändern betend durch die Städte wandern). Das gleiche Szenario erfährt man zu Pferde: galoppiert man zu schnell, sind sofort sämtliche Wachen hinter einem her, hält man die A-Taste gedrückt und reitet somit langsamer, ist alles in bester Ordnung. Was soll das? Gilt man im heiligen Land bereits als kriminell, wenn man es eilig hat?
Selbst die Grafik-Engine ist zu kritisieren: So schön sie auch anzusehen ist, es fällt negativ auf, dass viele Texturen erst geladen werden, wenn sich Altair auf sie zubewegt. Beispielsweise werfen Objekte öfters keinen Schatten - der Schatten wird erst geladen, wenn man direkt vor ihnen steht. Außerdem bleiben Pferde eventuell in Felsbrocken oder Häusern ?stecken?. Leider - und dies ist wohl ihr größtes Manko - ist selbst die Framerate keineswegs konstant und nimmt in Kämpfen bei vielen Gegnern auf dem Bildschirm spürbar ab.
"Assassin?s Creed" wäre ein großartiges Spiel, hätten die Entwickler sein Potenzial vollständig ausgeschöpft, leider ist dem nicht so, weshalb es nur ?OK? ist. Aufgrund seines simplen, repetativen Gameplays und der lächerlichen Sci-Fi-Story ist es nicht vorbehaltlos zu empfehlen - wer mit den Makeln leben kann, wird jedoch für viele Stunden gut unterhalten.