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Nachdem der Bundeswehr durch den Wehrbeauftragten des deutschen Bundestages attestiert wurde, von der Bevölkerung mit freundlichem Desinteresse gestraft zu sein, ist es nicht verwunderlich, dass eine andere Berufsgruppe ein noch größeres Schattendasein führt. Die Rede ist hierbei von Contractors, privaten Militärdienstleistern oder etwas weniger modern: Söldnern. Frank Hutsch möchte ein wenig Licht ins Dunkel bringen und widmet sich gezielt der Situation in Krisengebieten und der deutschen Beteiligung - sowohl der offiziellen als auch der "weniger offiziellen".
Die erste Hälfte des 288 Seiten umfassenden Taschenbuchs beschäftigt sich mit grundlegenden Fakten, die zum Verständnis der Situation in Krisengebieten notwendig sind. Welchen Auftrag erfüllen die regulären Streitkräfte zum Beispiel im ISAF-Einsatz in Afghanistan? Welche Dienstleistungen wurden bereits im Heimatland privatisiert und welche Schnittmengen und Parallelen ergeben sich bei den Auslandseinsätzen? Denn, das macht der Autor deutlich, um nichts anderes handelt es sich bei Private Military Companys (PMC): die Privatisierung hoheitlicher Aufgaben, die Hand in Hand mit Gewinnstreben und Profitmaximierung geht. Weiterführend werden die verschiedenen Dienstleistungssegmente näher betrachtet, die Risiken und die entsprechende Vergütung werden einer Querschnitt-Betrachtung unterworfen. Besonders herausgestellt wird die Zusammenarbeit zwischen regulären Streitkräften und Söldnern. Anhand von drei ausgewählten Biografien geht der Autor auf die Situation in Afghanistan und im Irak ein und zeigt auf, in welche Situationen auch deutsche Contractors regelmäßig geraten.
Die andere Hälfte des Buches beschäftigt sich mit so genannten islamistischen Söldnern. Hiermit meint Hutsch jene Menschen, die in Afghanistan, dem Irak, aber auch auf dem Balkan unterwegs sind und deren Handwerk sich nicht nur auf perfides "In-die-Luft-sprengen" beschränkt. Kurz geht Hutsch auf verschiedene bekannte Rückzugsräume ein, beschreibt Anwerbung, Ausbildung und Vergütung und differenziert hierbei zwischen deutschen Islamisten und lokalen Söldnern.
Der Leser erhält einen guten Überblick über den Einsatz von privaten Militärfirmen, ihren wirtschaftlichen Background und die Ursachen für ihre Entstehung und ihren massiven Erfolg. Es gelingt dem Autor streckenweise sehr gut, die Motive und Beweggründe der zumeist männlichen Söldner darzustellen. Aber auch der direkte Vergleich zwischen den Privaten Militärfirmen und Organisationen wie Al Kaida kann überzeugen. Hutsch zeigt grenzwertige Entwicklungen auf, gibt alarmierende Einblicke in das Business der PMCs und schildert fesselnd unterschiedliche Situationen auf den Straßen Afghanistans und im Irak. Zwischenzeitlich verliert der Autor jedoch den Faden, wiederholt sich häufig und verfällt in einen distanzlosen, polemischen Stil.
Bei "Exportschlager Tod" handelt es sich im Wesentlichen um eine fundierte und interessante Schilderung einer Einsatzrealität, die bisher wenig Beachtung fand. Das Engagement der westlichen Industrienationen in Ländern wie dem Irak hat dort ein wirtschaftliches System etabliert, das auch für ehemalige deutsche Soldaten und Polizisten lukrative Verdienste bietet. Der Leser erhält mit der ersten Hälfte des Buches eine lesenswerte Momentaufnahme, die Schilderungen sind glaubwürdig und nicht halb so reißerisch wie die Titel vermuten lässt. Die zweite Hälfte ist etwas unspektakulärer und langatmiger und kann nur in Teilen überzeugen.