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Nach ihren Abenteuern im ersten Band von "Belladonna" finden Marie, die schöne Geheimagentin am Hofe Ludwig XIV., und Hauptmann Maxim keine Ruhe, auch wenn seit den Ereignissen aus "Marie" einige Zeit vergangen zu sein scheint.
Während Maxim nach den Ereignissen im letzten Band noch vom Dienst suspendiert ist und im Training erst wieder beweisen muss, dass er durchaus in der Lage ist, seine Männer zu führen, muss Marie eine gefährliche Mission übernehmen.
Auf sich allein gestellt, wird sie gefangen genommen und stellt während des brutalen Verhörs etwas Beunruhigendes fest: Längst verschüttete Erinnerungen treten bei ihr wieder zu Tage. Marie fragt sich, was mit ihr während ihrer Ausbildung in Indien wirklich geschah und ob der Italiener, den sie seit dem ersten Band bekämpft, vielleicht doch die Wahrheit sagte, als er erklärte, Marie würde zu seiner Organisation gehören.
Kurz, aber sehr actionreich präsentiert sich der zweite Band von Belladonna dem Leser. Rhythmus und Aufbau der Geschichte erinnern mit den schnellen Schnitten und Szenenwechseln an einen Actionfilm, den Hollywood wohl nicht besser produzieren könnte. Leider hat der Band aber auch die Nachteile eines solchen Films: Durch die Geschwindigkeit geht etwas an Tiefe verloren. Die Ereignisse überschlagen sich gerade zum Ende des zweiten Bandes hin geradezu, lassen den Leser kaum verschnaufen und oftmals etwas sprachlos zurück. Wer zum Schluss all die Personen waren, die da in schneller Folge über die Bühne gingen, und was ihre Motivationen für ihr Handeln und ihre Beziehungen zu Marie und Maxim sind, das muss man gegebenenfalls im ersten Band nachschlagen.
Der Zeichenstil ist wie schon im ersten Band typisch für europäische Comics. Ausgeprägte Nasen, betonte Augen und endlos lange Beine bei Marie zeugen nicht gerade von naturgetreuer Wiedergabe der Wirklichkeit. Dafür ist der Stil ansprechend und gelungen, die Charaktere haben Charme und sind mit viel Liebe fürs Detail gezeichnet. Dies gilt auch besonders für die Hintergründe, die einen sofort ins Frankreich des späten 17. Jahrhunderts versetzen.
Auch die Colorierung kann nur als gelungen bezeichnet werden und gibt besonders gut die Lichtverhältnisse in den einzelnen Szenen wieder.
Wer von einer spannenden, unterhaltsamen und actionreichen Abenteuergeschichte im Mantel und Degen-Stil in Frankreich zu Zeiten Ludwigs XIV. angesprochen wird, der wird viel Vergnügen an Maries Abenteuern finden. Allerdings bleibt nach der Lektüre des zweiten Bandes die Frage, ob Autorenduo Ange die Handlung in würdiger Weise abschließen und alle offenen Fragen beantworten kann. Etwas mehr an Inhalt hätte dem Band, der mit 49 Seiten schon sehr dünn ausgefallen ist, sicherlich gut getan.
So hält man das Comicäquivalent eines Sommerblockbusters in Händen. Laut, schnell, bunt und sehr unterhaltsam - wenn auch nicht immer gut zu verfolgen und besonders tiefsinnig. Aber das muss ja auch nicht jede Geschichte sein.