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Der Schamane ist in seinem Stamm oft Medizinmann, Priester und Totenführer in einer Person. Um diese komplexen Aufgaben ausführen zu können, begibt er sich auf veränderte Bewusstseinsstufen, auf denen er dann Erkenntnisse erlangt. Dies geschieht etwa durch das Schlagen einer Trommel oder den Genuss bestimmter Substanzen, die den Schamanen in ekstatische Zustände versetzen. Mit dem Thema „Schamanismus und Ekstase“ hat der bekannte Religionswissenschaftler Mircea Eliade sich intensiv auseinander gesetzt und seine Gedanken und Beobachtungen als Buch veröffentlicht. Die französische Originalausgabe erschien bereits 1957 in Paris und dies ist bereits die dritte Auflage der Taschenbuchausgabe des Suhrkamp Verlages.
In dem fast fünfhundert Seiten umfassenden Buch betrachtet Mircea Eliade den Schamanismus als religiöses Phänomen und vergleicht dabei Schamanen der Völker in Zentralasien und Sibirien, Afrika und Australien, Nord- und Südamerika, den Griechen und den Germanen. Der erste Teil gehört den Rekrutierungsmethoden und dem Schamanismus im Allgemeinen und Eliade grenzt ekstatische von psychopathologischen Bewusstseinszuständen ab. Dem folgen Abschnitte über Initiationskrankheiten und –träume, die Erlangung der Schamanenkraft und die schamanische Initiation. Anschließend erfährt der Leser Näheres über das Aussehen und die Herstellung der Schamanentracht und insbesondere über die Trommel - ganz besonders geht Eliade hier auf die Schamanen Zentral- und Nordasiens ein. Er beschreibt die sogenannte „Auffahrt zum Himmel“ und den „Abstieg in die Unterwelt“, schreibt über magische Heilungen, den Schamanen als Seelengeleiter sowie über Schamanismus und Kosmologie. Dem folgt ein Einblick in den Schamanismus in Nord- und Südamerika, Südostasien und Ozeanien, bei den Indogermanen sowie in Tibet und China. Ein Abschnitt über analoge Mythen, Symbole und Riten schließt das Buch ab. Im Anschluss führt Eliade in einigen Schlussbetrachtungen aus, wie der nordasiatische Schamanismus entstanden ist. Ergänzt wird das Buch durch ein alphabetisches Register.
Das Buch hat bis heute nichts an Aktualität verloren und ist in seinem umfassenden Wissen und seiner Bedeutung bislang einzigartig. Mircea Eliade hat eine Vielzahl von Quellen für seine Darstellung herangezogen. Dass die Arbeit nicht alle Aspekte enthalten kann, schreibt er selbst und verweist auf Ethnologen und Spezialisten der Amerikanistik oder Altaistik. Auch gibt er in den Fußnoten Hinweise auf Quellen, in denen man sich weiter informieren kann.
Die Texte sind auch für Laien interessant und gut lesbar. Eliade beschreibt eine Fülle von Beispielen sehr ausführlich, genau und anschaulich - etwa wie ein Schamane erkannt und für seine Berufung bestimmt wird. Bei einigen Völkern geschieht dies durch die alten Schamanen, bei anderen offenbart sich die Berufung durch einen Traum, eine Krankheit oder ein äußeres Zeichen, bei manchen wird sie gar vererbt.
Eliade teilt seine interessanten Gedanken und Schlussfolgerungen mit und interpretiert das Geschehen. Er erklärt die Rituale und Methoden und gibt einen Einblick in die Symbolik; so werden etwa Gesichter und Körper mit Asche eingerieben, um das bleiche Leuchten von Gespenstern zu erreichen. Auch die Kleidung dient dem Schamanen oft dazu, ihm einen magischen Körper in Tiergestalt zu verschaffen.
In dem Buch findet sich eine faszinierende Darstellung eines kulturellen Phänomens und seines Wandels. Es gibt Einblick und berührt die Bereiche von Magie, Mystik und Religion. Der Schamanismus ist nach wie vor lebendig. So hat der Autor und Regisseur Clemens Kuby einige moderne Schamanen besucht und in seinen Filmen und Büchern vorgestellt. Neben den traditionellen Schamanen, die nach wie vor in einigen Regionen tätig sind, haben heute zahlreiche schamanische Techniken, wie Trommelreisen oder Visualisierungen Eingang in die moderne Psychotherapie gefunden und sind aus den esoterischen Programmen nicht wegzudenken.