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Obwohl wir immer mehr mit dem Computer machen, gibt es doch eine alte Kunst, die sozusagen das Gegenstück zu der mit dem Computer erstellten Schrift bildet: Die Kalligraphie. Nun könnte man natürlich davon ausgehen, dass in dem Zeitalter des Computers diese Kunst immer weniger Bedeutung hat, doch das Gegenteil ist der Fall, denn das Kunstwerk des schönen Schreibens wird immer wichtiger. Die Frage nach dem Warum ist dabei auch leicht zu beantworten: Zum einen kann man mit dem Rechner nicht alles machen und ein persönliches Schreiben wirkt mit dem Computer - besonders, wenn man es nicht perfekt beherrscht - sehr unpersönlich und distanziert.
Nun könnte man natürlich behaupten, schreiben kann doch jeder und wenn man sich ein bisschen Mühe gibt, kann man auch schön schreiben. Sicherlich kann fast jeder schreiben, doch kalligraphieren kann man deshalb immer noch nicht. Mit viel Übung wird es sicherlich jeder hinbekommen, doch braucht man dafür auch vernünftige Hilfestellungen, sonst kommt man über einen gewissen Status nicht hinaus. Nun gibt es ein neues Buch im Knaur-Verlag, in welchem die Autorin Nancy Ouchida-Howells dem Leser das Erstellen von kalligraphischen Werken beibringen möchte.
Auf den ersten Blick fällt einem direkt die etwas außergewöhnliche Aufmachung des Buches auf. Es erscheint im Querformat und ist spiralgebunden. Mit einem festeren Papier ist es leicht aufzustellen wie eine Staffelei, sodass man es auch während der Arbeit an einem der acht Projekten neben sich auf dem Tisch stehen haben kann, um immer mal wieder einen Blick darauf zu werfen.
Das Buch beginnt mit einer ausführlichen Einleitung, in welcher die Autorin die Geschichte der Kalligraphie beschreibt, bevor es mit den benötigten Materialien und den Grundtechniken richtig losgehen kann. Im ersten Projekt beginnt man mit dem Erstellen selbst gemachter Tischkarten und Menüs für ein Fest. Danach geht es weiter mit dem Basteln von Einladungen und einem kleinen Büchlein, welches einen schönen Spruch enthalten kann und in die Jackentasche passt.
Die weiteren Projekte sind etwas anspruchsvoller, so geht es mit einem selbst erstellen Umschlag für ein Fotoalbum und dem Schreiben und Verzieren eines Familienstammbaums weiter. In den anderen Projekten lernt man, wie man am Besten Grußkarten und Geschenkpapier bastelt, Umschläge für ein Notizbuch entwirft und ein Schatzkästchen edel gestaltet.
Die Ideen in dem Buch sind wirklich einzigartig und nur noch als genial zu beschreiben. Man lernt, wie man Dinge herstellen und veredeln kann, die man immer mal wieder benutzen kann oder die dadurch einen gewissen persönlichen Charakter verliehen bekommen. Leider gibt es bei der Herstellung ein paar Probleme. Sicherlich ist alles sehr einfach beschrieben und viele gute Bilder helfen beim Nachmachen, doch ist es mehr ein Bastelbuch als ein Kalligraphie-Buch, denn von den Kenntnissen der Kalligraphie wird zum größten Teil bereits ausgegangen. Zwar gibt es eine kurze Einführung, doch beispielsweise nur ein Alphabet auf der letzten Seite, wodurch man in der Arbeit stark eingeschränkt ist. Eine ausführlichere Einleitung mit mehr Auswahl an möglichen Schriftarten und einigen Übungen wäre dabei sehr wünschenswert gewesen.
Da es eher ein Bastelbuch ist, könnte man nun sagen "Thema verfehlt" und das hat es auch in gewisser Weise. Doch es ist trotzdem kein schlechtes Buch, sodass es eine gute Bewertung verdient hat mit dem Vorschlag an den Verlag und die Autorin, sich vielleicht deutlich an erfahrene Kalligraphen zu wenden, die bereits die Grundtechniken beherrschen oder aber den Titel des Buches in "Möglichkeiten zur Anwendung von Kalligraphie" oder ähnliches zu ändern. Dies würde den Charakter des Buches um einiges besser treffen, da es für Anfänger nicht unbedingt zu empfehlen ist.