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 Sie kamen bis Konstantinopel


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Padraich hat Schuld auf sich geladen - eine schwere Schuld, die er nur durch ein lebenslanges Martyrium tilgen kann. So beginnt für den irischen Jungen ein Leben als Mönch. Gebildet und gereift begibt er sich auf den Weg, sein Schicksal zu erfüllen. Sein Ziel ist die Bekehrung der Heiden zum christlichen Glauben. Doch stellt er fest, dass dies nicht die wahre Herausforderung ist. Selbst unter den Christen gibt es Tausende, die es nicht so ernst nehmen mit ihrem Glauben. Diese auf den rechten Weg zu bringen, erfordert meist noch mehr Überzeugungsarbeit als bei den Heiden. Es wird von Padraich erwartet Wunder zu vollbringen, was schwer auf ihm lastet. Noch schwerer drückt ihn aber eine besondere Fähigkeit – für ihn ein immerwährender Fluch.

Auch Daud will die Ungläubigen zum wahren Glauben führen. Nur gedenkt er dies mit dem Schwert zu tun, so sie sich nicht freiwillig zum einzig wahren Gott zu bekennen. Doch erlebt er bald einen herben Rückschlag und wird zum Gefangenen seiner eigenen Leute. Die verschleppen ihn aus der arabischen Wüste ans Mittelmeer. Was für Daud unter Qualen als Unglück begann, soll sich doch bald zu seinen Gunsten wenden. Mit List und Tücke gelingt es ihm in den Wirren der Zeit das Schicksal nach seinem Geschmack zu gestalten. Wobei ausgerechnet Pelagia genau nach seinem Geschmack ist. Die aus reichem Hause stammende junge Frau hat ihrerseits eine bewegte Reise hinter sich und ist keineswegs mehr ein kleines Mädchen. Vielmehr hat die aus dem christlichen Karthago stammende Frau ihren eigenen Willen und der will erst einmal gebrochen werden.

Auf vielen verschlungenen Wegen kommen die Padraich, Daud und Pelagia zusammen und werden wieder getrennt, bis sie sich zum Schluss als erbitterte Feinde im Kampf auf Leben und Tod gegenüberstehen.

Das siebte Jahrhundert unserer Zeitrechnung war gekennzeichnet von vielen entscheidenden Umwälzungen. Die dunklen Zeiten der Völkerwanderungen in Europa waren weitgehend beendet und die neuen Mächte begannen sich zu konstituieren, aber auch gegenseitig zu bekämpfen. Der Islam wurde geboren und trat einen Siegeszug durch die von inneren und äußeren Kriegen stark geschwächten Länder des Mittelmeeres an.
Zu dieser Zeit siedelt der Autor seine Geschichte an. Er lässt die Lebenslinien dreier Menschen sich berühren und ein Bild dieser Zeit entstehen. Dabei beginnt er zunächst mit dem Schluss. - besser gesagt: mit dem Anfang vom Ende. Denn wie es ausgeht, schildert der Autor natürlich dann erst wirklich am Ende des Buches. Zwischen diese beiden Teile fügt er die Geschichte dreier Charaktere, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Da ist der verschlossene, weltfremde Mönch und Priester Patricius (oder Padraich, wie er in seiner Heimat Irland heißt), die aus reichem Haus stammende Römerfrau und der aus ärmlichen Verhältnissen kommende Sohn der Wüste. Dabei sind die Charaktere nicht eindeutig schwarz/weiß oder gut/böse. Gerade Pelagia schwankt zwischen verzogener Göre und machtbesessener, herrschsüchtiger Frau in einem Extrem und mutiger, entschlossener Christin. Schließlich muss sie alle Höhen und Tiefen des Lebens durchmachen. Dabei ist sie opportunistisch und auch als Sklavin der Sarazenen stets auf ihr eigenes Wohl bedacht und verliert nie ihr großes Ziel - Macht, Ansehen und Reichtum - aus den Augen. Wobei es ihr zunächst herzlich egal ist, wer ihr dies bieten kann.

Neben diesen Hauptfiguren gibt es einige wundervollen Nebenfiguren, die meist etwas Humor in die Erzählung bringen. So zum Beispiel der ständige Begleiter Urso, der immer einen Spruch Salomos auf den Lippen hat, was leider nicht immer zur Situation passt.
Das Erzähltempo ist unterschiedlich. Wird die Kindheit des Iren im Kloster noch ausführlich geschildert, setzt die Erzählung bei den anderen beiden Figuren viel später ein und schreitet auch schneller voran. Über die Zeit des siebten Jahrhunderts ist wenig Quellenmaterial verfügbar. Doch hat man den Eindruck, dass der Autor alle gesicherten Daten in den Roman drängt. Da sind die Kämpfe um die Nachfolge Mohammeds, das Martyrium des Heiligen Emmeran, schließlich der Abwehrkampf der Christen gegen die Muslime. Der Roman wartet mit einer ungeheuren Detailfülle dieser Zeit auf, was sich aber harmonisch zu einem Gesamtbild zusammenfügt. Die Schilderung dieses facettenreichen Bildes der damaligen Zeit geht aber zu Lasten der Spannung, obwohl die Ereignisse selber meist schon dramatisch genug waren. Die Figuren machen im Laufe der Erzählung gewaltige Entwicklungen durch und sind sehr vielschichtig ausgearbeitet. Fieberte und bangte man noch mit einer Figur mit, so verdammt man wenige Seiten später ihre Handlungen und freut sich über deren Fehlschläge.

Fazit: Ein historischer Roman, der die Zeit des siebten Jahrhunderts in ihrer Gesamtheit wunderbar einfängt. Die Verquickung historischer Ereignisse und dichterischer Fiktion gelingt perfekt. Man wird sehr gut unterhalten und bekommt einen kleinen Einblick in diese bewegte Epoche, der Lust auf mehr macht.

Lars Perner



Hardcover | Erschienen: 1. Januar [Value3] | ISBN: 9783805340816 | Preis: 19,90 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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