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Sabine Kuegler wurde durch ihren Debütroman
Dschungelkind berühmt und erstürmte in kürzester Zeit die Bestsellerlisten. In dem Buch berichtet sie von ihrer Kindheit im Dschungel von West-Papua. In ihrem zweiten Roman
Ruf des Dschungels erzählt sie, wie sie als erwachsene Frau in den Dschungel zurückkehrt. Doch die Zeit zwischen ihren beiden Aufenthalten im Dschungel schneidet sie nur kurz an. Genau dieser Zeit widmet sie sich jedoch in ihrem neuen Roman
Jägerin und Gejagte.
Nachdem Sabine Kuegler im Urwald von West-Papua mit dem Fayu-Stamm aufgewachsen ist, geht sie als altersmäßig fast erwachsene Frau in die Schweiz auf ein Internat und lernt die westliche Welt kennen. Dabei muss sie feststellen, dass diese Welt vollkommen anders funktioniert als die Welt, die sie im Dschungel kennengelernt hat. Nach und nach erschließt sie sich die Bedeutung von verschiedenen Orten wie Bars und die Benutzung von öffentlichen Einrichtigungen wie Bussen. Doch so sehr sie die äußere Welt kennenlernt, so sehr verunsichern sie die Menschen.
Von den Fayu kennt sie vor allem die Zusammengehörigkeit zum Stamm. In der westlichen Welt dagegen zählt das Individuum. Sabine Kuegler hat es im Urwald nicht gelernt, sich gegenüber anderen Menschen abzuschotten und auch die Boshaftigkeit, mit der manche Menschen vorgehen, kann sie erst einmal nicht erkennen. Dadurch stürzt sie nach und nach in ein immer schwärzeres Loch.
Der Leser verfolgt in diesem Buch den schweren Kulturschock und den psychischen Absturz des einst so glücklichen Dschungelkindes. Während sie im Dschungel erwachsen wurde, ist die westliche Welt fremd für sie, und sie ist vergleichbar mit einem circa zwölfjährigen Mädchen aus dem Westen. Die Autorin erlernte ganz andere Werte und Fertigkeiten, die ihr jedoch in der Schweiz nichts nützen.
In der ersten Hälfte des Buches begleitet man die Autorin auf einer Spirale in den psychischen Zusammenbruch. Dabei lässt sie den Leser in die menschlichen Abgründe der westlichen Zivilisation blicken und hält der Gesellschaft den Spiegel vor. Man erschrickt an vielen Stellen vor dem Unverständnis und der Bosheit einzelner Menschen. Umso befreiender ist dann die zweite Hälfte des Buches, in der Sabine Kuegler beschreibt, wie sie sich langsam, aber stetig aus dem Loch herauszieht und schließlich ihr erstes Buch
Dschungelkind schreibt.
Das Buch erzählt die beeindruckende Geschichte einer starken Frau, die lernt, sich in der westlichen Kultur zurechtzufinden. Dabei schreibt sie sehr ansprechend und zieht den Leser in ihren Bann. Durch viele Details wird die Geschichte lebendig, ohne dass man sie selbst erlebt hat. So kann man mit der Autorin weinen und lachen. Auf diesem Wege schafft Sabine Kuegler es auch, dem Leser einen Spiegel vorzuhalten, so dass man anfängt zu überlegen, wie man selbst in vielen Situationen reagiert hätte.
Interview zum Buch