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Anna gehört zu den pragmatisch denkenden Menschen. Und ein bisschen vorurteilsbeladen ist sie auch, als sie kurz vor Weihnachten von Berlin mit ihrem kleinen, altersschwachen Auto nach Polen fährt, um es sich dort klauen zu lassen – denn in Polen werden doch ständig Autos geklaut, oder? Und nur, wenn das Auto weg ist, wird die Versicherung ihr den bescheidenen Schaden ersetzen. Dabei kann Anna nur hoffen, dass ein Pole mit Sachverstand das Ding klaut, denn die alte Klapperkiste springt kaum noch an, und ein nicht fahrendes Auto zu klauen könnte schwer werden …
Während Anna sich noch Gedanken dieser Art macht, lernt sie den Jurastudenten Max kennen. Der ist in Polen, um das ehemalige Anwesen seines Großvaters einzuklagen. Schließlich wohnte der mal dort, und den Polen gehört das Anwesen eigentlich gar nicht und überhaupt.
Irgendwie raufen die lockere Anna und der spießige Max sich zusammen, um gemeinsam weiterzureisen. Dabei lernen sie allerlei wunderliche Gestalten kennen: spendable Gastwirtinnen, Weihnachtsmänner mit Enkeln in Hamburg, resolute Wodkaverkäuferinnen, gastfreundliche Familienväter und deren antideutsche Ehefrauen und einige mehr. Und während um sie herum munter Wodka getrunken und Blutwurst gegessen wird, kommen sich die ungleichen Anna und Max langsam näher.
Mit „Polska Love Serenade“ lieferte Monika Anna Wojtyllo 2008 ihr Spielfilmdebüt ab. Die weihnachtliche Komödie mit romantischen Elementen lief auf dem Max-Ophüls-Festival und war sogar im Langfilm-Wettbewerb mit dabei.
Claudia Eisinger spielt die Anna mit viel Herz und Humor, und so wird sie schnell zum Zentrum des Films. Der Zuschauer fiebert mit Anna mit und lauscht nur zu gerne ihrer frechen Berliner Schnauze. Sebastian Schwarz als Max liefert ebenfalls eine solide Leistung, kann jedoch mit der bezaubernden Eisinger nicht ganz mithalten. Die übrigen Figuren sind gut besetzt, und sofort fühlt man sich in die polnische Grenzregion versetzt.
Dass so viele Klischees bedient werden – etwa die trinkfesten und klaufreudigen Polen oder der deutsche Vorbildspießer – stört nicht wirklich, da Wojtyllo diese Aspekte immer mit einem Augenzwinkern aufgreift. Insgesamt aber krankt die Handlung daran, dass sie nicht viel mehr zu bieten hat als eben das Darstellen dieser Klischees. Und wie ein Weihnachtsfilm endet, das ist wohl auch jedem klar. Die Überraschungen fehlen, und vielleicht fehlt auch ein wenig der Mut, mehr mit den Figuren zu spielen, ungewöhnlichere Wege zu beschreiten.
Denn das einzig Ungewöhnliche des Films ist bisweilen der Humor. Können vor allem die Dialoge überzeugen, baut Wojtyllo einige Elemente ein, die teilweise etwas lächerlich geraten sind, etwa ein seltsam bekleideter Engel, der Anna einen Klaps auf den Po gibt. Da wäre mehr drin gewesen.
Die Extras können sich sehen lassen: Wojtyllos Kurzfilm „Hog Heaven“ ist auf der Silberscheide ebenso vorhanden wie ein Video zur internen Filmpremiere, Audiokommentare, ein sympathisches Making-of und eine Diashow sowie weitere Filmtrailer von Renaissance Medien.
Mit „Polska Love Serenade“ legt Monika Anna Wojtyllo einen liebenswerten Film über die deutsch-polnischen Beziehungen vor, der vor allem durch seine tollen Schauspieler und seine humorvollen Dialoge und Situationen punktet. Wirklich Spannung will allerdings nicht aufkommen, und etwas arg vorhersehbar bleibt der Film leider auch. Dennoch ein ordentlicher Debütfilm von einer Regisseurin, von der man hoffentlich noch mehr zu sehen bekommt.