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 Der Herr der Ringe


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
"Als Herr Bilbo Beutlin von Beutelsend ankündigte, dass er demnächst zur Feier seines einundelfzigsten Geburtstages ein besonders prächtiges Fest geben wolle, war des Geredes und der Aufregung in Hobbingen kein Ende."

So beginnt J.R.R. Tolkiens Meister- und auch Lebenswerk „Der Herr der Ringe“; das Buch hat seit seiner Veröffentlichung im Jahr 1954 ganze Generationen von Fantasylesern begeistert, berührt und mitfiebern lassen. Auf den verheißungsvollen Einstieg folgen knapp 1300 Seiten, die für so manchen Leser sicherlich Segen und gleichzeitig Fluch waren – ein wenig Durchhaltevermögen ist bisweilen schon gefragt beim „Herr der Ringe“, doch man wird reich dafür belohnt. Ohnehin hat die Geschichte mit der dreiteiligen Verfilmung von Peter Jackson wieder einen wahren Boom ausgelöst und auch junge Leser für Tolkien und für Fantasy allgemein begeistert. Die Handlung, obwohl recht bekannt, soll hier noch einmal kurz wiedergegeben werden:

Der Hobbit Bilbo Beutlin nimmt die Feier seines 111. Geburtstages zum Anlass, sich aus dem Auenland, seiner geliebten Heimat, für immer zu verabschieden. Er vermacht seinem Neffen Frodo nicht nur sein Haus und seinen Besitz, sondern vor allem auch einen sonderbaren Ring, dessen Inschrift nur im Feuer sichtbar wird:


Ein Ring sie zu knechten,
sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben
und ewig zu binden.

Inschrift des Ringes

Noch ahnt der junge Hobbit Frodo nicht, was es mit dem Schmuckstück auf sich hat: Dieser Ring ist kein anderer als der Eine Ring, einst geschmiedet, um alle anderen magischen Ringe zu beherrschen und ihre Träger zu knechten. Der Ring macht seinen Träger unsichtbar und beschert ihm ein unnatürlich langes und vermeintlich glückliches Leben – immerhin wirkt Bilbo mit seinen immerhin 111 Jahren noch taufrisch -, er lenkt aber auch unweigerlich die Aufmerksamkeit des grausamen dunklen Herrschers Sauron aus dem Lande Mordor auf seinen Träger. Sauron setzt alles daran, den Einen Ring wieder in seinen Besitz zu bringen. Um dies zu verhindern, macht sich Frodo auf Geheiß des Zauberers Gandalf auf, den Ring nach Bruchtal in das Haus des weisen Elben Elrond zu bringen. Dabei begleiten ihn seine treuesten Freunde Samweis Gamdschie, Peregrin Tuk und Meriadoc Brandybock. Als die Freunde nach vielen bestandenen Abenteuern in Elronds Haus eintreffen, wird klar, dass die gefährliche Reise, die über das Schicksal von Mittelerde bestimmen soll, hier erst ihren Anfang nimmt: Neun Gefährten, die die freien Völker Mittelerdes vertreten, sollen gemeinsam losziehen, um den Einen Ring in den Flammen des Schicksalsberges zu vernichten und damit Mittelerde vor dem Dunklen Herrscher zu retten.

„Der Herr der Ringe“, dieses Fantasywerk von epischem Ausmaß, ist durch und durch zeitlos und zweifellos der Genreklassiker schlechthin. Der Kampf von Gut gegen Böse, in dem sich ein kleines, friedliebendes Völkchen einem dunklen und grausamen Herrscher in den Weg stellt, liest sich heute noch so bezaubernd wie damals, was vor allem an Tolkiens unglaublich detailreicher und authentischer Ausarbeitung der Welt Mittelerde, ihrer Völker, Sprachen und geografischen Eigenheiten liegt.
Für Fans der alten Übersetzung von Margaret Carroux, die sich mit der moderneren Fassung von Wolfgang Krege nie anfreunden konnten, gibt es nun eine wunderbare Nachricht: Klett-Cotta hat den „Herrn der Ringe“ in einer edel gestalteten Ausgabe in alter Übersetzung neu aufgelegt. Das Schönste: Die Neuauflage ähnelt frappierend dem alten „Roten Buch“, also jener einbändigen Hardcover-Ausgabe, die schon lange vergriffen und nur zu horrenden Preisen aus antiquarischen Beständen zu erwerben ist.

Das neu aufgelegte Buch besitzt einen Hochglanz-Schutzumschlag, der recht modern gestaltet ist und zunächst nicht so sehr begeistert, doch darunter verbirgt sich die wirklich wunderschöne Aufmachung: Der Band ist in rotes Leinen eingebunden, hat einen roten Schnitt, die Seiten sind herrlich dünn – wie in der alten Originalausgabe -, es gibt ein goldenes und ein rotes Lesebändchen und, Entzücken!, die beiden Karten, die auch dem „Roten Buch“ beilagen. Sie zeigen Mittelerde und einen Ausschnitt von Rohan und Gondor und sind hinten in einer Tasche eingelegt, so dass man sie jederzeit herausnehmen und näher betrachten kann. Weiterhin enthält diese Ausgabe des „Herrn der Ringe“ die kompletten Anhänge. Anzumerken ist, dass man beim allerersten Lesen der Neuauflage die Seiten bisweilen etwas vorsichtiger umblättern muss, da sie durch den roten Schnitt zumindest teilweise etwas zusammenkleben. Wer die sehr dünnen Buchseiten nicht wild auseinander rupft, dürfte hier aber keine Probleme haben.
Zum „Herrn der Ringe“ gibt es nicht mehr viel zu sagen – die Geschichte um die neun Gefährten wurde von Millionen Lesern weltweit gelesen, geliebt und immer wieder hervorgeholt und erneut gelesen. Anderen erschließt sich der Reiz dieses Mammutwerkes weniger oder gar nicht, beschränkt sich Tolkien doch bisweilen auf die eher trockenen Beschreibungen eines Beobachters (die aber ihre ganz eigene Schönheit haben). Zweifellos ist es aber einfach wunderschön und packend, in Tolkiens Welt einzutauchen, die er so liebevoll, so charmant, mit so großem Ernst und doch herrlich verspielt entworfen hat - man denke nur an Tom Bombadils Haus.

Fazit: Wer mit dem Gedanken spielt, sich den „Herrn der Ringe“ erstmalig zu kaufen, oder aber wer die Übersetzung von Margaret Carroux in einem einzigen Band haben möchte, welcher zudem noch der Gestaltung der alten Auflage des „Roten Buches“ nachempfunden ist, dem kann diese wunderbar gestaltete Neuauflage nur ans Herz gelegt werden – zumal der Preis wirklich sehr fair ist.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 1. August 2009 | ISBN: 9783608938289 | Originaltitel: The Lord of the Rings | Preis: 39,90 Euro | 1292 Seiten | Sprache: Deutsch

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