El Presidente ist zurück! Gemeint ist jener schmierige Diktator aus dem Kultspiel "Tropico 1", der einen fiktiven Inselstaat anführt und durch die wirren Zeiten des Kalten Kriegs führen muss, ohne dabei sein sattes Schweizer Konto aus dem Blick zu lassen. Nach dem enttäuschenden zweiten Teil (der auf einer Pirateninsel spielte) ist nun endlich Teil drei auf dem Markt - ein Remake aus dem Hause Kalypso Media.

"Tropico 3" bemüht sich, möglichst eng am Spielkonzept des erfolgreichen Vorgängers zu wandeln. Es präsentiert das Inselparadies jedoch vollständig in 3D ... ein ewiger Sonnenstaat kurz nach dem gewaltsamen Umsturz von "El Presidente". Diesen obskuren Herrscher kann man sich zunächst im Baukastensystem zusammenstellen, ob nun einen paranoiden rechten Caudillo mit Militärtick oder einen zweiten Fidel Castro, ob einen linksliberalen Schwärmer oder einen verschlagenen Ex-Gewerkschaftler. Zahlreiche Diktatoruniformen und Eigenschaften stehen dem neuen Presidente zur Verfügung. Dieser lebt ab sofort im Präsidentenpalast und wacht über die Geschicke des Landes. Da gilt es zunächst einmal Arbeit zu schaffen. Komfortabel scrollt und zoomt man über die Insel und sucht ein geeignetes Plätzchen für eine neue Farm, in der die Leute ihren Lohn aufstocken können. Für höhere Jobs benötigt man zunächst Einwanderer aus dem Ausland (zum Beispiel Priester, wenn man die Kirche unterstützt). Aus einem ganzen Aktenstapel an möglichen Regierungserlassen kann man zudem den Inselstaat auf seine persönlichen Berürfnisse zuschneiden und die Daumenschrauben am Finger des Volks enger drehen. Abtreibung verbieten? Die Katholiken im Land wird es freuen. Freie Presse erlauben? Quatsch, die meckern zu viel herum. Unliebsame Aufwiegler kann man natürlich auch bestechen oder von der Geheimpolizei verschwinden lassen. El Presidente selbst kann in diesem Teil Rundgänge auf der Insel übernehmen und einzelne Betriebe in Augenschein nehmen (was dort einen satten Produktionsbonus beschert); oder er schwingt große Reden vom Balkon seines Palastes aus und bringt die Insulaner auf Linie. Aber Vorsicht, wenn die Unzufriedenheit steigt, kann es auch zu einem neuen Umsturz kommen. Deshalb immer schön die Kröten in die Schweiz schaffen - darauf kommt es an. Wer es lieber mit der großen Politik hält, wird ebenfalls bedient und kann sich wahlweise bei den USA oder bei der UdSSR einschleimen. Könnte nützlich sein, falls es zum Atomkrieg kommt.

"Tropico 3" ist ein echter Überraschungserfolg. Das Wirtschaftssystem ist gut durchdacht; die Aspekte greifen gut ineinander, und die Elemente werden grafisch schön auf der 3D-Insel dargestellt. Es macht einfach Spaß, seine Minidiktatur wachsen und gedeihen zu sehen und unterschiedliche Politikstile auszuprobieren - vom wohlmeinenden Landespapa bis zum korrupten Finsterling. Den nötigen Zynismus sollte man freilich mitbringen. "Tropico 3" hat einen sehr feinen Galgenhumor, der nicht jedem liegt.
Nicht ganz so gelungen erscheint die Kampagne, die eigentlich nur aus simplen Aufbaumissionen unterschiedlicher Inseln besteht und eine durchgängige Geschichte vermissen lässt. Und natürlich hat auch diese Simulation auf Dauer einige Längen. Doch das durchaus knifflige Wirtschaftssystem, bei dem es gilt, Angebot und Nachfrage der Bevölkerung stets im Blick zu haben, für Arbeitsplätze zu sorgen und die Unzufriedenheit einzudämmen (ob nun mit Wohltaten oder blankem Terror), sorgt für anhaltende Spannung und animiert zum Weiterspielen.

Deshalb ist "Tropico 3" eine klare Empfehlung wert. Noch nie war es so spaßig, Diktator einer Bananenrepublik zu sein. Gewehr schultern, Ché-Mütze auf die Stirn, und los geht's!