"Töte die Monster - Klau den Schatz - Erstech deinen Kumpel"
Dies ist das Motto eines wahren Munchkins - eines Rollenspieler, der alles dafür tut, um seinen Charakter möglichst schnell möglichst stark und effektiv zu machen. Wie das Motto schon sagt, versucht er dies durch den Sieg über Monster und die Anhäufung großer Reichtümer zu erreichen, auch wenn dabei der eine oder andere Weggefährte auf der Strecke bleibt oder gar selbst zum Hindernis für den Munchkin wird. Gerade darum dreht sich das gleichnamige Spiel. Hier kann man sich einmal so richtig austoben.

Munchkin ist ein Kartenspiel der amerikanischen Steve Jackson Games und hat auch in Deutschland großen Anklang gefunden. Ausgezeichnet mit dem Origins Award als bestes traditionelles Kartenspiel hat es seine Karriere als humorvolles Spiel mit einigen Erweiterungen fortgesetzt.
Es besteht aus 168 Karten, die in zwei unterschiedliche Kategorien eingeteilt sind - Dungeon-Karten und Schatz-Karten. Weiterhin werden ein sechsseitiger Würfel und eine Möglichkeit zum Stufenzählen, in Form von Counter-Steinen oder einem Blatt Papier, benötigt. Munchkin ist für drei bis sechs Spieler geeignet, auch wenn es theoretisch auch für zwei Spieler spielbar wäre. Erfahrung bei Rollenspielen ist nicht notwendig, erhöht aber den Spaßfaktor ungemein.

Zu Beginn werden die zwei verschiedenen Stapel der Dungeon- und Schatzkarten bereitgelegt, von welchen sich jeder Spieler je zwei Karten nimmt. Nun beginnt das Runden-Spiel, in welchem jeder Spieler versuchen muss, seinen klassenlosen einfachen Menschen der ersten Stufe zu einem Helden mit der Stufe 10 zu machen. Hierzu muss jeder versuchen, möglichst viele Monster aus dem Dungeon zu besiegen, um deren Schätze zu klauen, die ihm verschiedene Boni verleihen können, und um eine Stufe zu steigen. Dabei kann es passieren, dass anstatt eines Monsters auch ein Fluch beim Eintritt in den Dungeon auf den Charakter wartet. Der Spieler kann aber auch seinen Charakter verändern, um effektiver im Kampf zu sein und noch mehr Siege über Monster zu erringen, die ihm jeweils eine bis zwei Stufen einbringen. So kann er aus seinem anfänglich menschlichen Charakter einen Elfen, Halbling oder Zwergen machen und sogar Klassen erhalten, die ihn sogleich zum Krieger, Priester, Dieb oder Magier werden lassen.
In jeder Runde zieht nun der Spieler eine Karte vom Dungeon-Stapel und "betritt" ihn somit. Flüche entfalten hier sofort ihre Wirkung und entdeckte Monster sind zu bekämpfen. Andere Karten, wie zum Beispiel Rassen- oder Klassenkarten können auf die Hand genommen oder sofort gespielt werden. Sollte der Spieler dann dennoch Lust auf einen Kampf haben, so kann er sich selbst ein Monster in den Dungeon werfen und es mit seinem Charakter bekämpfen, so er eines auf der Hand hat.
Im Kampf kann sich jeder Spieler entscheiden, ob er seinen Charakter kämpfen, weglaufen oder um Hilfe rufen lässt. Entschließt er sich für das Kämpfen, so wird die Stufe des Monsters mit der seinen zuzüglich aller Waffenboni verglichen. Die höhere Stufe gewinnt. Doch kann hier schnell noch mehr passieren, denn auch die anderen Spieler können in den Kampf eingreifen. So können sie das Monster beispielsweise durch magische Gegenstände stärken oder auch den Kämpfer versuchen zu schwächen. Gelingt es dennoch dem Spieler, seinen Charakter gegen das Monster zum Sieg zu führen, so bringt es diesem die Schätze des Monsters ein, wie auch eine bis zwei Stufen. Sollte das Monster zu stark sein, so kann man um Hilfe rufen und sich einen Mitspieler als Kampfgefährten suchen, der sicherlich gern etwas von den Schätzen abbekommt. Sollte jedoch kein anderer Spieler Hilfe anbieten, so bleibt dem Charakter nur noch die Flucht vor dem Monster, welches "schlimme Dinge" verursachen kann. Je nach Monster kann dies teils dramatisch für den Charakter enden. Notfalls muss er mit der aktuellen Stufe von neuem beginnen und sich neue Schätze erkämpfen oder erhandeln. Manchmal gehen aber auch erreichte Stufen verloren.

Munckin ist durch die satirischen Elemente ein amüsantes und eher unterhaltsames als ernstes Spiel, welches vor allem Rollenspieler ansprechen dürfte. Es ist in einer kleinen Pappschachtel erhältlich, die leider nicht die rechten Maße für die beiden Kartenstapel hat. Auch fehlen der notwendige Würfel und die Möglichkeit der Stufensimulation durch Counter oder ähnliches. Die Karten selbst sind in gelblichem Braun gehalten, was das Augenmerk eher auf die kleinen Cartoons und Kartentexte lenkt. Die Darstellungen sind satirisch amüsant und sorgen mit den Texten und Ideen für so manchen Lacher am Spieltisch. Hier ist zu sagen, dass die Übersetzung von Ulrike Bogdan gut gelungen ist, sieht man über kleine Fehler wie den falschen Imperativ von "erstechen" im Motto hinweg.
Der Ablauf des Spiels ermöglicht nicht nur vielseitige Variationen der Spielweise, sondern verfolgt auch auf einfache Art und Weise den Rollenspielgedanken. Er erfordert zwar weniger intensive Strategien als spontane taktische Vorgehensweisen, bleibt durch den Zufallsfaktor und die Interaktion der anderen Spieler aber unvorhersehbar und dadurch interessant.
Das beiliegende vierseitige Regelblatt ist leicht verständlich und ebenfalls eher lustig als ernst geschrieben, was jedoch dafür sorgt, dass manche Regeln oder Möglichkeiten unklar bleiben und diskutiert werden müssen. Die Lösung des Regelblattes rät dann, dass "andere Streitigkeiten dadurch geregelt werden, dass ihr euch gegenseitig laut anschreit, wobei der Besitzer des Spiels das letzte Wort hat".

Auf jeden Fall verspricht das Spiel unterhaltsame Abende und spiegelt nicht selten typische Rollenspiel-Situationen auf, die es satirisch auf die Schippe nimmt. Ein gelungenes Kartenspiel, welches sich zu Recht beliebt gemacht hat.