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Der Erste Weltkrieg, das Jahr 1917: Das deutsche U-Boot U29 attackiert einen englischen Frachter und versenkt ihn schließlich; nach diesem Einsatz taucht das Boot auf. Zu ihrer Verwunderung bemerkt die Besatzung einen gutaussehenden Jüngling, der offensichtlich tot auf dem Deck des Unterseebootes liegt. Der Junge hat ein seltsames Elfenbeinamulett bei sich, das das Haupt eines lorbeergekränzten Mannes zeigt. Einer der Leutnants auf dem Boot nimmt das Amulett an sich, weil er dahinter einen antiken Schatz von großem Wert vermutet, der Tote wird ins Meer geworfen. Doch das rätselhafte, aber dennoch harmlose Ereignis wirft schon bald einen dunklen Schatten auf die U29: Die Besatzung wird unruhig, Schwärme von Delfinen folgen dem Boot wie ein dunkles Omen und schließlich ist sich ein Großteil der abergläubischen Besatzung sicher, dass dies mit dem entwendeten Amulett zu tun haben muss. Es kommt zu einer Meuterei, und nur der Kapitän und der Leutnant bleiben an Bord. Die merkwürdigen Ereignisse reißen indes nicht ab, das U-Boot wird immer weiter nach Süden getrieben, ohne dass die beiden verbliebenen Männer etwas dagegen tun können. Schließlich kommt es zur Katastrophe …
U-Boote sind ja per se für die meisten Menschen recht beklemmend und daher der perfekte Stoff für ein spannendes Hörspiel, diesmal in Form einer weiteren Folge aus der sehr erfolgreichen Serie „Gruselkabinett“. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so klingt: Autor dieser unheimlichen Erzählung ist kein anderer als H.P. Lovecraft. Beginnt die Geschichte zunächst nicht sehr Lovecraft-typisch, so wendet sie sich schon bald dem zu, was der Autor so grandios darzustellen vermochte: fremd- und bösartige Kulturen und subtiles, sich zuspitzendes Grauen. Marc Gruppe hat die Geschichte grandios in Szene gesetzt, was vor allem auch der gelungenen Geräuschkulisse geschuldet ist sowie der hochkarätigen Sprecherbesetzung, die diesmal aus nur insgesamt sieben Personen besteht. Zu hören sind unter anderem Erich Räuker als Kapitänleutnant, Dennis Schmidt-Foß als Leutnant Klenze, Andreas Mannkopff als Bootsmann Müller und Tommy Morgenstern als Seemann Böhm. Wie ein Kammerspiel trägt sich das Geschehen fast nur auf der U29 zu – ein klaustrophobisches Szenario, das die Besatzung und den Hörer mit ihr einem ungewissen Schicksal entgegenträgt, das eng mit einem mysteriösen Amulett verknüpft zu sein scheint. Hier gibt es kein Entrinnen, die Kommunikation nach außen bricht ab und ein scheinbar bedeutungsloses Schmuckstück führt schließlich ins Verderben. Der zuerst bedrohliche Raum des U-Boots, aus dem es kein Entkommen gibt, wandelt sich gegen Ende zum Schutzraum, denn das Böse lauert draußen in den Tiefen des Ozeans …
Die Erzählung von Lovecraft ist recht kurz, und bis auf kleinere, aber gefällige Änderungen, die Marc Gruppe vorgenommen hat, hält sich die Inszenierung ziemlich eng an die Vorlage.
Etwas überraschend ist das Ende der Geschichte; sehr plötzlich bricht das Hörspiel ab, wo man doch gerade so gebannt vor dem Lautsprecher sitzt – einerseits eine kleine Enttäuschung für den Hörer, andererseits eine Aufforderung, hier die eigene Fantasie spielen zu lassen und sich selbst vorzustellen, was nun passiert.
Fazit: Es gibt kaum eine andere Hörspielserie, die sich wie das „Gruselkabinett“ auf so durchgängig hohem Niveau bewegt. „Der Tempel“ ist vielleicht nicht die allerstärkste Folge der Reihe, aber ein spannendes und gut inszeniertes Stück auf der Basis einer der weniger bekannten Erzählungen von H.P. Lovecraft. Subtil-gruselig und sehr atmosphärisch bietet auch der 39. Teil der Hörspielreihe 65 Minuten ausgezeichnete Unterhaltung!