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Die Anthologie „Metamorphosen - Auf den Spuren H.P. Lovecrafts“ beinhaltet 14 Geschichten von ebenso vielen - mehr oder weniger unbekannten - Autoren. Also Bonus gibt es einen Code für den kostenlosen Download einer CD der Band Sorrowfield.
Laut Anthologie-Beschreibung geht es um Menschen, die aus ihrem Alltag gerissen werden, indem sie unaussprechlichem Grauen begegnen. Aber sie stehen diesem Grauen nicht einfach nur gegenüber, sondern sie selbst sind Teil des Grauens. Denn – obwohl scheinbar normale Menschen – beherbergen sie ein dunkles Erbe in sich. Sie alle werden Opfer einer Verwandlung, die selbst die grausamsten Alpträume übertrifft.
Beim Thema Verwandlungen denkt man meist an Werwölfe, Vampire und ähnliche Gestaltwandler. Nun trägt „Metamorphosen“ den Untertitel „Auf den Spuren H.P. Lovecrafts“, der kundige Leser denkt dann sofort an die Tiefen Wesen. 14 Geschichten um die Tiefen Wesen wären natürlich langweilig, aber diese Befürchtung wird nicht erfüllt. Was einer der wenigen positiven Aspekte der Anthologie ist.
Die Metamorphosen-Idee abseits der klassischen Gestaltwandler bietet viele Möglichkeiten, mit Bezug auf Lovecraft erfordert es aber auch tiefe Kenntnis des Werks des Altmeisters des Horrors. Der Lovecraft-Bezug wirkt aber insgesamt gesehen eher aufgesetzt und die Kenntnis von Lovecrafts Werk scheint bei den Autoren weniger stark ausgeprägt zu sein. Lovecraft-Fans dürften eher zu den Kritikern der Anthologie gehören.
Dazu kommt, dass viele Autoren erstaunlich fleißig am eigentlichen Anthologie-Thema vorbei geschrieben haben. In der Schule hätte der Lehrer „Thema verfehlt“ vermerkt, leider haben die unerfahrenen Herausgeber das nicht gemacht. Die Grundidee wird oft nicht beachtet und wenn, dann ebenso oft nur halbherzig. Das Potential der Idee wird nur angekratzt, eine emotionale beziehungsweise inhaltliche Tiefe fehlt. Das mag aber auch an den mangelnden Fähigkeiten der Herausgeber und der meisten Autoren liegen. Böse könnte man es so ausdrücken, dass Herausgeber, deren Befähigung dazu schon fragwürdig ist, Geschichten von Anfängern veröffentlichen, wobei letztere anscheinend teilweise noch in den ersten Schreibversuchen stecken und sonst keinen Verlag gefunden hätten. Nachwuchsarbeit ist wichtig, darf aber gerne gelungener ausfallen. In dieser Form nützt sie letztlich den Autoren auch nichts.
Anthologien beherbergen meist Geschichten von unterschiedlicher Qualität und jeder Leser findet für sich welche, die ihm besser oder schlechter gefallen. Bei „Metamorphosen“ ist es so, dass die guten Geschichten trotzdem nur Mittelmaß sind und mindestens die Hälfte gar unterdurchschnittlich ist; einige sogar ärgerlich schlecht. Kleine – teilweise gute – Ideen werden durch noch eingeschränkte Schreibkünste behindert oder absolut spannungsarm umgesetzt. Diese kleinen Ideen reichen eben wirklich nur für eine Kurzgeschichte und selbst dann wirken sie oft nicht.
Abgesehen von den paar ganz netten Geschichten ist der einzige Lichtblick in dieser düsteren Angelegenheit „Der Journalist“ von Sascha Erni. Der titelgebende Journalist will einen Undercover-Bericht über eine obskure mystische Vereinigung schreiben, aber schnell fällt es ihm immer schwerer, die Fäden in der Hand zu halten. Auch diese Geschichte ist noch lange kein Meisterwerk, zeigt aber das Potential des Autoren.
Das Gesamturteil über "Metamorphosen" muss unterdurchschnittlich ausfallen. Die eine gute Geschichte und die paar durchschnittlichen können nicht aufwiegen, dass das Anthologie-Thema oft schlichtweg verpasst oder nur halbherzig umgesetzt wurde. Dazu kommt der arg konstruierte Lovecraft-Bezug, der wohl eher für höhere Verkaufszahlen sorgen soll, als diese Anthologie verdient hat. Selbst wirklich fanatische Sammler von Geschichten mit Lovecraft-Bezug sollten diesen billigen Verkaufstrick nicht unterstützen. Auch ungeachtet dieser Problematik bietet „Metamorphosen“ zu wenig, um einen Kauf zu rechtfertigen.