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Mit "Endstation Kabul" legte Achim Wohlgethan mit Unterstützung seines Co-Autors Dirk Schulze ein durchaus lesenswertes Buch vor, in dem er die Erfahrungen seines ersten Auslandseinsatzes in Afghanistan verarbeitete. Schwerpunkt bildete hier seine vorübergehende Unterstellung an das KCT, eine niederländische Spezialeinheit. Begleitet wurde das Erscheinen des Buches durch ein breites Medienecho. Mit "Operation Kundus" legt Wohlgethan nun ein weiteres Buch vor – diesmal dreht sich alles um seinen zweiten Auslandseinsatz und die Erfahrungen, die er in der nordafghanischen Provinz Kundus machte.
Kundus – eine Provinz, eine Stadt, ein Fluss und seit 2004 auch Standort eines Provincial Reconstruction Team (PRT). In diesem Jahr erhielten Teile der Luftlandebrigade 31 aus Oldenburg den Auftrag, als Vorauskräfte zu den ersten deutschen Soldaten zu gehören, die Kundus erreichen. Mit dabei war der Fallschirmspezialzug des Fallschirmjägerbataillons 313, dem auch Achim Wohlgethan zu dieser Zeit angehörte.
Hier beginnt Wohlgethan mit seinem 320 Seiten umfassenden Buch. Zuerst geht er auf Gliederung und Ausrüstung des Fallschirmspezialzuges ein und stellt einige Kameraden namentlich und mit persönlichen Merkmalen vor. Kaum in Kundus angekommen, beginnt der militärische Alltag in dem noch zu errichtenden PRT. Der Autor beschreibt eindringlich die Situation in der Region und die Zustände in dem wenig Sicherheit versprechenden Feldlager mitten in der Stadt. (Im Jahr 2006 wurde das PRT in ein neu errichtetes Lager verlegt). Ein Großteil der folgenden Kapitel widmet sich den auftretenden Mängeln beziehungsweise dem ideenreichem Umgang mit den vielen Kompromissen, die nötig sind, um die Aufträge zu erfüllen.
Schon beim Erscheinen von "Endstation Kabul" unkten Kritiker, dass der Autor Achim Wohlgethan noch ein Buch nachlegen würde. Die Gründe hierfür mögen vielfältig sein, doch mit "Operation Kundus" gelingt Wohlgethan leider kein zweites Buch vom Schlage eines "Endstation Kabul". Konnte man dem Vorgänger immerhin attestieren, dass der Leser eine gut lesbare, tagebuchartige Erzählung mit interessanten Einblicken in das Lagerleben des "Camp Warehouse" in Kabul und lesenswerte Details - besonders im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit dem KCT - erhält, kann man das vom Nachfolger nicht behaupten. Mit dem bereits gewohnten Schreibstil wettert Wohlgethan gegen die Zustände in Kundus, im Besonderen natürlich wieder gegen die Bürokratie und geht immer wieder auf das zunehmend untragbare Klima im Fallschirmspezialzug ein. Daneben kommen natürlich auch die Aufträge des Trupps nicht zu kurz, doch im Wesentlichen beschränken sich diese Beschreibungen auf abenteuerliche Fahrten in unwegsamem Gelände. Das liest sich alles recht kurzweilig, es kommt auch keine Langeweile auf, kann aber keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Die Aufmachung des Buches ist gelungen: Wie gewohnt befinden sich im Mittelteil einige Farbaufnahmen, die den Alltag des Trupps widerspiegeln. Das Buch wird durch zwei Karten (Stand: 1/2004 und 8/2009) ergänzt.
"Endstation Kabul" erschien zu einem günstigen Zeitpunkt – die Bundeswehr war zwar schon mehrere Jahre im Rahmen des ISAF-Mandats in Afghanistan, aber Erfahrungsberichte von Soldaten waren dünn gesät. Dem zweiten Buch von Achim Wohlgethan fehlt es an Substanz und Inhalt, somit gelingt es "Operation Kundus" nicht, sich gegen andere Neuerscheinungen in diesem Segment durchzusetzen.