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Als vorbildlich ausgebildete Psychologin glaubt Kismet Knight nur an das, was sich mit Fakten und Zahlen ausdrücken lässt. Als ein Mädchen in ihrer Praxis landet, das felsenfest an Vampire glaubt und am liebsten selbst zu einem werden möchte, vermutet sie eine Störung, die sie berühmt machen könnte. Kurzerhand erklärt sie sich zur „Vampirpsychologin“, ohne zu wissen, was das für Folgen für sie haben wird. Innerhalb kürzester Zeit wird sie von einem religiösen Eiferer bedroht, in eine FBI-Ermittlung um Morde mit blutleeren Opfern gezogen und davon überzeugt, nicht nur das zu glauben, was sich wissenschaftlich erklären lässt. Denn sowohl der gutaussehende FBI-Agent Alan als auch der 700 Jahre alte Clubbesitzer und Vampir Devereux tun ihr bestes, um ihr zu zeigen, dass das Übersinnliche wirklich real ist und ihr zuweilen näher kommt, als ihr lieb ist.
Soweit, so gut. Eigentlich.
Denn was die Autorin aus der Geschichte macht, ist haarsträubend und absolut überflüssig. Nur, um auch einen Vampirroman auf den Markt zu bringen, hätte sie wirklich nicht in die Tasten greifen müssen - die Leser hätten es ihr gedankt. Die Geschichte ist zwar an sich interessant angelegt, da hätte man durchaus was draus machen können. Allerdings trägt eine Protagonistin, die sich bereitwillig auf jeden der – natürlich unglaublich gut aussehenden – Männer stürzt, die ihren Weg kreuzen, pubertär vor sich hin schwärmt (und dabei anscheinend an Geschmacksverirrungen leidet) und sich und ihre Umwelt zudem pausenlos selbst analysiert, nicht dazu bei, dass der Leser sich wohl fühlt.
Der immer wieder durchkommende Sarkasmus ist ein Pluspunkt des Buches, reicht aber bei weitem nicht aus, um den Leser für diese merkwürdigen Wendungen zu entschädigen. Ständig wird etwas neues aus dem Hut gezaubert, seien es Dimensionsreisen durch Gedankenkraft, eine Wahrsagerin, plötzlich auftauchende männliche Sexsymbole, die Bisexualität aller (!) Vampire, geheimnisvolle Rituale und nicht bekannte Stärken, Telepathie mit An-Aus-Schalter, jedes Problem, in das sich die Autorin durch ihre übersprudelnde Fantasie gebracht hat, wird im Handumdrehen gelöst. Langweilig. Das einzige, das dann doch einen sehr kleinen Funken Hoffnung auf den nächsten Band, der im Dezember 2010 erscheinen soll, entfacht, ist die dissoziative Persönlichkeitsstörung eines Vampirs, das ist mal wirklich was Neues. Ansonsten schwankt der Leser zwischen Fremdschämen für die Autorin und die Charaktere des Buches und dem verlockenden Wunsch, das Buch doch einfach mal zuzuklappen und längere Zeit nicht zu öffnen.
Man könnte fast darüber hinwegsehen, wenn nicht auch noch das pubertäre Verhalten dieser Protagonistin hinzukommen würde, die immerhin älter als 14 ist, studiert hat und nicht komplett weltfremd sein sollte. Sobald ein halbwegs gut aussehender Mann den Raum betritt, fahren ihre Hormone Achterbahn und einen guten Plot kann der Leser vergessen. Da wird mal mit dem einen geknutscht, dann der andere angehimmelt, dann wieder mit einem ins Bett gegangen, wenn man unterbrochen wird, ist halt ein paar Stunden später der nächste dran. Aber natürlich sind da immer Gefühle und Verliebtheit im Spiel. Wenn die Autorin wenigstens zugeben würde, dass ihre Protagonistin hormongesteuert, wahl- und willenlos geworden ist, wäre es etwas erträglicher. Aber nein, alles muss mit Gefühlen rechtfertigt werden. Auf die Rechtfertigung, warum sich fast alle auftretenden Männer, ob Vampir, Mensch oder ganz was anderes, im Lauf des Buches selbst befriedigen, wartet der Leser allerdings vergeblich.
Wer damit leben kann, dass ein Buch eine nervende Protagonistin und unglaubwürdige Nebencharaktere, unnötige Wendungen, unlogische, ins Nichts führende Handlungsstränge und zu detaillierte Beschreibungen von Leichen und männlichen Geschlechtsteilen hat, darf ruhig zugreifen. Alle anderen sollten einen Bogen um dieses Buch machen, denn nicht alles, auf dem die Stempel „Vampire“ und „Erotik“ prangen, muss auch gelesen werden.