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Als ein fremder Mann Dawn in einem Supermarkt anspricht und sie als Traumfrau bezeichnet, ist sie nicht so erfreut, wie andere Frauen es vielleicht wären. Für sie ist diese Bezeichnung kein Kompliment, sondern der Hinweis, dass sie durchschaut wurde. Sie ist die Tochter von Morpheus, dem Herrn der Träume, und einer Sterblichen, weswegen sie eigentlich gar nicht existieren dürfte. Vor Jahren hat sie dem Traumreich und ihrem Vater den Rücken gekehrt, doch nun scheint es sie wieder einzuholen.
Ein Traumdämon namens Karatos tötet Menschen im Schlaf, ihre Träume werden zur tödlichen Falle. Dawn hat die Macht, diesen Dämon aufzuhalten, da sie als Morpheus' Tochter in die Träume anderer eindringen kann. Doch dafür muss sie die letzten Jahre, in denen sie keinen Kontakt zu ihrem Vater hatte und nicht gelernt hat, mit ihren Fähigkeiten umzugehen, aufholen, denn der Kampf gegen den Dämon wird mehr und mehr zu einem Wettlauf gegen die Zeit, als der Dämon sich gegen sie persönlich und vor allem gegen Noah, den Mann, in den sie sich gerade verliebt hat, wendet.
Die Tochter des Traumgottes als (größtenteils) ganz normaler Mensch, das ist mal ein neuer Einfall im Fantasy-Genre. Leider ist die Figur so normal geworden, dass sie langweilig ist. Könnte sie nicht in die Träume anderer eindringen und sie gestalten, kein Leser würde mehr als drei Seiten mit Dawn aushalten. Es ist zwar nett, wenn auch mal eine Frau zur Hauptfigur eines Romans wird, die keine perfekten Modelmaße hat und durchaus Selbstzweifel hegt, allerdings kann man es hier auch übertreiben. Alle paar Seiten von neuem zu lesen, wie sehr Dawn sich als hässliches Entlein fühlt und dass es ganz und gar unverständlich ist, dass so ein gottgleicher Mann wie Noah an ihr Interesse hat, ist furchtbar ermüdend. Fast so sehr wie die ständigen Kämpfe mit Karatos, bei denen keiner der beiden Parteien mal zum Punkt kommt. Immer wieder fangen sie von vorne an, immer wieder wird die Entscheidung vertagt, damit man auch ja ein ganzes Buch füllen kann. Das ist ungeheuer eintönig und hat nichts mit einem geschickten Spannungsaufbau zu tun. Ähnlich ermüdend wird es, dass Dawn jeden zweiten Mann, der im Buch auftaucht, übermäßig attraktiv findet und, wenn Noah sie mal küsst, fast ohnmächtig wird. Prickelnd oder erotisch ist das für den Leser nicht gerade, eher ein weiterer Punkt, der dazu führt, dass hin und wieder ein paar Seiten überblättert werden.
Bei diesem Roman wurden so viele Gelegenheiten verschenkt, dass es einem beim Lesen fast wehtut. Der Konflikt zwischen Dawn und ihrer Mutter hätte mehr Potential gehabt, aber es wird vertan. Ebenso die Liebesgeschichte zwischen Dawn und Noah, hier läuft alles so schnurgerade wie selten im Leben, was es reizlos und langweilig macht. Dass Noah selbst seine Schattenseite und eigene Dämonen in sich trägt, wird zwar angerissen, macht ihn kurzzeitig interessanter, wird aber leider nicht näher erläutert. Eine weitere Gelegenheit, der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen, die einfach vorüber gegangen ist. Die Tiefe fehlt leider auch im sprachlichen Stil völlig. Banal und platt zu schreiben und dann den ach so ironischen Einwurf zu bringen, dass das ja jetzt wie in einer schlechten TV-Serie war, ist eben nicht ironisch und lustig, sondern einfach unnötig.
Eine Sache, die absolut unnötig und störend ist, ist die wiederholte Werbung. Wen interessiert es, von welcher Kosmetikfirma der Eyeliner der Protagonistin stammt? Wer möchte unbedingt den gleichen Badeschaum wie sie benutzen? Um Kosmetik- und Kleidungstipps zu erhalten, greifen die wenigsten Leser zu einem solchen Roman, also könnte die Autorin sich diese Ausflüge auch gerne sparen.
„Tochter der Träume“ ist kein besonders guter Roman, aber man kann ihn mal lesen. Er bietet trotz all seiner Schwächen eine neue fantastische Welt, die noch nicht so abgenutzt ist, sofern es dem Leser gelingt, die Protagonistin ein wenig auszublenden. Die Story endet ziemlich plötzlich, was wohl daran liegt, dass der Leser auf den zweiten Band
„Wächterin der Träume“ neugierig werden soll. Wie es mit Dawn und ihrer Familie, ihrer Beziehung zu Noah und ihrer Entwicklung in der Traumwelt weitergeht, wird in diesem weiter fortgeführt.