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Die Allgemeine Staatslehre ist eine in der juristischen Ausbildungsliteratur eher vernachlässigte Disziplin. Der Grund hierfür ist die zweifellos eher geringe "Prüfungsrelevanz" des Themas. Wissenschaftlich befindet sich diese Disziplin jedoch wieder im Vordringen. Nachdem viele Jahre vorwiegend darüber nachgedacht wurde, wie weit sich der Staat aus der Gesellschaft zurückziehen kann, begreift man den Staat nun wieder als etwas Notwendiges. Die Allgemeine Staatslehre von Reinhold Zippelius springt nicht auf diese Bewegung auf. Sein Lehrbuch erschien vielmehr bereits 1969 und hat sich seitdem zu einem Standardwerk entwickelt. Es erschien jetzt in der 16. Auflage.
Zippelius handelt darin alle Aspekte ab, die für die Erschließung des Themenfelds der Staatlichkeit relevant sind. Im ersten Teil des Buchs behandelt der Verfasser die allgemeinen Probleme des Staates. Hierin erläutert er die methodischen Grundlagen der Staatstheorie und behandelt dann in einem eher soziologischen Kapitel die Grundstrukturen von Gemeinschaften überhaupt, also die Frage, wie komplexe Beziehungen funktionieren. Sodann geht er auf die besonderen Aspekte einer staatlichen Gemeinschaft ein und betrachtet hier die Jellineksche Definition von Staat: Staatsgewalt, Staatsvolk und Staatsgebiet. Darüber hinaus befasst er sich mit unterschiedlichen Theorien zur Legitimation von Staaten. In einem zweiten Teil geht der Verfasser dann auf unterschiedliche Staatstypen ein: Monokratien, Oligarchien und Demokratien sind dabei die Kategorien, die er vorstellt. Hauptthema in diesem Abschnitt ist aber die Begrenzung staatlicher Macht. Wie hat der moderne Rechtsstaat erreicht, dass Staatsgewalt begrenzt ist? Welche Bedeutung haben dabei die Grundrechte? Abschließend beschreibt der Verfasser noch wichtige Staatsformen der Zeitgeschichte.
Dieses Buch ist eine kluge und kenntnisreiche Einführung in die Aspekte des staatlichen Gemeinwesens. Es ist gut lesbar und somit nicht nur für Juristinnen und Juristen geeignet, die eine Hausarbeit oder eine Dissertation anfertigen, sondern auch für das generelle Gewinnen eines Überblicks über die Frage: "Warum gibt es überhaupt Staat?". Auch Politikwissenschaftler/-innen sowie interessierte Laien können mit diesem Buch etwas anfangen. Etwas zu kurz kommt dabei der "rote Faden". Einzelne Aspekte der Staatlichkeit werden zwar umfassend behandelt, aber die Struktur des Buchs bzw. seiner Argumentation wird nicht immer ganz klar. So erfolgt der Übergang von den Grundformen eines Staates zu spezielleren Aspekten des heutigen modernen Verfassungsstaats (Rechtsstaatsprinzip) etwas abrupt. Hier wäre eine geschichtliche Darstellung der Entwicklung der Staatsidee hilfreich gewesen. Insgesamt würde man eine ausführlichere Darstellung der historischen Entwicklung der Staatsidee begrüßen. Die behandelt der Verfasser aber in einem gesonderten Band. Hervorzuheben ist, dass der Verfasser nicht nur theoretisch die Frage der Staatslegitimation behandelt, sondern auch praktisch auf Alternativen eingeht: So wird im ersten Teil bereits der Anarchismus behandelt sowie die spannenden Fragen, wie eigentlich eine Revolution und Widerstand gegen die Staatsgewalt einzuordnen sind.