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Für viele Männer sind Frauen, oder zumindest bestimmte Aspekte des weiblichen Körpers und des Weiblichen an sich, rätselhaft. Aber auch Wissenschaftler (beiderlei Geschlechts) können sich bis heute manche Eigenschaft der Frau nicht erklären.
Da wären zum Beispiel die Brüste, die nicht, wie bei anderen Tieren, unsere nächsten Verwandten eingeschlossen, lediglich während der Stillzeit prall und auffällig sind, sondern nach der Pubertät über Jahrzehnte hinweg so bleiben und augenscheinlich den Männern ein Signal zusenden. Welches eigentlich und zu welchem Zweck? Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt, wie es vielleicht spontan den Anschein hat.
Und warum menstruieren Frauen derart massiv und – zumindest, bevor es entsprechende Hygieneartikel gab – auffällig, während sie ihren Eisprung nicht nur nicht durch Gerüche, Körperteilschwellungen wie Äffinnen oder Verhaltensweisen kundtun, sondern ihn im Allgemeinen nicht einmal selbst bemerken?
Wozu dient eigentlich der weibliche Orgasmus aus biologischer Sicht, wenn Frauen doch auch ohne ihn schwanger werden können?
Auch die Wechseljahre, das Klimakterium, gehören zu den großen Rätseln des Weiblichen, denn andere Tiere, darunter auch Primaten wie die Schimpansen, bleiben bis ins hohe Alter fortpflanzungsfähig. Warum geben Menschenfrauen ihre Fruchtbarkeit zu einem Zeitpunkt auf, zu dem sie körperlich durchaus noch recht "gut in Schuss" sind?
Diesen und anderen Fragen widmet sich das Autorenteam, ein Ehepaar – sie Psychiaterin, er Evolutionsbiologe -, in einem spannenden Buch.
Ob männliche oder weibliche Leser, dieses Werk vermag beide Geschlechter zu fesseln. Gewiss hat auch der Mann einiges an Rätseln zu bieten, aber letzten Endes sind "Probleme" wie die weibliche Sexualität schon seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden Gegenstand wissenschaftlichen und auch öffentlichen Interesses. Vor allem zeigt sich, wie die Autoren nachweisen, dass die beliebten Vergleiche mit anderen Primaten in Bezug auf die Frau bei vielen Fragestellungen nicht recht funktionieren.
Schon die Aufmachung spricht den Leser an, denn die erste Seite jedes Kapitels weist ein an die weiblichen Kurven angepasstes Druckbild auf – eine aparte Idee. Humorvoll und launig gehen die Autoren die Eigenheiten der Frauen an, wissenschaftlich, aber auch respektvoll und mit dem angemessenen Gefühl; ist der Forschungsgegenstand doch nicht ein Stück leblose Materie. Auf diese Weise können sich männliche Leser mit den weiblichen Besonderheiten vertraut machen und vielleicht einerseits ihre Partnerinnen besser verstehen oder sich noch mehr von ihnen fesseln lassen, während Leserinnen wohl des Öfteren schmunzeln wie die Rezensentin, entdecken sie doch viele Fragen wieder, die sie sich selbst längst gestellt haben, und erfahren sich selbst als ein bislang unlösbares, aber schönes und interessantes Rätsel.
Vorkenntnisse sind für die Lektüre nicht vonnöten – eine Frau wird jeder potenzielle Leser (und die potenzielle Leserin erst recht) bereits kennen gelernt haben. Wenngleich die Lektüre keineswegs einigen Anspruch entbehrt, so ist sie doch angenehm allgemeinverständlich gehalten.
Ein informatives, spannendes Buch, das Rätseln nachspürt und mögliche Lösungen auf Plausibilität untersucht – und klugerweise auf Antworten "ex cathedra" verzichtet, denn Rätsel sind nun einmal Rätsel. Und das macht sie vermutlich so attraktiv - die Rätsel und die Frauen.