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Studentin Sonia (Danielle Brett) hat mit ihrem Freund Bo (Joseph Griffin) Schluss gemacht, woraufhin dieser sie am Campus zur Rede stellen will. Ihr Kommilitone Jim (Casper Van Dien) beobachtet zufällig den Streit und bietet ihr an, sie nach Hause zu fahren. Auf dem Highway schneidet er durch ein hastiges Manöver einen schwarzen Pickup mit verdunkelten Scheiben, der daraufhin versucht, Jim und Sonia von der Straße abzudrängen. Sie können sich zur nächstgelegenen Polizeiwache retten, doch dort will ihnen niemand so recht die Geschichte abkaufen. Als die beiden am Abend ihre Fahrt fortsetzen, taucht plötzlich erneut der schwarze Truck auf und setzt seine Jagd noch erbarmungsloser fort. Im nächtlichen Wald gelingt es Jim und Sonia ihren Verfolger abzuschütteln, doch dann geht ihnen das Benzin aus. Und der Pickup hat seine Hetzjagd noch nicht beendet …
Endlose Highways und verlassene Waldstraßen, die Gefahr klebt an den Felgen und weit und breit keine Hilfe in Sicht – diese spannende Prämisse hat das Publikum schon öfters unterhalten und im Laufe der Jahrzehnte ein breites Spektrum an Filmen aufgetan, das von Glanzstücken wie "Duel" und "Breakdown" bis zu vertanen Chancen à la
"Hush" reicht. Mit der amerikanisch-kanadischen Produktion "Road Rage" – der Titel bezeichnet im Englischen aggressives Verhalten im Straßenverkehr – gab Regisseur Sidney J. Furie ("Superman IV") dem Genre einen seiner langweiligsten und einfallslos inszeniertesten Vertreter. Denn: "Road Rage" ist eine cineastische Massenkarambolage bar jeden Unterhaltungswertes.
Nicht ganz unschuldig daran ist zweifellos der Cast: ein Dutzend unbekannter Gesichter, die dem Zuschauer zu Recht noch nicht untergekommen sind und denen gute Leistungen ebenso fremd sind wie Disney Splattereffekte, angeführt mit Casper Van Dien von einem halbstarken C-Star, wie er im Bilderbuche steht. In gewohnter Persönlichkeitsarmut und mit einem Mienenspiel, neben dem sogar ein Dolph Lundgren einen erstklassigen Charakterdarsteller abgibt, mimt er den harten Kerl, der nie um einen abgeschmackten Spruch verlegen ist und der in jeder noch so aussichtslosen Situation eine derart unvergleichliche Konturlosigkeit an den Tag legt, dass man sein Schauspiel schon fast wieder würdigen möchte. Gleichzeitig fragt sich der Zuschauer, wie um alles in der Welt die Hauptrolle mit Van Dien besetzt werden konnte: Er gibt einen Astronomiestudenten. Na klar, und Rambo jobbte bei IKEA …
In puncto schauspielerische Defizite macht ihm aber – so unglaublich das auch klingen mag – der weibliche Hauptpart ernsthaft den Rang streitig: Nervtötend kreischt sich Danielle Brett buchstäblich durch den Film, wenn sie nicht gerade wieder mal den unsympathischen Trotzkopf heraushängen lässt. Und wo Van Dien das Publikum nervt, da darf natürlich auch seine Frau, Catherine Oxenberg, nicht fehlen. Immerhin: Ihr Auftritt währt nur kurz, sodass man ihr im Grunde nichts Schlechtes nachsagen kann. Könnte man dasselbe doch auch nur vom übrigen Cast behaupten …
Handwerklich kratzt "Road Rage" ebenfalls über den Bodensatz und rammt die Karre der Unterhaltung mit Vollgas gegen die Wand der Idiotie: Der Streifen strotzt nur so voller hanebüchener Plots, dämlicher Dialoge, schrecklich platter Figuren und logischer Schlaglöcher, von denen das Drehbuch kein einziges auslässt. Die Story tritt ihr Potential mit Füßen und macht aus einem kurzweiligen Roadmovie-Thriller ein abgedroschenes Eifersuchtsdrama, das an Oberflächlichkeit nur von seinen Akteuren überboten wird. Der Film verspielt jede Chance auf Spannung, indem er unfreiwillig ins Komische abdriftet, und das mit abgenutzten Sommerreifen auf einer spiegelglatten Eisfläche. So streiten Jim und Sonia über belanglose Dinge und bewerfen einander mit Sticheleien, während ihnen ein Psychopath am Kofferraum klebt. Und auch der Logik wird Mal für Mal eins mit der Rohrzange übergezogen: Autos fliegen durch die Luft und explodieren, warum, weiß eigentlich niemand so recht, sie müssen halt einfach in einem Feuerball aufgehen, das Skript will es so. Die Krönung an inszenatorischer Dummheit: Auf einer Landstraße steuert Jim auf einen Traktor zu, der mit seinem Heuanhänger die Straße versperrt – und bringt das Kunststück fertig, ohne eine Rampe oder dergleichen mit seinem Wagen durch die Strohballen zu springen. Nur fünf Sekunden später folgt der nächste Clou: Der schwarze Pickup schafft dieselbe Nummer – bloß: er springt ebenfalls durch Heu, wo eigentlich keines mehr sein
dürfte! Nettes Detail am Rande: Die Strohballen, die Jim mit seinem Sprung vom Anhänger heruntergestoßen hat, liegen auf der Straße, als der Verfolger die Physik austrickst …
Zumindest die Verfolgungsjagden und Crashsequenzen hätten einen Hauch von Unterhaltung in den Streifen hineinbringen können, stattdessen wurden auch sie bedenkenlos in den Straßengraben gefahren: Unkoordinierte Stakkato-Schnitte, hektische Kamerabewegungen und unpassende Close-ups verhackstücken die Actioneinlagen dermaßen, dass man Michael Bays Videoclipästhetik so richtig liebgewinnt, und sollen über die mittelmäßigen Stunts hinwegtäuschen, bewirken aber genau das Gegenteil. Peinlich der Showdown: Zwei Wagen stürzen mitsamt Fahrern einen Abgrund hinunter, doch als die Kamera auf die Fahrzeuge im freien Fall draufhält, ist klar und deutlich zu erkennen, dass sie leer sind! Nur eines von vielen Beispielen, wie "Road Rage" inszenatorische Stümperei in Reinkultur zelebriert …
Die Kaufversion der DVD wartet mit dem deutschen sowie den Originalton jeweils in Stereo auf, Untertitel sind keine vorhanden. Das Bonusmaterial fällt ausgesprochen mager aus, mehr als den Originaltrailer sowie eine Trailershow hat die Silberscheibe nicht zu bieten. Der DVD liegt ferner ein Wendecover bei.
Fazit:
Nervtötend wie eine Reifenpanne bei Regen und zermürbend wie ein Stop-and-Go-Stau zu Ferienbeginn – "Road Rage" ist Unterhaltungs-Crash ersten Ranges.
Bild- und Tonqualität können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.