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Jeder Shadowrunner weiß, dass das eigene Überleben nicht einfach ist, wenn man am Rand der Gesellschaft existiert und mit kriminellen Machenschaften sein Einkommen sichert. Dennoch kann man sich aber auf die Gesetzmäßigkeit seiner Heimatstadt verlassen. So finster und dreckig der eigene Sprawl auch sein mag, gibt es auf dieser Erde einige Flecken, die noch finsterer und elender sind, doch manchmal lohnt es sich, in solche "Krisenzonen" aufzubrechen und einen Run zu wagen.
Für den Spielleiter wurden hier zwei sehr unterschiedliche Städte herausgegriffen, die beide durch ihre Extreme ihren Reiz für Abenteuer besitzen. Die erste Stadt ist Chicago, eine vormals blühende Stadt, die nun eher als Bug City bekannt ist. Nach den Konflikten mit der Universellen Bruderschaft und dem Auftauchen von Insektengeistern wurde ein kompletter Stadtteil abgeriegelt. Für mehrere Jahre durfte hier, auch nach dem Auslöschen des größten Insektennestes mit einer Atomrakete, niemand rein oder raus. Nun, nach der Öffnung, zeigt sich, dass Chicago für Shadowrunner gar nicht so uninteressant ist, wenn sie mit der Manasenke, den restlichen Insektengeistern und den jeweiligen Warlords zurecht kommen.
Die zweite Stadt, die vorgestellt wird, ist Lagos. Als zentraler Verkehrsknotenpunkt ist diese Stadt ein Traum für jeden Schmuggler. Nur leider macht die Tatsache, dass man als Weißhäutiger schnell auffällt, die heimlichen Geschäfte schwerer als zuhause. Zweitens muss man mit einer extrem aggressiven erwachten Flora und Fauna zurechtkommen, sich der stets wechselnden Stammesgrenzen bewusst sein und dafür sorgen, den Fleischhändlern nicht in die Hände zu fallen, die Geschäfte mit Asamando, dem Ghulstaat machen. Und wem dies nicht reicht, der kann kleine Abstecher nach Bogotá, GeMiTo, Genf, Karavan oder Sarajevo machen. Genug, um eine ganze Reihe an Abenteuern zu starten.
"Krisenzonen" ist ein Quellenband, der sich mit der urbanen Wildnis beschäftigt, mit Gebieten, die zwar städtisch sind aber dennoch weniger Gesetz und Sicherheit bieten als andere Städte. Schon allein aus der oft thematisierten Geschichte Chicagos in anderen Regelwerken und Abenteuern, bietet sich die Stadt an, denn die Runner kennen sie vielleicht von früher oder zumindest die Spieler. Hier ist es schön zu sehen, welche Veränderungen sich ergeben haben und wie man besonders mit den besonderen Gefahren für erwachte Charaktere umgeht während des Abenteuers. Lagos hingegen ist ein Gebiet, das sich ganz anders darstellt. Hier ist die Natur der Feind und die große Armut der Bevölkerung. Hinzu kommt noch der Hass auf Fremde, da man sich während der Vitas-Epidemien im Stich gelassen fühlte.
Jede der beiden Städte wird für den Spielleiter ausführlich erklärt. Den Anfang macht hierbei jedes Mal ein grober geschichtlicher Abriss, der den Werdegang oder vielmehr den Niedergang der jeweiligen Stadt erläutert. Interessant sind die unterschiedlichen Lösungen der Städte für ihr Währungssystem, sowie die Kreativität, um überhaupt in die Matrix gelangen zu können. Hier gilt es, spielerisch ein wenig umzudenken, doch genau darin besteht ja der Reiz. Für den Spielleiter sind natürlich die Informationen zu Kontaktpersonen, Märkten und möglichen Jobangeboten wichtig, um seinen Spielern die Stadt mit Leben zu füllen und ihnen ein Betätigungsfeld geben zu können. Sowohl Lagos als auch Chicago geben schon aufgrund ihrer Beschreibung viele Möglichkeiten für Runs und Ideen für außergewöhnliche Abenteuer.
Doch auch anderswo gibt es wilde Städte, weswegen weitere in kurzen Abschnitten vorgestellt werden. Bogotá ist hier mehr ein Kriegsschauplatz, der sich für spezielle Einsätze eignet und auch Sarajevo ist kein Erholungsziel. GeMiTo, die Zone, in der Genua, Mailand und Turin liegen, bietet sich für die Gruppen an, die Europa nicht verlassen möchten. Interessant ist Genf, eine Stadt, in der alles zum Besten stehen könnte, wenn der virtuelle Raum sich nicht so überaus feindlich verhalten würde. Und Karavan ist im Grunde keine Stadt, sondern ein Konvoi aus Fahrzeugen, die Nomadenfamilien gehören. Ein kleiner Praxisteil, der erklärt, weshalb diese chaotischen Städte ihren Reiz besitzen und welche Fehler man als Spielleiter dabei vermeiden sollte, schließt das Buch ab. Zusätzlich wurden einige Abenteuerideen angefügt, damit man seine Gruppe gleich in die Fänge der finsteren Gebiete schicken kann, ohne viel Vorarbeit hineinstecken zu müssen.
"Krisenzonen" ist ein Quellenband, der eine gute Grundidee hat. Besonders die beiden ausführlich beschriebenen Städte Chicago und Lagos haben unglaublich viel Reiz, um bespielt zu werden. Da wirken die anderen kurz angerissenen Städte dagegen fast wie Lückenfüller, damit der Band nicht so dünn wird. Qualitativ ist das Buch top, aber ob man es wirklich braucht, bleibt dahingestellt. Nicht für alle Spielleiter nützlich, es sei denn, man möchte eine ganz spezielle Kampagne durchspielen und auch dann kommt man auf viele Ideen auch von ganz alleine, besonders wenn man die Vorgeschichte Chicagos kennt.