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Nachdem ihr Volk von den angreifenden Hunnen vernichtend geschlagen wurde, werden die Geschwister Sieglind und Siegmund zu Gefangenen des grausamen Heerführers Siggeir und seiner über Hexenkräfte gebietenden Priesterin, der grauen Eminenz hinter dem Thron.
Sowohl Siegmund als auch Sieglind wollen sich jedoch nicht mit ihrem Schicksal abfinden. Sie stammen in direkter Linie von Wotan ab, und das göttliche Blut gibt ihnen Kraft, sich gegen die widrigen Bedingungen ihrer Gefangenschaft aufzulehnen. Während Siegmund im Kerker vor sich hin vegetiert und auf seine Hinrichtung wartet, soll Sieglind die Braut ihres hunnischen Eroberers werden. Obwohl sie sich zum Schein auf dieses Arrangement einlässt, nutzt sie die erste sich ihr bietende Gelegenheit, um ihrem Bruder zu Hilfe zu eilen. Doch in der Nacht, in der sie Siegmund in seinem Kerker besucht, setzen die Geschwister Ereignisse in Gang, die den Zorn einer mächtigen Göttin nach sich ziehen …
In den Grundzügen folgt der erste Band von Jarrys und Dijefs Nibelungenadaption Wagners zweitem Teil seiner Operntetralogie „Der Ring des Nibelungen“, welcher sich wiederum auf die altnordische Nibelungen-Saga stützt. Das merkt man nicht zuletzt an den Figuren, die das frankobelgische Künstlerteam auftreten lässt, und an den Namen, die diese tragen (Jarry folgt der Opernschreibweise und nicht der altnordischen Quelle).
Stark ist die Adaption trotzdem vor allem da, wo Jarry und Dijef ihr ihren eigenen Stempel aufdrücken. Um die Spannung nicht herauszunehmen, soll hier nicht allzu viel verraten werden, aber wie zum Beispiel eine der Figuren dafür sorgt, dass ein geborstenes Schwert nicht in den Wirren der Zeit verloren geht, ist höchst interessant. Auch der Schachzug, Siggeir als Hunnen darzustellen, ist interessant und macht im Anbetracht der noch kommenden Ereignisse der Sage und auch des geschichtlichen Hintergrunds viel Sinn. Dadurch bietet das Autoren-Zeichner-Duo auch jenen Lesern etwas, die mit dem ursprünglichen Stoff bereits sehr vertraut sind.
Dijefs Bilder überzeugen, auch wenn der Künstler als Zeichner einen ganz anderen Stil verfolgt als Lemercier, der graphisch für das hierzulande als Prequel erschienene „Der Fluch des Rings“ verantwortlich war. Die Art und Weise, wie Dijef mythologische Orte wie Asgard oder den Urdbrunnen interpretiert, sind originell und sehr ansprechend. Szenen, wie das am nächtlichen Himmel erscheinende Antlitz einer Göttin sind atmosphärisch und vielversprechend. Zudem gelingt es ihm, auch über den gesprochenen Text hinaus mit kleinen Andeutungen in den Zeichnungen die Handlung zu ergänzen.
Insofern ist „Der Fluch der Nibelungen“ wesentlich runder als das von einem anderen Künstlerpaar geschaffene Prequel „Der Fluch des Rings“. Letzterer empfiehlt sich übrigens allenfalls als Ergänzung zur Serie, keinesfalls jedoch als Einstieg. Wer vom „Fluch des Rings“ enttäuscht war, sollte deshalb unbedingt diesem eigentlich ersten Band des Zyklus eine Chance geben: Er könnte positiv überrascht werden!
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