Da meint man, alles schon gesehen zu haben, Star Wars von vorne und von hinten, diese und jene Version, und bei einem großen Teil des Publikums war ja auch die Begeisterung groß. Und dann bekommt man ein Buch in die Hand, das alles ändert, wir wussten noch nichts! John Knoll erklärt uns die Star Wars-Welt, John Knoll erklärt uns, wie die sechs Star Wars-Filme das Kinolicht der Welt erblickten.

John Knoll ist Tricktechniker, und nicht irgendeiner, sondern der Chef für visuelle Effekte bei ILM, der Firma, die George Lucas für die Star Wars-Filme gründete und die heute noch zu den führenden Trickwerkstätten gehört. Als die ersten Filme allerdings in die Kinos kamen, war Knoll noch ein junger Zuschauer, der sich von den Filmen inspirieren ließ und seine Zukunft ganz auf diese Filme baute, er hatte das Glück, zu ILM zu kommen und war für vieles bei den neuen Episoden zuständig.

Sein Wissen über die Tricktechnik ist nicht nur enorm, er hatte auch die Möglichkeiten, sämtliche Archive zu plündern, und so entstand ein Bildband der Sonderklasse: ein querformatiges Buch mit wuchtigen 743 Seiten mit wenig Text und vielen Bildern. Immer ein ganzseitiges Bild steht ein paar kleinen gegenüber, unter ihnen auch die Filmbilder - die großen Bilder sind meistens Bilder vom Dreh, entlarvende Bilder aus einer falschen Perspektive, die zum Beispiel zeigen, dass der rasende Falke nur halbgebaut im Todessternhangar steht und vieles mehr. Und so lernt der Leser, wie die Gleiter über Tatooine gleiten, wie viele Modelle für die Tie-Fighter gebaut wurden und wo auch die winzigen Fehler liegen, die Knoll einfach so dazwischen wirft. Er verrät da Sachen, die selten über einen Film erzählt werden.

In die Reihenfolge der Filmdrehs ist auch das Buch eingeteilt. Also zeigt Knoll erst einmal Bilder aus "Eine neue Hoffnung", der vierten Episode, und hört mit der dritten auf. Zwischen den alten und den neuen Episoden gibt es auch noch ein kurzes Kapitel über die Tricks der Special Edition der alten Filme. Am spannendsten sind auf jeden Fall die ersten Filme, wo mit riesigen Sets, sehr cleveren Ideen und viel Improvisation wahre Meisterwerke der damaligen Tricktechnik entstanden. Dagegen erschien die Tricktechnik in den neuen Episoden doch eher nur das, was auch andere konnten, und vieles sah nach Computerspiel aus. Da ist es dann auch kein Wunder, dass es von den neuen Filmen viele Bilder von Menschen mit lustigen Plastikstöcken vor grüner Wand gibt. Im Gegensatz zu den "Herr der Ringe"-Filmen, die sich in vielerlei Hinsicht auf ganz klassische Tricktechnik, Matte-Paintings und Miniaturen stützten und erst dann auf Computerhilfe zurückgriffen, hat George Lucas seine letzten Star Wars-Filme fast nur im Computer gedreht und damit sehr viel Atmosphäre verschenkt. Das sieht man auch den Bildern in diesem Buch an. Zwar kommen noch einmal viele Bilder aus Tunesien von den Tatooine-Sets, aber gerade bei dem letzten Film gibt es viele Filmbilder und viele Grünbilder. Wie das zusammenkommt, ist nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Aber auch hier verrät John Knoll jede Menge Geheimnisse, für die Fans der neuen Filme ein Leckerbissen.

Eine CD-Rom gibt es auch noch inliegend, aber den bunten Bildchen und Filmchen fehlt das Flair des dicken und schweren Buches, ein netter Gimmick, mehr nicht.

Natürlich ist dieses Buch aus dem Knesebeck-Verlag ungefähr so sinnvoll wie ein Wackeldackel auf der Hutablage - es sei denn, man will Trickfilmer werden oder Filmtrickser oder so. Aber Fans sind ja schon ein wenig verrückt, und für solche Fans ist dieses Buch ein Muss. Genüsslich wird eine Illusion nach der anderen zerstört. Aber das sollte vor dem Kauf eines solchen Buches klar sein. Ein wirklich kostbarer Buchbrocken für die Fans von Star Wars, ein Buch, in dem man immer wieder blättern kann.