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Als Kind verschwand Yuki während eines Themenparkausflugs in einem Geisterhaus spurlos. Zehn Jahre später haben ihre inzwischen erwachsenen Freunde Ken, Motoki und die blinde Rin die Sache fast vergessen, als plötzlich Yuki vor Motokis Wohnung erscheint. Als sie zusammenbricht, fahren Ken und die anderen sie ins nächste Krankenhaus. Doch dieses entpuppt sich schon bald als ein Labyrinth voller Schrecken, aus dem es kein Entkommen gibt. Schnell wird der Clique klar, dass Yuki sie aus einem ganz bestimmten Grund an diesen unheimlichen Ort geführt hat – und dass sie nicht vorhat, die drei Freunde jemals wieder gehen zu lassen …
Kritik zum Film:Vorbei scheint die Zeit, als japanisches Gruselkino in der westlichen Genre-Szene angesagt war und US-Remakes die Kinokassen füllten, als sich Sarah Michelle Gellar noch mit japanischen Flüchen herumplagen musste und tödliche Videos Naomi Watts das Fürchten lehrten. Doch während der Heißhunger nach J-Horror hierzulande mittlerweile gestillt zu sein scheint, haben die japanischen Filmemacher am aktuellen 3D-Boom Blut geleckt und präsentieren Horror nun zeitgemäß in der dritten Dimension. Den Anfang macht Regisseur Takashi Shimizu (
"The Grudge") mit "Schock Labyrinth 3D" – und leistet damit dem fernöstlichen Schauerkino massive Sterbehilfe, die dem westlichen Publikum den Appetit auf Geister
made in Japan möglicherweise endgültig verderben könnte.
Dabei sollte man doch meinen, Shimizu kenne sein Handwerk, schließlich hat er die beiden "Ju-on"-Originale sowie deren US-Remakes mit Sarah Michelle Gellar gedreht, ferner hat er das Drehbuch zum dritten US-Teil beigetragen. Zugegeben, in puncto Story und Motivik arbeiten Shimizus Filme abseits jeglicher Originalität, doch wozu eine Erfolgsformel ändern, solange sie noch funktioniert? Und so dreht sich auch im ersten japanischen 3D-Realfilm einmal mehr alles um Rache, langhaarige Geister und düstere Geheimnisse, die unausweichlich ans Licht kommen und eine schreckliche Wahrheit offenbaren. Was "Schock Labyrinth 3D" von anderen Vertretern des J-Horrors unterscheidet: Ähnlich wie bei Disneys "Die Geistervilla" stand für "Schock Labyrinth 3D" eine Attraktion in einem Vergnügungspark Pate – in diesem Fall ein Geisterhaus, das aus einer heruntergekommenen Klinik hervorgegangen sein soll. Bezeichnenderweise entpuppten sich beide Filme als cineastische Rohrkrepierer ersten Ranges, Shimizus 3D-Machwerk weit mehr noch als Disneys vergeigte Gruselkomödie. Denn: "Schock Labyrinth 3D" gehört zu der Sparte Filme, die alles falsch machen, was man nur falsch machen kann.
Guter Horror definiert sich über Spannung, über Atmosphäre und Schockmomente, egal ob subtil oder in der Holzhammer-Variante, Hauptsache alles ist in sich stimmig, bedrohlich und mit atmosphärischer Dichte inszeniert. Was Takashi Shimizu aber mit seinem ach so schockierenden 3D-Labyrinth bietet, ist die Zelluloid gewordene Antithese zum gediegenen Gruselkino, ja, mehr noch: eine unfreiwillige Anleitung, wie man schlechte Filme dreht, ein Glossar der wichtigsten dramaturgischen und inszenatorischen Fehler. Spannung und Atmosphäre sucht man vergeblich, denn die verlaufen sich in einem Labyrinth aus Unlogik und Langeweile, aus dem es kein Entrinnen gibt. Dies liegt in erster Linie an dem Unfall, der sich nur mit viel gutem Willen Drehbuch nennen lässt: Die Story wird wirr und undurchdacht erzählt, ständig wird unmotiviert und planlos zwischen den einzelnen Zeitebenen des Films hin- und hergesprungen. Die Figuren laufen als farblose Abziehbilder durch das Geisterhaus, nicht einmal ansatzweise aufeinander abgestimmt und als Identifikationsangebote so brauchbar wie ein Double Whopper als Slim-Fast-Ersatz.
Was Shimizu als subtilen Horror und raffinierte Schockmomente verkaufen will, entpuppt sich schnell als halbgares Potpourri aus fehlenden Ideen, handwerklichem Unvermögen und dem Abwürgen jeglicher Dynamik. Sieht man von zwei, drei gelungenen Szenen einmal ab, schafft es "Schock Labyrinth 3D" kein einziges Mal, den Zuschauer zu packen oder ihm einen Schauer über den Rücken zu jagen. Stattdessen hat man so seine liebe Not, um wach zu bleiben, die rund 90-minütige Geisterbahn mutiert zu gefühlten drei Stunden Langeweile. Die Darsteller liefern durch die Bank weg drittklassige Leistungen und dem Soundtrack gelingt es nur selten, eine Szene treffend zu untermalen. Alles in allem wird man das Gefühl nicht los, man habe einfach nur begeistert auf das Zugpferd 3D gesetzt und dabei völlig außer Acht gelassen, dass auch ein 3D-Film nicht ohne eine zusammenhängende Story oder eine durchdachte Dramaturgie auskommt.
Stichwort 3D: Horrorfilme in der dritten Dimension sind mit Sicherheit keine Erfindung des aktuellen 3D-Booms. Sowohl die "Freitag der 13."-Reihe wie auch das "Nightmare on Elm Street"-Franchise warteten bereits mit jeweils einem 3D-Teil auf, keiner von ihnen wirklich nennenswert, vielmehr allesamt filmische Schüsse ins Knie – nicht zuletzt, da die Produzenten für ein paar billige Pop-outs und dürftige Raumeffekte gerne mal Story und Logik stranguliert haben. Takashi Shimizu hingegen schöpft aus dem wahren Potential der 3D-Technologie: Statt Blut, gespenstische Fratzen oder spitze Gegenstände auf den Zuschauer zufliegen zu lassen, setzt er auf Tiefe und zaubert surreale Bilder von langen Gängen und Wendeltreppen auf die Leinwand, die eine Sogwirkung auf das Publikum ausüben könnten – wenn das 3D nicht vornehmlich der Förderung von Augenkrebs dienen würde. "Schock Labyrinth 3D" strotzt nämlich nur so vor Kinderkrankheiten, wie man sie bereits aus 3D-Filmen der 70er und 80er Jahre kennt: Exzessives Ghosting und Unschärfen am Fließband machen den Film zu einem visuellen 9/11, das im Zuschauer Angst vor bleibenden Augenschäden weckt. Es ist ja lobenswert, wenn Shimizu auf 3D-Kameras zurückgreift und nicht, wie es zurzeit Unsitte ist, in 2D filmt und die Bilder am Computer in die dritte Dimension hochrechnen lässt. Doch was nützen die besten Absichten, wenn sich das 3D als visuelle Fehlgeburt entpuppt, die mit den Sehnerven des Zuschauers "Saw" spielt?
Kritik zur Blu-ray 3D:Das Bild hat mit hässlichen, unnatürlichen Farben, einer dürftigen Detailwiedergabe und deutlichem Filmkorn zu kämpfen. Die Blu-ray-3D-Fassung des Films enttäuscht, wie bereits angesprochen, mit übermäßigem Ghosting, Unschärfen und zum Teil extremen Verzerrungen (streckt eine Figur ihre Hand in Richtung Kamera aus, verlängert sich der Arm auf geschätzte zwei Meter), worunter auch der räumliche Effekt sehr leidet. Die 3D-Anaglyph-Fassung hat zusätzlich mit verfälscht wiedergegebenen Farben zu kämpfen. Der HD-Ton wartet mit einer guten Dialogverständlichkeit auf, ist allerdings zu frontlastig ausgelegt. Das Bonusmaterial fällt mit einem Making of, dem deutschen Trailer und einer Trailershow eher mager aus, interessant ist lediglich das BD-Live-Material, für das eine bestehende Internetverbindung vorausgesetzt wird. Ferner liegt der Blu-ray ein Wendecover bei.
Die Disc beinhaltet sowohl eine 2D- und eine 3D-Anaglyph-Fassung sowie eine Version für Blu-ray 3D. Für letztere ist ein entsprechendes 3D-Homeentertainment-Equipment (3D HDTV, 3D-Blu-ray-Player, 3D-Brillen) notwendig; ist ein solches nicht vorhanden, wird bei Anwählen der Blu-ray-3D-Fassung der Film in 2D abgespielt. Im Gegensatz zu den beiden anderen Fassungen liegt die Anaglyph-Version nicht in HD vor, sondern lediglich in Standardauflösung (MPEG-2) und DTS 5.1. Der Blu-ray liegen drei Rot-Cyan-Brillen für die 3D-Anaglyph-Fassung bei.
Fazit:Unlogisch, langweilig, abstrus, ermüdend – kurzum: J-Horror zum Abgewöhnen. Aber wer weiß, vielleicht dreht Takashi Shimizu ja noch ein US-Remake. Und bricht dem japanischen Schauerkino endgültig das Genick …