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Ein Gläschen in Ehren kann der Mörder nicht verwehren. Getreu diesem Motto hat Carsten Sebastian Henn, ein Kölner Wein- und Krimikenner, eine Anthologie herausgebracht, die vor schmackhaften Weinen und perfiden Verbrechen nur so strotzt. Und während ein Demenzkranker alles vergisst, nur die Note seines Lieblingsweines nicht, und ein Ehemann den edlen Tropfen seiner holden Gattin mit einer Reinigungslösung streckt, wissen sogar längst vergessene Gestalten, welcher Wein am Besten mundet. So kann der Leser in der ersten Geschichte des Buches einem Vampir folgen, der im Ahrtal zum Mörder an seinen Artgenossen wird, nur um an einige Viertelliter frisches Frühburgunderblut zu gelangen. Ein Feinschmecker, dem seine Gier zum Verhängnis wird. Aber nicht nur im Ahrgebiet gibt es Weine, denen man nicht widerstehen kann. Auch im Hessischen Bergland weiß man einen guten Tropfen zu schätzen. Doch auch hier sollten der Feinschmecker nicht zu gierig sein, denn die edle Köstlichkeit kann einen Genießer schnell einmal ins Verderben stürzen.
Einundzwanzig Kriminalgeschichten rund um edle Weine und genusssüchtige Kenner bieten gute Unterhaltung und verstehen es darüber hinaus, Wissenswertes über Weinsorten und Anbaugebiete zu vermitteln. Denn bevor es an gut geplante und hinterhältig verübte Verbrechen geht, gibt es zu jedem der 13 deutschen Qualitätsweinbaugebiete, aber auch zu exotischen Anbaugebieten, wie auf Mallorca oder im Stargarder Land, wichtige Informationen. So erfährt der weinliebende Leser, dass in Rheinhessen, Deutschlands größtem Anbaugebiet, über ein Viertel aller deutschen Reben stehen oder die Würtemberger statistisch gesehen Deutschlands fleißigste Weintrinker sind. Aber auch die Bayern können es nicht lassen, an den Südhängen der Donau einige Reben anzubauen - mit 4 Hektar eine eher mickrige Angelegenheit. Da können sogar die Werderaner mehr bieten, die auf ihrem Wachtelberg eine lange Weingeschichte hegen. Und so wandert der Leser quer durch die Rebenlandschaft und kann sich nicht nur an edlen Tropfen ergötzen, sondern auch deren vielseitigen Einsatz als Mordinstrument bewundern.
Fazit:
"Wein, Mord und Gesang" ist eine anregende Sammlung von Kriminalgeschichten, deren Unterhaltungswert und Abwechslungsreichtum nicht zu verachten ist. Auch wenn ab und an ein Rachenputzer dabei ist, die meisten der Geschichten brillieren mit einem langen Abgang.