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Amerika in der Gegenwart: Als der junge Victor von seiner ersten großen Liebe Roderick Usher einen verstörenden Brief erhält, lässt er alles stehen und liegen und reist zum Familienanwesen der Ushers. Dass etwas mit seinem früheren Liebhaber nicht stimmt, merkt Victor sofort. Nicht nur, dass das einst herrschaftliche Haus der Familie Usher langsam verfällt; nach dem Tod ihrer Eltern haben sich Roderick und seine Schwester Madeline merklich verändert. Madeline spricht von Geistern und in Rätseln, Roderick will das Haus nicht mehr verlassen, da ihm das Sonnenlicht Schmerzen bereitet. Und der Butler warnt Victor eindringlich abzureisen, so lange er noch kann. Doch die alte Leidenschaft zwischen Roderick und Victor flammt wieder auf, und der Mittzwanziger kann es nicht über sich bringen, einfach wieder zu gehen. Bald jedoch spürt auch Victor, dass etwas Dunkles und Bedrohliches von dem morbiden Gemäuer ausgeht. Erst, als auch ihm Geister erscheinen, begreift Victor, welches blutige Geheimnis den Anwesen selbst inne wohnt …
Der Film basiert auf einer Kurzgeschichte des amerikanischen Literaten Edgar Allan Poe. Regisseur David DeCoteau und Drehbuchautor Simon Savory nutzen die Vorlage allerdings geschickt, um sie modern und verdammt sexy zu interpretieren. Die Kurzgeschichte stammt aus dem 19. Jahrhundert, während der Film in der Gegenwart spielt, und den schwulen Plot gab es in der Vorlage natürlich nicht. Umso überraschender ist, wie gut dieser funktioniert. Das mag daran liegen, dass die Sinnlichkeit und die gefährliche Erotik, die von Roderick und seiner Schwester ausgehen, nicht nur Mittel zum Zweck sind, sondern das Mysterium um das Haus Usher noch verstärken. Während es Poe vorgezogen hat, dieses nicht zu lüften, finden DeCoteau und Savory eine überzeugende Erklärung, die den Mystery-Streifen, was seine Handlung angeht, rund macht.
Die deutsche DVD-Version präsentiert den Streifen in der Original-Tonspur, deutsche Untertitel sind jedoch anwählbar. Der Film wurde für einen amerikanischen TV-Sender produziert, der sich auf schwul/lesbische Unterhaltung spezialisiert. Das erklärt einerseits die viele nackte Haut der durchaus ansehnlichen männlichen Darsteller, andererseits aber auch, warum die Kulissen so billig wirken. Dass mit einem überschaubaren Budget gearbeitet werden musste, ist leider nicht zu übersehen. Immerhin sind die Akteuere größtenteils gut gewählt, spielen für eine TV-Produktion durchschnittlich und gerade bei den beiden männlichen Hauptdarstellern stimmt die Chemie.
Als absoluter Fehlgriff und echten Stimmungskiller entpuppt sich jedoch leider die Hintergrundmusik, die – einfallslos, aufdringlich und leider viel zu oft völlig unpassend – immer wieder jegliche Atmosphäre zerstört: eine herbe Enttäuschung, die dem Film mehr als einen Punkt kostet. Der Regisseur hat im Film ein paar wirklich tolle Gruselszenen geschaffen – Victor, der schlafend in der Badewanne von Geisterhänden heimgesucht wird; der Besuch eines leeren, verstörend wirkendes Kinderzimmers -, die der Score schonungslos ruiniert. Schade, dass dadurch so viel Potential verschenkt wurde!
Dennoch: "Edgar Allan Poes Untergang des Hauses Usher" ist in David DeCoteaus Version ein aufregender, sinnlicher Mystery-Horror-Mix jenseits gängiger Konventionen, der zwar aufgrund seines stark beschränkten Budgets weit hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt, aber dennoch sicher zu den spannendsten Interpretationen von Poes Kurzgeschichte gehört. Trotz der angesprochenen Mängel sehenswert!
Bilder © by PRO-FUN MEDIA