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 Cuanscadan - Tor nach Erainn


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Leitbarkeit
Preis - Leistungs - Verhältnis


Cuanscadan ist eine Stadt in Erainn, einem Land auf der Fantasy-Welt Midgard, der Spielwelt des gleichnamigen Rollenspiels. Mit "Cuanscadan - Tor nach Erainn" ist eine geniale Beschreibung dazu erschienen, die zusätzlich noch ein Mini-Quellenbuch zu Erainn beinhaltet. Das 144-seitige Hardcover ist mit einem Stadtplan und einer Farbkarte des Fürstentums (beide circa DIN-A 3) ausgestattet, beide sind gut gelungen und können sicher in einer Kartentasche aufbewahrt werden. Die Illustrationen sind ansehnlich und passend. Das Cover von Swen Papenbrock hingegen weist Mängel auf in der Darstellung von Bewegung, die Farbgebung wirkt etwas merkwürdig, aber die war so vom Verlag vorgegeben.

Bisher war Erainn mangels offiziellen Materials immer etwas schwammig geblieben. Diese Zeiten sind nun endlich vorbei. Cuanscadan, der Hafen des Herings, ist wirklich das Tor nach Erainn und auch der Band als solcher erfüllt absolut diese Aufgabe.

Betrachten wir als Erstes die Stadtbeschreibung. Diese, von Karl-Georg Müller und Manfred Roth stammend, erweckt die große Hafenstadt auf humorvolle Art und Weise zum Leben. Es gibt einen Überblick über die Geschichte von Cuanscadan sowie die gegenwärtige gesellschaftliche Situation. Die Autoren beschreiben mit dem gleichnamigen Fürstentum auch das Umland der Stadt.

Im Gegensatz zum Beispiel zur Stadtbeschreibung "Corrinis - Stadt der Abenteuer" wird in "Cuanscadan - Tor nach Erainn" nicht jedes einzelne Haus beschrieben. Vielmehr stellt der Band exemplarisch bemerkenswerte, einflussreiche oder skurrile Bewohner vor. Natürlich ist nicht jeder Einwohner so interessant und vielfältig wie die beschriebenen Ausnahmen, aber den Durchschnittseinwohner kann sich der Spielleiter auch selbst ausdenken. Viel wichtiger sind die Besonderheiten, und genau die werden hier genannt. Aber auch Fischer, Bootsbauer, Bettler beziehungsweise auch ihre Gilden werden beschrieben. Ausführlich erläutert werden natürlich die Familie des Fürsten Amhairgin und seine Feste. Daneben findet man Informationen über Geheimbünde, über die Festtage, über die Bardenschule der Drachengesänge und den Silbernen Turm des Erzmagiers Ultan.

Die Stadtbeschreibung ist absolut gelungen. Mit viel Liebe und Humor geschrieben, schafft sie es trotz der Kürze mit treffenden Beschreibungen die einzelnen Stadtviertel plastisch vor den Augen des Lesers erscheinen zu lassen. Schön ist, dass sich einige Besonderheiten Erainns auch in Cuanscadan wieder finden. Zum Beispiel ist das Fürstenpaar nicht menschlich, sondern besteht aus zwei Vertretern des lokalen Elfenvolkes, den Coraniaid. Was übrigens nicht jedem menschlichen Einwohner gefällt …
Teil des Fürstentums sind zwei Städte von Exil-Nahuatlanis, die es in den Süden Erainns verschlagen hat. Auch Cuanscadan besitzt ein Viertel dieser "Exoten".

Das gleichnamige Fürstentum wird kurz, aber ausreichend beschrieben und bietet so manchen Ansatzpunkt für Abenteuer, seien es Verschwörungen, Clann-Streitigkeiten, Schatzsuche oder Monsterschnetzeln.

Das Fazit bis hierher ist eindeutig positiv. Zuerst einmal ist die Stadtbeschreibung vollkommen dazu geeignet, vom Spielleiter umgehend eingesetzt zu werden. Dabei ist sie sogar amüsant und leicht zu lesen. Die Spieler dürften im Spiel ebenfalls gut unterhalten werden, und wie der Spielleiter beim Lesen des Quellenbuches im Spiel bei so mancher Situation ein Grinsen im Gesicht haben. Das Flair der Stadt ist spezifisch genug, um eine Beschreibung zu rechtfertigen, und diese gibt wirklich viel her.

Das Buch enthält eine Reihe von Abenteuerskizzen, die in der Stadt spielen: "Noch eine Diebesbande", "Sport ist Mord", "Freiheit für Ceallach an´ailgin", "Der Kult der blauen Auster" und "Das Auge des Wüstengottes". Die ersten beiden Abenteuer sind für die ersten Schritte in der Stadt gedacht und geeignet, bedürfen aber nicht nur wegen ihrer Kürze der Nacharbeit durch den Spielleiter. Das dritte Abenteuer könnte Probleme bei der Motivation der Charaktere machen und ist ebenfalls ziemlich kurz. Abenteuer Vier und Fünf stehen mit einer der im Buch erläuterten Geheimgesellschaft in Verbindung. Insgesamt alles etwas kurz, aber geeignet für die ersten Abenteuer in der Stadt.

37 Seiten umfasst der vom Verlag so genannte Anhang, welch Understatement, handelt es sich doch letztlich um ein Mini-Quellenbuch zum Land Erainn. Dieses gibt einen Überblick über die Kultur Erainns, was ja auch notwendig ist, um in Cuanscadan zu spielen. Trotz der Kürze ist dieser Teil ausreichend und wie die Stadtbeschreibung sehr gelungen. Was nicht wundert, hat doch der Autor Jürgen E. Franke Erainn erfunden. Ein absoluter Kenner beschreibt also "sein" Land.
Der Spielleiter findet alles vor, was er für die Spielleitung in Erainn braucht: Informationen zu den (wenigen) erainnischen Städten, zu Sippen, Familien, Recht, Wirtschaft, Grüner Magie und Gelehrsamkeit. Sehr praktisch sind die kleine Aussprachehilfe und das kleine erainnische Wörterbuch.

Wie gesagt, vorher war immer etwas unklar, was nun genau Erainn ausmacht, das ist nun vorbei. Man merkt auch, dass das Land dem MIDGARD-Erfinder besonders am Herzen liegt, hier ist ziemlich viel möglich und allerlei Kreaturen streifen durch das Land. Es gibt kaum etwas, was es nicht in Erainn gibt oder was nicht in Erainn möglich ist. Nicht zu vergessendas Feenvolk und die besondere Geschichte des Landes und des Volkes. Das Volk der Schlange, wie sich die Erainner nennen, ist aus der Vermischung von Coraniaid und Menschen entstanden, was sich auch heute noch teilweise im Äußeren der Menschen widerspiegelt. Zusätzlich werden Elfenmenschen (Halbelfen) regeltechnisch beschrieben und ein neuer lokaler Abenteurertyp. Weitere Besonderheiten finden sich im Glauben an Nathir und beim Aufbau des Kultus, besonders bei den so genannten "Weisen Frauen".

Auch hier kann man, um es kurz zu machen, einfach sagen: Super! Wer das offizielle Erainn kennen lernen möchte, kommt an dieser Kurzbeschreibung einfach nicht vorbei. Und es lohnt sich wirklich.

Als Gesamtfazit kann man auf alle Fälle eine Kaufempfehlung aussprechen. Natürlich gibt es kleinere Mängel und Fehler in diesem Produkt, aber die fallen insgesamt gesehen kaum ins Gewicht, beziehungsweise liegen manche Mängel auch einfach darin begründet, dass es sich eben nicht um ein Erainn-Quellenbuch handelt, sondern nur um ein Mini-Quellenbuch als Hintergrund zur Stadtbeschreibung. Nicht ganz gelungen sind die im Heft selbst abgedruckten Karten, die Stadtkarten verwirren etwas und die Erainnkarte wirkt etwas lieblos. Außerdem wirkt sie wie eine Schwarzweiß-Kopie einer Farbkarte. Ein paar Satzfehler sind auch vorhanden. Die Informationen sind lesenswert, aber nicht immer spielbereit aufbereitet.

Sehr löblich ist, dass mit >www.cuanscadan.de<> von einem der Stadterfinder eine eigene Homepage zur Stadt betrieben wird, die nicht nur Errata aufführen wird, sondern auch Gelegenheit bietet, die Stadt mit auszubauen beziehungsweise zusätzliche Informationen zu bekommen.

Auch wer nicht allzu tief in Erainn eindringen will, sollte sich Cuanscadan nicht entgehen lassen. Und wer das offizielle Erainn kennen lernen will, kommt nicht am Kauf vorbei.
Aufgrund der Klasse des Bandes ist eventuell auch für Spielleiter anderer Systeme einiges zu entdecken, wenn auch eventuell manche Besonderheiten den Einsatz erschweren könnten. Wer seine eigene Spielwelt kreiert hat, könnte hier aber ein schönes Land bekommen, das genug Freiraum bietet.


Bernd Wachsmann



Hardcover | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 392471424X | Preis: 21,95 Euro | 144 Seiten | Sprache: deutsch

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