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Was sind die Ursprünge mathematischer Logik? Wer hat sich mit diesem Thema beschäftigt und wie überhaupt kommt ein Mensch darauf, sein Leben der Suche nach der grundlegenden Logik zu widmen? Was veranlasste die Autoren Apostolos Doxiadis und Christos H. Papadimitriou dazu, genau diese Geschichte zu erzählen und warum war die Form des Comics dabei die erste und beste Wahl?
Antworten auf diese und viele weitere Fragen gibt der grafische Roman "Logicomix – Eine epische Suche nach Wahrheit" aus dem Verlagshaus Atrium. Das Leben und Denken des 1872 in Wales geborenen Mathematikers und Philosophen Bertrand Russell bildet den Kern der Geschichte. Auf seiner Suche nach der absoluten Wahrheit durchlebt er Höhen und Tiefen, eine schier endlos scheinende Arbeit an seinem Werk "Principia Mathematica" nimmt sehr lange seine gesamte Kraft gefangen.
Bei der Arbeit an "Logicomix" und der damit zusammenhängenden Recherche drängt sich den Autoren Apostolos und Christos immer wieder der Verdacht auf, dass Genialität und Wahnsinn enge Verwandte sind. Nicht selten war es das Schicksal großer Logiker im Wahnsinn zu enden. Wie kann Bertrand Russell diesem Schicksal entgehen?
"Logicomix" ist ein enormes Werk, das farbgewaltig und mit ausdruckstarken Bildern auf 352 hochwertigen Comicseiten zu einem unschlagbar günstigen Preis daher kommt. Inhaltlich gleicht es einem populärwissenschaftlichen Werk, nur dass die Form der Weitergabe an den Leser neu ist – oder wie viele wissenschaftliche Comics zu den Themen Mathematik und Philosophie gibt es auf dem Markt? Es kann als großes Glück angesehen werden, dass die Autoren genau diese Art Medium gewählt haben. Auf den ersten Blick trocken und angestaubt wirkende Themen werden dadurch lebendig, sprühen vor Farbe und können vermutlich sogar Menschen begeistern, die sonst nicht unbedingt zu einer Abhandlung über die Geschichte der Logik gegriffen hätten. Und das wäre sehr schade gewesen, denn die inneren Kämpfe der nach der perfekten Lösung, dem absoluten Beweis suchenden Wissenschaftler sind so voller Intensität und Leidenschaft. Ausflüge in die Antike und das Aufeinandertreffen bemerkenswerter Persönlichkeiten, die sich teils übrigens nie begegnet sind, helfen dabei, schwierige Thematiken zu verstehen und veranschaulichen sie. Historisch authentisch ist diese Story also nicht in jedem Punkt, was aber zum Ende hin auch von den Autoren erwähnt wird. Gute Regisseure dürfen ihre Geschichte immer leicht anpassen, wenn es aus dramaturgischen Gründen nötig wird und das Werk positiv beeinflusst – das gilt auch hier für die Autoren und "Logicomix" und ist ihnen sehr gut gelungen.
Nichtsdestotrotz ist "Logicomix" keine Graphic Novel zum "eben mal zwischendurch" Lesen. Inhaltlich fordert das Werk seine Leser und beschenkt sie dabei mit einem Einblick in eine Welt, die die meisten so bisher nicht kennengelernt haben dürften. Ein 30-seitiges Glossar widmet sich weiterhin mit ausführlichen Beschreibungen von Personen und Begriffen und regt zur weiteren Recherche an. Nicht wenige werden nach der Lektüre mehr Lust auf der Beschäftigung mit den angesprochenen Themen haben.
"Logicomix" ist ein in jeglicher Hinsicht anspruchsvolles Werk – fürs Auge und fürs Hirn. Und wer hätte gedacht, dass "schnöde" Mathematik einen zum Lachen bringen kann?
Der Verlag widmet "Logicomix" einen eigenen Bereich mit Leseprobe und vielen Detailinformationen: www.logicomix.de.