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Holmes, Watson, Mrs. Hudson, Clipton, Rajahd Singh, Hasbinh, der Fotograf Farelli, Inspektor Lestrade, Marcus Brodie sind entsetzt. Die illustre Reisegruppe, die es geschafft hat, innerhalb von sechs Wochen von London nach Ceylon zu gelangen, muss denselben Weg zurück. Darüber hinaus muss Clipton, wenn er die die Plantage erben will, auch noch als Clown in einem Zirkus auftreten – mit der Königin von England in der Ehrenloge.
Doch das Haupthindernis erschnuppert Holmes nur wenige Minuten nach der vernichtenden Erkenntnis, dass ihm eine zweite Reise mit diesem Haufen von Irren bevorsteht. Es riecht unverkennbar nach dem Parfum seines Erzfeindes. Tearings, der Mann, der sie bisher daran zu hindern versucht hat, Clipton zu seinem Erbe zu verhelfen, hat sich offensichtlich Hilfe durch den größten Verbrecher Londons, ja der ganzen Welt - wenn nicht des Universums - geholt. Professor Moriarty, kein Zweifel, wird ein härteter Gegner sein als Tearings und seine Chinesen.
Doch Holmes wäre nicht der genialste Detektiv Londons, ja der ganzen Welt – wenn nicht des Universums -, wenn er nicht einen Plan ersinnen würde, der eines Moriarty ebenbürtig ist. Er beschriftet ein Kartenspiel mit Aktionen, die die Reisegruppe auf der Stelle durchzuführen hat. Der Clou dabei: Die Anweisungen entbehren jedweder Logik, sind komplett unsinnig und führen einzig zu massiven Verzögerungen bei der Rückreise. Doch Holmes Kalkül ist glasklar. Moriarty wird wahnsinnig werden, den Sinn hinter den Wegen und Handlungen der Reisegruppe zu entschlüsseln. Und so suchen Holmes und seine Begleiter mal nach Pferdeäpfeln, um Watson damit zu bewerfen, mal besuchen sie ein Museum. Doch ans Ziel kommen sie so noch lange nicht – und auch Moriarty hat das eine oder andere Ass im Ärmel, um seinen Erzfeind aufzuhalten.
Endlich. Die wahnwitzigen Abenteuer des Sherlock Holmes gelangen - in der sehr freien Neuinterpretation von Veys und Barral – zu einem weiteren Höhepunkt. Professor Moriarty, ewiger Gegner von Holmes, hat seinen Auftritt. Und der könnte nicht besser inszeniert sein. Fast wie Dracula tritt er aus dem Dunkel der Geschichte ins grelle Licht der Ereignisse – dumm nur, dass er einen unfähigen Gehilfen beschäftigt, der ihm immer wieder in die Quere kommt.
Nach "
Sherlock Holmes und die Kamelienmänner" ist "Sherlock Holmes und der Schatten des M" mehr als eine Detektivgeschichte. Es ist ein köstliches Psychogramm eines Duells, das in die Weltgeschichte einging. Und exzentrischer, genialer und lächerlicher kann man kaum illustrieren, wie die beiden aufeinandertreffen und sich gegenseitig zu übertrumpfen versuchen.
Fast geraten die übrigen Mitglieder der Reisegruppe zur Nebensache. Wären nicht die brachial-souveräne Mrs. Hudson, der absolut unfähige Lestrade und der ebenso gutmütige wie gehässige Watson, das Duell stände im Mittelpunkt. So aber reiht sich Gag an Gag und man kommt aus dem Lachen kaum heraus.
Was Szenarist Veys und Illustrator Barral da abliefern, ist einmalig. Es hat zwar nichts mehr mit den Detektivgeschichten von Arthur Conan Doyle zu tun – doch gerade die völlig respektlose Demontage, Neuinterpretation und ironische Brechung dieser Idole machen einen Heidenspaß. Fast könnte man das große Heulen kriegen, wenn man weiß, dass es nur fünf Bände gibt, die sich mit Holmes, Watson und ihrer ganz besonderen Männerfreundschaft auseinandersetzen. Dieser vierte Band jedenfalls ist wundervoll. Man sollte ihn keinesfalls verpassen!
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Website des Verlags.