Unsere Welt, gar nicht so weit in der Zukunft: keine Arbeitsplätze, keine Perspektiven, rasant steigende Schulden aller, immer neue Wirtschaftskrisen beuteln die Länder. Um zukünftigen Generationen ein besseres Leben zu ermöglichen, wird ein Raumschiffprogramm ins Leben gerufen. Wichtige Mitglieder des Militärs und führende Forscher sollen im Tiefschlaf an Bord eines riesigen Raumschiffs zu einem neuen Planeten geschickt werden. Damit sie in 300 Jahren den Planeten aufbauen können, sollen sie eingefroren und nach Erreichen des Ziels wieder aufgetaut werden. Doch für Amy geht etwas schief: Sie ist nur dabei, weil ihre Eltern wichtig sind, und wird lange vor Erreichen der neuen Erde gewaltsam aufgetaut, ohne zu wissen, von wem.

Durch sie wird Junior, der zukünftige Anführer der Menschen auf dem Schiff, noch stärker auf einige Ungereimtheiten und Rätsel auf dem Schiff aufmerksam gemacht. Der aktuelle Anführer, der Älteste, ist ein despotischer, machtgieriger Mann, der sein Wissen nicht mit Junior teilen will. Nur langsam gelingt es ihm, tiefer in die Rätsel der Godspeed vorzudringen, doch was er und Amy aufdecken, verstört beide. Zudem müssen sie sich auch noch auf die Suche nach einem Mörder machen, denn mehr und mehr der Eingefrorenen werden wie Amy aufgetaut, aber ohne ihr Glück. Und auch sonst geht auf dem Schiff einiges schief.

Amy und Junior könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie stammt ungefähr aus der aktuellen Zeit und soll 300 Jahre in der Zukunft einen fremden Planeten besiedeln. Er ist zukünftiger Anführer des Raumschiffs, in dessen Bauch sie eingefroren liegt. Doch während die Generationen auf der "Godspeed" vergingen, haben die Menschen sich verändert. Religion ist abgeschafft, Kultur und Literatur nur wenigen vorbehalten und stark zensiert, Geschichtsbücher verändert, um dem Ältesten bei den Regierungsgeschäften zu unterstützen, genetische Vielfalt verschwunden und einem einheitlichen Rassenstandard gewichen, der Großteil der Menschen passiv und willenlos.

Als Amy aufgetaut wird, findet sie sich einer komplett fremden Gesellschaft wieder, die ihr teilweise sehr feindlich gegenüber steht. Junior ist fasziniert von diesem Mädchen, das in allem so anders ist und ihm doch so ähnlich in ihrer rebellischen Denkweise und individuellen Art. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach demjenigen, der immer mehr Menschen auftaut und nach der Lösung der vielen Rätsel, die auf der Godspeed herrschen. Doch eine Frage stellt sich: Was nützt einem Wissen und damit Freiheit mitten im Weltall, eingesperrt in einem riesigen Metallkasten?

Beth Revis lässt beide ihrer Hauptfiguren abwechselnd ihre eigene Sichtweise auf die Ereignisse darstellen. In diesen Kapiteln werden die Unterschiede zwischen ihnen deutlich und fassbar, die Gegensätze zwischen ihnen und die Befremdlichkeit der Menschen auf der Godspeed werden betont. Vor allem das erste Kapitel, Amys Einfrierung, ist unglaublich intensiv und packend geschrieben, aber leider flachen die anderen Kapitel in diesem Vergleich etwas ab, was die Intensität angeht. Doch die Hoffnung besteht, dass in den noch folgenden zwei Bänden wieder solchermaßen packende Szenen vorkommen werden. Für diese wurde in "Die Reise beginnt" ein guter Grundstein gelegt. Die ersten Rätsel wurden gelüftet, die Charaktere vorgestellt und die ersten Hindernisse überwunden. Das Finale ist überraschend und rasant, allerdings auch etwas zu glatt, um wahr zu sein. Doch darüber sieht man als Leser gern hinweg, da die restlichen Handlungsstränge und Geschehnisse überzeugen können.

Vor allem die Beschreibung der Zustände auf dem Schiff sind beklemmend. Durch Amy sieht der Leser, das hier bei weitem nicht alles so normal ist, wie Junior es findet. Die Menschen haben vieles von ihrer Menschlichkeit verloren, Familienbande, Gefühle, Kultur und Kunst werden unterdrückt und nicht mehr wahrgenommen, diejenigen, die noch Gefühle und Kreativität haben und ausleben, enden zusammen in der Anstalt, werden von den angeblich "normalen" Menschen misstrauisch beäugt und ausgeschlossen.

"Godspeed" verspricht, eine spannende Science-Fiction-Trilogie für Jugendliche zu werden, eine Hoffnung, die sich hoffentlich im zweiten Band weiter festigen wird.