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Eine Partie Schach in seinem Lieblingscafé inmitten von Paris, bedient von der hübschen Yvette – was könnte es schöneres geben für Privatdetektiv Dédé Deschamps? Zum Beispiel ein Auftrag. Und just ein Telefongespräch scheint eine veritable Chance auf einen satten Verdienst zu sein. Madame Lagarde, eine offensichtlich sehr betagte alte Dame, bittet Dédé ihre alte Schulfreundin wiederzufinden – nebst genauer Adressenangabe und Wegbeschreibung, um zu seiner Klientin zu gelangen. Was könnte leichter sein?
Dumm nur, dass in dem einsam gelegenen Haus eine Leiche im Lehnstuhl sitzt. Doch die bereits mumifizierte Dame kann kaum die Auftraggeberin sein. Warum aber hat sie Dédé dorthin gelockt? Von einem Mord kann kaum die Rede sein – eher von einer in totaler Einsamkeit verstorbenen alten Frau. Da ruft ihn Madame Lagarde ein zweites Mal an und lotst den Privatdetektiv erneut zu einem alten, heruntergekommenen Haus. Und wieder findet Dédé eine Leiche. Wieder ist es eine mumifizierte Frau, wieder scheint ein natürlicher, lang zurückliegender Tod durch Altersschwäche die Ursache zu sein. Doch Madame Lagarde ruft Dédé erneut an. Und nach dem dritten einsamen Haus nebst Leiche wendet sich das Blatt. Eine tote Katze im Keller dieses Hauses und die Aussage eines Nachbarsjungen lassen in Dédé einen ungeheuerlichen Verdacht aufkeimen. Ist er vielleicht doch einer Mordserie auf der Spur?
Comicfans kennen Erik (mit vollem Namen Frank Erik Weißmüller) bisher allein als Autor und Illustrator des Webcomics "Deae Ex Machina". Nun also ein erstes "echtes" Comicalbum – verlegt vom Epsilon-Verlag. Und wer "Sind sie tot, Madame?" aufschlägt, glaubt sich in die 70er Jahre zurückversetzt. Zu Glanzzeiten des frankobelgischen Comics sahen Zeichnungen so aus. Dass das nichts Schlechtes bedeutet, merkt man schnell. Dédé ist ein netter, umgänglicher, sanfter Held, der eigentlich lieber ein Bierchen trinkt, Schach spielt und mit der Kellnerin schäkert als seinem Beruf nachzugehen.
Doch der Auftrag, den der Leser auf den folgenden Seiten serviert bekommt, hat es in sich. Leichen alter Damen, die Erik mit Verve und viel Gespür für Stillleben anordnet, ja, zelebriert, pflastern den Weg des Detektivs. Leichen, die allesamt nicht schön anzusehen sind, aber eben kaum wie Ermordete wirken. Der Leser taumelt durch viele Seiten, auf denen kaum etwas geschieht, wenig Neues erzählt wird, und die fast hinhaltend wirken, um endlich, nach mehr als dreißig Seiten, urplötzlich die Richtung zu ändern. Endlich gibt es eine Spur von Spannung, so etwas wie einen Fall, den es zu lösen gilt.
Gut, dass viel Humor, Lokalkolorit und ein einfach nur brillanter Illustrationsstil den Betrachter fesseln. Denn Text gibt es in diesem Erik-Album wenig. Eher lange Szenenfolgen, die teilweise verzichtbar zu sein scheinen, aber viel zur düsteren, melancholischen Stimmung beitragen.
Das Ende, so viel sei gesagt, ist ein absoluter Hammer. Wer danach nicht auch "Verlieren sie nicht den Kopf", den zweiten Band aus der Feder von Frank Erik Weißmüller aus der Serie "Dédé – Eriks Detektiv Deschamps", lesen will, dem ist nicht mehr zu helfen.
"Sind sie tot, Madame?" ist eine geniale Hommage, ein wundervoller Debüt-Band und eine ebenso humorvolle wie zum Ende hin sehr spannende Geschichte, die mit wundervollen Illustrationen glänzt.