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 Alles zerstört, alles verbrannt

Autoren: Wells Tower
Übersetzer: Malte Krutzsch, Britta Waldhof
Verlag: Fischer

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Endlich gibt es das Debüt des Autors, dessen Erzählungen in The New Yorker und The Paris Review zuerst veröffentlicht und dann mehrfach ausgezeichnet wurden, auch in deutscher Ausgabe. "Alles zerstört, alles verbrannt" vereint zehn Kurzgeschichten unterschiedlichster Art, doch alle mit einem einheitlichen Thema: Zerstörung.

Für einen Schreiner bedeutet eine Treppenstufe in der falschen Größe das endgültige Ende seines bisherigen, normalen Lebens. Nachdem er alles in seinem Leben - teilweise durch eigene Schuld - verloren hat, trifft er auch an seinem Fluchtort auf einen Zerstörer in ungewöhnlichem Gewand.
Eine Horde Wikinger ist depressiv und möchte diese Traurigkeit durch Blündern und Brandschatzen überwinden, auch wenn bei den Opfern nichts mehr zu holen ist. Allein das Zerstören soll den Blues vertreiben.
Zwei Teenagerinnen, in inniger Feindschaft verbunden, rechnen endlich miteinander ab.
Brüder, die sich ihr ganzes Leben nicht verstanden, setzen ihre Ablehnung gegeneinander auch als Erwachsene in der Wildnis fort.

Die Geschichten aus "Alles zerstört, alles verbrannt" lesen sich wie Lehrstücke zu klassischen Kurzgeschichten. Der Erzähler steht immer weit von den Protagonisten entfernt und sorgt so dafür, dass der Leser aus einer gewissen Distanz beobachten und bewerten kann, wie die Charaktere agieren. Die Situationen, in denen sich die Protagonisten befinden, sind teilweise alltäglich, teilweise auch wirklich ausgefallen. Nur das Motiv der Zerstörung, sei es einer Sache, eines Lebens, eines Gefühls, ... eint alle Geschichten. Der Stil der Geschichten ist kurz, prägnant und durchzogen von bissigem Humor - auch wenn die Handlungen an sich nicht witzig oder humorvoll sind. Man versinkt für einige Seiten in der Geschichte, steht dann vor dem offenen Ende und denkt noch lange darüber nach, wie es weitergehen könnte und vor allem, was hinter dem Offensichtlichen stecken könnte.

Klar und direkt, ohne überflüssige Schnörkel und dennoch faszinierend geschrieben vermittelt Tower das Bild seiner Protagonisten, die allesamt gewöhnliche Menschen sind, die durch eine oder mehrere kleine Gegebenheiten aus dem Takt geraten. Dann bricht das, was den Menschen vernünftig hält, auseinander und die puren Gefühle und Emotionen übernehmen die Steuerung. Gerade die Klarheit der Sprache unterstützt diesen Bruch und macht ihn umso wirkungsvoller für den Leser.

Wells Tower wird zu Recht als einer der besten amerikanischen Nachwuchsautoren behandelt, man darf gespannt auf das sein, was von diesem Autor noch geschrieben wird.

Anja Thiemé



Hardcover | Erschienen: 5. August 2011 | ISBN: 9783100800312 | Originaltitel: Everything Ravaged, Everything Burned | Preis: 18,95 Euro | 269 Seiten | Sprache: Deutsch

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