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Lyrik: für die meisten Kinder und Jugendlichen, selbst literaturinteressierte, die Schullaufbahn hindurch ein Graus – wer nicht einen Deutschlehrer hat, der auf sensible und nachvollziehbare Weise den Kontext und zugleich die sprachliche Schönheit von Gedichten erschließt, findet im Allgemeinen keinen Zugang zu ihnen und tut sich mit den im Deutschunterricht verpflichtenden Interpretationen schwer.
Eher setzen sich Literaturfreunde im Erwachsenenalter mit Gedichten auseinander, aber auch dann entgeht dem Leser viel, wenn er nicht über die notwendigen Hintergrundinformationen und womöglich den ein oder anderen Denkanstoß verfügt. Genau damit stattet Peter von Matt die Leser seines "Wörterleuchtens" aus.
Sechzig Gedichte, das älteste davon aus dem 14. Jahrhundert, die letzten im chronologisch angeordneten Reigen von den in den 1960er-Jahren geborenen Autoren Durs Grünbein und Monika Rinck, hat der Autor ausgewählt. Jedem der Gedichte stehen anderthalb bis zwei Seiten Interpretation gegenüber.
Blättert man das Buch durch oder liest die Quellennachweise, so begegnen einem etliche bekannte Namen – Lessing, Goethe, Schiller, Hölderlin, Eichendorff, Heine, Rilke, Brecht, Enzensberger, um nur einige willkürlich zu nennen – neben zahlreichen Schriftstellern, die nicht unbedingt zum Lehrplan der gymnasialen Mittel- und Oberstufe gehören. Und es sind auch nicht unbedingt die bekanntesten Gedichte der Großen, die Peter von Matt herausgreift.
Der Autor präsentiert Gedichte, die nicht nur formal begeistern, sondern auch in Bezug auf den Inhalt sehr gehaltvoll sind, der sich gleichwohl oft erst beim zweiten Lesen und Überdenken erschließt – oder anhand der Interpretation, die Peter von Matt anbietet. Er zeigt interessante, teils regelrecht spannende Querverbindungen, Anlehnungen und Verweise auf, die sich manchem Leser, dem die entsprechenden humanistischen Kenntnisse fehlen, entzögen. Der kleine Band macht dem Leser auch Mut und verleiht ihm die Fertigkeit, sich aufmerksam an anderen Gedichten zu versuchen.
"Kleine" Deutungen deutscher Gedichte: ein Untertitel, der einerseits von Bescheidenheit, vielleicht auch ein wenig Tiefstapelei zeugt, könnten doch diese Interpretationen kaum dichter, informativer sein, der aber andererseits anzeigt, dass sich der Leser nicht durch seitenlange Abhandlungen quälen muss. Kaum länger als das eigentliche Gedicht liest sich von Matts Beitrag dazu. Und der Autor kommt keineswegs als trockener Literaturprofessor daher, sondern er verpackt die wissenswerten Fakten unterhaltsam, bisweilen humorvoll, und bietet sensible Denkanstöße.
Eine Bereicherung für Lyrikfreunde und ein großartiger Einstieg für Interessierte!
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