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Seit neun Jahren erst ist die Knechtschaft Englands, die 200 Jahre anhielt, vorüber. Und die Freiheit ist nur einem Mann geschuldet, dem Piraten Rhys Trahaearn, der in einer selbstmörderischen Aktion den Kontrollturm der Mongolen zerstörte und so die Bugger befreite. Bugger, der Name für die Bewohner Englands, die Naniten - winzig kleine, sich selbst reproduzierende Apparate - injiziert bekommen haben, um kontrollierbar zu werden. Rhys Trahaearn wurde zum Volkshelden und Herzog ernannt und gehört nun mit seinem Handelsimperium zu den einflussreichsten Männern Englands.
Auch wenn die Befreiung für die Bugger ein Segen war, für die Inspektorin Mina Wentworth ist sie ein eher zweischneidiges Schwert, denn als Resultat einer unfreiwilligen Orgie ihrer Mutter, ist Mina Wentworth mit ihren mongolischen Zügen eine stete Erinnerung an die ehemaligen Besetzer. Kein Wunder, dass sie sich der Arbeit mit Leichen verschrieben hat - denn die konnten sie nicht mit Verachtung bestrafen.
Minas neuster Fall ist mehr als eine Sensation: Ausgerechnet über dem Gelände des eisernen Herzogs Rhy Trahaearn wurde eine Leiche abgeworfen, und Mina soll in diesem Fall ermitteln. Das erste Zusammentreffen mit dieser Berühmtheit läuft mehr als merkwürdig ab, denn ganz gegen ihre Gewohnheiten ist Mina plötzlich Feuer und Flamme und auch der Herzog kann nicht leugnen, dass dieser ersten Begegnung etwas Schicksalhaftes anhaftet. Rhys weicht der Inspektorin daraufhin nicht mehr von der Seite. Während Mina versucht, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, will Rhys sie einfach nur in sein Bett kriegen. Dabei ist der mysteriöse Mordfall nur die Spitze einer Verschwörung, die ganz England bedroht ...
Mit "Wilde Sehnsucht" entführt Meljean Brook ihre Leser in das Genre des Steampunks und setzt ihnen den Auftakt zu ihrer Reihe "Die Eiserne See" vor.
Wie immer kommt die viktorianische Welt des Steampunks auf der einen Seite sehr primitiv und auf der anderen Seite fast wie Sciene-Fiction daher. Für diesen Eindruck sorgen nicht zuletzt die Naniten, die Meljean Brooks in ihre Handlung wirft. Naniten - kleine Maschinen, die Tausenden von Engländern während der Besetzung von den Mongolen injiziert wurden. Sie können Wunden heilen, verleihen ihren Wirten die eine oder andere bemerkenswerte Eigenschaft, aber ermöglichen es auch, die Gefühle eines Menschen zu kontrollieren, wenn man die richtige Frequenz findet.
Doch neun Jahre reichen bei weitem nicht, seine Gefühle völlig in den Griff zu bekommen, wenn wenn man sich zuvor nie mit ihnen auseinandersetzen musste. So zumindest könnte eine Erklärung aussehen, die durch einen einzigen Blick ausgelöste Anziehung der Hauptfiguren Rhys und Mina zu erklären.
Das Buch lebt von der Faszination - zum einen von der Faszination der zwei Hauptfiguren, zum anderen von der Faszination des Lesers, wenn er mehr und mehr Einblick in die Welt von Meljean Brooks erhält. Der Leser findet sich inmitten eines Landes wieder, welches gerade wieder die Freiheit neu für sich entdeckt, nachdem es fast 200 Jahre von einer anderen Macht kontrolliert worden war. Dadurch eröffnet sich der Autorin die Möglichkeit, ihre Welt innerhalb weniger bekannter Schlagwörter gänzlich neu zu erschaffen, was sich sowohl in erstaunlichen Gegebenheiten als auch in Personen, die durch diese fremde Umgebung geprägt wurden, zeigt. Manches mag skurril oder fremd sein, aber es ist auf jeden Fall einmalig.
Obwohl die Autorin viele Worte darauf verwendet, Hintergrundwissen an den Leser zu bringen, hat dieses Buch dennoch auch Raum für eine Handlung: Es gilt einen Mord aufzuklären, der sich allerdings nur als die Spitze einer irrwitzig anmutenden Verschwörung entpuppt, auf die aber nicht näher eingegangen werden soll, um die Spannung nicht zu verderben. Doch so viel sei verraten: Am Ende sorgt die Autorin für ein Happy End, immerhin steht schon Band zwei in den Startlöchern und ist für Mai 2012 angekündigt; man darf gespannt sein, was die Autorin aus ihrer Idee macht.
Am Ende bleibt nur zu sagen: Diese Welt hat Potenzial. Die Idee dahinter darf man durchaus als originell bezeichnen, auch wenn Steampunk eins der neuen Trendgenres des nächsten Jahres sein dürfte. Sicherlich mag die Liebe etwas zu plötzlich und einige Ereignisse etwas zu dramatisch erscheinen, aber das sind Makel, über die man getrost hinwegsehen kann, erwartet einen doch ein interessantes Lesevergnügen.
Eine
Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.