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Der in fünfter Auflage erschienene Band "Geomorphologie" von Harald Zepp gibt einen knappen, aber möglichst ausführlichen Überblick der Formungsprozesse und der daraus resultierenden Oberflächenformen der Erde. In fünfzehn Kapiteln vermittelt der Bochumer Professor dabei Fachwissen für Studierende des Grundstudiums der Geografie und angrenzender Wissenschaften, die sich in kurzer Form in dieses Thema einarbeiten wollen.
Beginnend mit einer Einführung in den Gegenstand der Geomorphologie – der Lehre von der Form/Gestalt der Erde - gliedert Harald Zepp sein Buch strikt nach der traditionell verwendeten Gliederung. Er handelt also zunächst ab, wie Kontinente, Gebirge und Ozeane entstanden sind, listet Material, Prozesse und Strukturen der kontinentalen Kruste auf und widmet sich ausführlich dem Relief der Erde. Es folgen Verwitterungsprozesse und -Formen, gravitative Massenbewegungen, fluviale Formung, äolische Formung, Formung durch Gletscher und Schmelzwässer, periglaziale Formung, geomorphologische Prozesskombinationen und Formengefüge in Abhängigkeit vom Klima, struktur- und gesteinsbedingte Formen und litorale Prozesse.
Im in dieser Auflage neu hinzugefügten vierzehnten Kapitel widmet sich der Autor weiterführenden Modellvorstellungen, Konzepten und Methoden der Geomorphologie, ehe er sich in der Schlussbetrachtung der Reliefentwicklung in Mitteleuropa widmet. Abschließend folgen ein sehr ausführliches, aktualisiertes Literaturverzeichnis und ein kurzes Sachwortregister.
Einführungen in das komplexe Thema der Geomorphologie sind bei Studierenden meist unbeliebt, fachfremde Wissenschaftler und Studenten von Nachbardisziplinen, aber auch interessierte Laien suchen oft vergeblich nach einem Buch, das sowohl ausführlich genug ist, um die formgebenden Prozesse möglichst anschaulich zu beschreiben, aber auch in punkto Verständlichkeit und didaktischem Aufbau modernen Gesichtspunkten von Forschung und Lehre genügt.
Der Herkulesaufgabe, sowohl einfach als auch umfassend, sowohl anschaulich als auch wissenschaftlich korrekt und fundiert zu sein, widmet sich Harald Zepp nun schon zum wiederholten Male. Neben unzähligen Kleinigkeiten und einigen tiefergehenden Korrekturen, ist der Band "Geomorphologie" im Grunde nahezu unverändert geblieben. Wer nicht im Kapitel vierzehn in die wissenschaftlichen Untiefen der Methodologie abtauchen will, kann sich ebenso mit einer alten Auflage zufrieden geben. Das bedeutet aber nicht, dass dieses Fachbuch veraltet oder gar obsolet wäre – im Gegenteil, das verwendete Konzept, die didaktische Herangehensweise, der Schreibstil und die Art und Weise der Wissensvermittlung sind nach wie vor vorbildlich.
Auch Nicht-Geographen und Geologen, Laien und Fachfremde können mit Hilfe dieses Bandes in kurzer Zeit eintauchen in ein spannendes, aktuelles und faszinierendes Fachgebiet. Wer etwas über Verwitterungsprozesse, Denundationen, Erosion und Sedimenttransport, Deflation und Sandakkumulation, Gletscherbewegungen und deren Abtragungsformen, Permafrost und Solifkution, Plattentektonik und dem Kreislauf der Gesteine wissen will – hier kann er es in verständlicher Form nachlesen.
Dabei ist dieses Buch sowohl als Nachschlagewerk nutzbar als auch als aufbauender Lehrgang hin zu einem tieferen und nahezu vollständigem Verständnis der Geomorphologie als Wissenschaft verwendbar.
Zu Bedauern ist die nach wie vor fehlende Farbigkeit der Grafiken, denen leider neben Graustufen nur die Farbe Rot hinzugefügt wurde, als auch die Tatsache, dass die alte Rechtschreibung verwendet wurde – für ein modernes Lehrwerk mit Erscheinungsdatum 2011 fast ein Armutszeugnis – zumal jedes einfache Computerprogramm oder fähige Lektorat hier schnell Abhilfe schaffen könnte, wenn es denn gewünscht würde.
"Geomorphologie" ist ein empfehlenswertes Fachbuch. Ohne nennenswerte Hürden kann mit seiner Hilfe jeder Leser oder Studierende einen Wissensstand erreichen, der ihm in Hauptstudium und verschiedensten wissenschaftlichen Veröffentlichungen die problemlose Einarbeitung in komplexere Darstellungen erlaubt.