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Eine Roman-Reihe nach ihrem Protagonisten zu benennen ist auch im Fantasy-Genre seit "Harry Potter" kein ungewöhnliches Vorgehen mehr. Neben "Artemis Fowl", "Bartimäus", "Charlie Bone", "Eragon" (wobei dies nur in der deutschen Übersetzung zutrifft) oder dem unbekannteren "Hermux Tantamoq" gesellt sich nun ein neues Gesicht in diese Riege: "Septimus Heap".
Es herrscht ein eisiger Winter, als der Zauberer Silas Heap durch den Schnee stiefelt, um Kräuter für seinen neugeborenen Sohn Septimus von der Medizinfrau Galen zu holen. Der siebte Sohn eines siebten Sohnes - was für ein Ereignis! Septimus würde einmal sagenhafte magische Kräfte haben, soviel steht jetzt schon fest. Silas befindet sich gerade auf dem Rückweg in die Anwanden, in welchen er mit seiner Frau Sarah und seinen Kindern lebt, als ihm ein kleines Bündel abseits des Weges auffällt - das sich als Neugeborenes herausstellt! Fürsorglich nimmt sich Silas des kleinen Mädchens an, doch plötzlich stellt sich ihm die Außergewöhnliche Zauberin Marcia Overstrand in den Weg und schärft Silas ein, dass er das Kind aufziehen und als sein eigenes ausgeben soll. Als er sich endlich seinem Zuhause nähert, stürmt unerwartet die Hebamme mit seinem Sohn auf dem Arm schluchzend an ihm vorbei - Septimus ist tot! Zutiefst betrübt über diesen Verlust legt Silas seiner Frau das Findelkind in den Arm und so wächst die kleine Jenna in der Familie der Heaps auf und wird von diesen wie ein Familienmitglied behandelt.
Zehn Jahre ziehen auf diese Weise ins Land - zehn Jahre, in denen es dem Berufsstand der Zauberer immer schlechter geht. Doch an Jennas zehntem Geburtstag überschlagen sich die Ereignisse. Von Marcia, der Außergewöhnlichen Zauberin, erfährt Jenna, dass sie die Tochter der Königin ist, welche noch am Tag von Jennas Geburt ermordet wurde. Nun muss Jenna schnell fliehen, denn ihre Feinde haben durch Spitzel herausgefunden, dass sie die Prinzessin und somit wahre Thronfolgerin ist. So setzt der dunkle Zauberer DomDaniel seine Schergen auf Jenna an, die gemeinsam mit ihren Brüdern und ihren Eltern in die Marram-Marschen flieht und dort Unterschlupf bei der Hexe Zelda findet. Doch DomDaniel und seine Schergen sind Jenna immer noch dicht auf der Spur ...
"Magyk" ist der Auftakt zu einer Fantasy-Trilogie mit dem Titel "Septimus Heap" aus der Feder der englischen Autorin Angie Sage. Nun wird sich der eine oder andere Hörer vermutlich fragen, warum die Buchvorlage zur vorliegenden Lesung nach einer Person benannt ist, die gar nicht persönlich in Erscheinung zu treten scheint. Doch diesen Hörern sei versichert: Septimus Heap wird seinen Auftritt haben - und zwar in einem überraschenden Moment, in dem man schon gar nicht mehr damit rechnet. Damit wird an dieser Stelle sicherlich nicht zu viel verraten, denn dass der Titelheld nicht gleich zu Beginn der Geschichte tragischerweise sterben kann, erkennt wohl jeder Hörer respektive Leser sehr schnell.
Ebenso wie sich alle Werke der klassischen Fantasy, der "High Fantasy", mit J. R. R. Tolkiens Meisterwerk "Der Herr der Ringe" messen lassen müssen, trägt die Messlatte für fantastische Kinder- und Jugendromane seit geraumer Zeit den Namen "Harry Potter"; so muss auch "Septimus Heap" zahlreiche Vergleiche mit dem weltberühmten Zauberschüler über sich ergehen lassen. Ja, natürlich weist "Septimus Heap - Magyk" nicht abstreitbare Parallelen zu Joanne K. Rowlings "Harry Potter" auf, doch dies bedeutet zwangsläufig noch lange nicht, dass es sich bei der vorliegenden Geschichte um einen Abklatsch des Welterfolgs handelt - im Gegenteil: Die Autorin erfindet zahlreiche neue, oft amüsante Details, mittels derer sie ihre eigene Welt erschafft. Mit viel Liebe zum Detail entwickelt sie all ihre Charaktere sorgfältig und liebevoll, wodurch sich der Hörer eines Gefühl des Mitfieberns und -leidens gar nicht erwehren kann. Dennoch wirkt die Geschichte, die Angie Sage zu spinnen beginnt, an vielen Stellen durchscheinend und ist häufig vorhersehbar; das einfach gestrikte Handlungsmuster und die deutliche Trennung zwischen Gut und Böse lassen die Erzählung für ältere Hörer oft unspektakulär und nur mäßig spannend wirken, jüngere Leseratten und Hörbuchbegeisterte werden sich jedoch in einem fantastischen Abenteuer verlieren können.
Der Sprecher dieser gekürzten Lesung, Stefan Kaminski, wurde für sein Talent, das er im vorliegenden Hörbuch über sechs CDs und eine Laufzeit von siebeneinhalb Stunden hinweg unter Beweis stellt, von kritischen Hörern bereits als der Mann bezeichnet, der Rufus Beck seinen Titel als "Mann mit den tausend Stimmen" streitig machen könnte. Und obwohl mir diese Aussage doch ein wenig zu weit hergeholt erscheint - dafür ist Rufus Beck mittlerweile zu bekannt und hat zudem "Harry Potter" auf seiner Seite -, bleibt Stefan Kaminski für eine wundervolle Lesung zu loben. Der Sprecher verleiht jedem Charakter eine eigene Stimmfärbung, erweckt die Figuren akustisch zum Leben und präsentiert seinem Hörer eine Stimmvielfalt, die wahrhaftig weit über das durchschnittliche Repertoire eines Sprechers hinausragt. Besonders gefallen haben der schnodderig klingende Boggart und die geheimnisvoll erzählende Wendronhexe. Nicht selten fragt sich da der Hörer, ob all diese Stimmen wirklich noch auf einen einzigen Mann zurückzuführen sind.
Die Aufmachung des Pappschubers, der drei Doppel-CD-Hüllen enthält, orientiert sich an der Gestaltung des Hardcover-Buches und stellt mit seinem schönen Design sowie einer gold glänzenden Prägung zweifelsfrei einen Blickfall im CD-Regal dar. Zudem finden sich in den Booklets sowie den Inlays der CD-Hüllen erfreulicherweise kurze Texte der Autorin abgedruckt, welche dem Hörer beschreiben, was mit einigen Nebenfiguren der Handlung nach ihrem Auftreten weiterhin passiert.
Fazit:
Trotz zahlreicher bezaubernder Einfälle bewegt sich "Magyk", Angie Sages erster Band der Trilogie um "Septimus Heap", lediglich im Mittelmaß der sich derzeit auf dem Markt befindlichen Kinder- und Jugendbücher und ist mit seiner schlicht gestrikten Handlung wohl vor allem für jüngere Leser geeignet. Stefan Kaminski jedoch lässt die Lesung zu "Magyk" durch herausragende Sprecherleistungen zu einem stimmgewaltigen Abenteuer werden.
Hinweis: Der zweite Band um "Septimus Heap" soll im März 2006 unter dem Originaltitel "Flyte" auf dem englischen Buchmarkt erscheinen. Wann genau der Band auf Deutsch erscheinen wird, steht zwar noch nicht fest, doch da auch der erste Band im Original im März erschienen ist und die deutsche Ausgabe im August folgte, kann man mit der deutschen Übersetzung wohl etwa im August 2006 rechnen.