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Der neunjährige Oliver (Richard Charles), dessen Mutter bei der Geburt gestorben und dessen Vater unbekannt ist, wächst im städtischen Armenhaus auf, wo Schikane und Hunger sein Leben bestimmen. Als er zum Sargtischler Mr. Sowerberry in die Lehre gegeben wird, scheint sein Schicksal eine Wendung zum Besseren zu nehmen, doch der ältere Lehrling Noah setzt die Quälereien fort. Als Oliver sich gegen ihn wehrt und daraufhin wieder ins Waisenhaus zurückgebracht werden soll, flieht er nach London, wo er beim Hehler Fagin (George C. Scott) Unterschlupf findet. Fagin führt gemeinsam mit dem brutalen Sikes (Tim Curry) eine Diebesbande an, die größtenteils aus Kindern und Jugendlichen besteht, und lehrt Oliver das traditionsreiche Handwerk des Taschendiebstahls.
Es dauert nicht lange, bis der Waisenjunge in noch größere Schwierigkeiten gerät. Als er gemeinsam mit Sikes in ein Haus einbricht, wird er vom Hausbesitzer angeschossen und lebensgefährlich verwundet. Sikes flieht, und Oliver bleibt zurück. Anstatt ihn der Polizei auszuliefern, pflegt ihn der Hausbesitzer, der wohlhabende Mr. Bronslow, gesund. Er nimmt den Jungen unter seine Fittiche, und bald stellt sich heraus, dass Oliver möglicherweise sein Großneffe ist, Sohn seiner verschollenen Nichte Betty. Nun könnte alles gut werden für den kleinen Oliver – doch seine Vergangenheit holt ihn ein, denn Fagin und seine Bande lassen nicht locker, und bald schwebt Oliver in höchster Gefahr, als der zwielichtige Mr. Monks auftaucht, der sich als Olivers krimineller Halbbruder entpuppt ...
Charles Dickens’ mitreißend erzählte Geschichte um das wechselvolle Schicksal des Waisenjungen Oliver Twist gehört wohl zu den bekanntesten und erfolgreichsten Werken der Literaturgeschichte. Die erste Verfilmung datiert aus dem Jahr 1909; die vorliegende US-Adaption wurde 1982 vom 2010 verstorbenen Clive Donner ("What’s New, Pussycat?") für das amerikanische Fernsehen inszeniert. Donner lässt in seiner auf Filmlänge gekürzten Interpretation des Stoffes Dickens’ leidenschaftliche Sozialkritik zwar anklingen, zeichnet seine Figuren jedoch mit einem unübersehbaren Hang zur Romantik und lässt auch sentimentale Momente nicht zu kurz kommen. Allerdings spart er auch nicht mit hässlichen Details des Londoner Unterschichtlebens und mit hartem Realismus
Zu den Vorzügen dieser ausgezeichnet besetzten Verfilmung gehört es, dass Donner dem Zuschauer ein plattes Gut-Böse-Spektakel erspart, indem er Wert auf facettenreiche Charakterzeichnung legt. Ein Glanzstück des Films ist Tim Currys Verkörperung des Schurken Sikes, die für einige mitreißend dramatische Momente sorgt. Zusammen mit der oft kammerspielhaften Optik und der straffen Erzählweise ergibt das einen Film, der die oft erzählte Story neu erleben lässt. Freilich dürften Fans des modernen Kinos Donners Adaption als etwas angestaubt empfinden, da Kameraführung und Schnittechnik sich unverkennbar an den Auffassungen der sechziger und siebziger Jahre orientieren und im Vergleich zum bildgewaltigen Eventkino der nachfolgenden Jahrzehnte ein wenig schmalbrüstig wirken. Hier darf man allerdings nicht vergessen, dass es sich um eine Adaption fürs Fernsehen handelt und nicht um einen Kinofilm. Für einen netten Fernsehabend eignet sich "Oliver Twist" allemal – sofern man einen Schuss Sentimentalität verkraften kann.
Bild- und Tonqualität sind dank digitaler Nachbearbeitung erfreulich ansehnlich. Die DVD bietet als einziges Extra ein Wendecover ohne FSK-Logo, das – wie das Standardcover – unverständlicherweise einen anderen Oliver-Darsteller zeigt als den, der ihn im Film spielt. Die DVD ist zweisprachig (Deutsch/Englisch) ohne optionale Untertitel.