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Südafrika ist ein äußerst vielseitiges Land, das durch zahlreiche Einwanderer und eine ereignisreiche Historie Einflüsse der Küchen aus (fast) der ganzen Welt miteinander verbindet. In Europa entwickelt sich der Kochstil des Landes, der mit dem modernen Begriff "Fusionsküche" bezeichnet wird, immer mehr zum Trend. In Südfrika ist er Alltag - Gerichte der europäischen Einwanderer werden mit asiatischen Gewürzen aufgepeppt, indische Einwanderer brachten die Vorliebe für Curry, Chutneys und Samosas mit und so weiter. Die Landesküche Südafrikas verbindet europäische, asiatische und orientalische Küche und erschafft ihren ganz eigenen, individuellen Geschmack, der nicht zuletzt von dem Fleisch- und Gemüseangebot vor Ort geprägt wird.
Im Vorwort erhält der Leser einen Einblick in das Land und dessen Esskultur. Dabei steht vor allem der Wein im Vordergrund, der mittlerweile weltweit viele Liebhaber gefunden hat. Aber auch der teils mehr als exotischen Zutaten, die in Europa schwerlich bis gar nicht zu bekommen sind, wird sich angenommen und versprochen, bei den Rezepten Alternativen aufzuzeigen.
Ganz klassisch erfolgt die Unterteilung der Rezepte in mehrere Kategorien - von Vorspeisen und Snacks über Salate, Gemüse und Beilagen sowie Fisch und Meeresfrüchte bis hin zu Gebäck und Desserts. Insgesamt gibt es acht Kategorien, die jeweils mit Informationen rund um die Kultur, den Anbau und die Besonderheiten der Zutaten eingeleitet werden. Jedes Rezept erstreckt sich über eine Doppelseite, verfügt neben Zutatenliste und Anleitung über Angaben zur Zubereitungszeit und zu den Nährwerten, Informationen über manche der Zutaten und deren Bedeutung in der südafrikanischen Küche sowie gleich mehrere Bilder. Neben der Fotografie des fertigen Gerichts finden sich auch Abbildungen der einzelnen Zutaten sowie von Menschen und Land wieder.
Bei einigen Rezepten bieten sich dem Leser darüber hinaus Alternativvorschläge: Mag er beispielsweise lieber Hähnchenleber statt Rehleber, so bekommt er mittels Sternchen an den Zutaten gezeigt, welche er austauschen kann. Die Alternativen werden als Bild mit Untertitel dargestellt. Weinempfehlungen - gerade bei Hauptspeisen - dürfen natürlich auch nicht fehlen und sind ebenfalls vorhanden. Den Abschluss des Buches bilden ein Bezugsquellennachweis der Weine sowie ein alphabetisches Rezeptregister.
Bei einem 256 Seiten dicken, großformatigen Kochbuch über Südafrika, das gerade mal 9,99 Euro kostet, fragt man sich bei der Betrachtung unweigerlich, ob der Preis zu Lasten der Qualität geht. Doch weit gefehlt: bereits beim ersten Aufschlagen fesseln die qualitativ hochwertigen Fotografien vom Essen sowie von Land und Leuten. Für ein Kochbuch ist es außergewöhnlich reichhaltig bebildert und auch die vielen, sehr guten Beschreibungen der Esskultur und deren Besonderheiten fallen äußerst positiv auf und laden zum Verweilen ein. Dadurch entsteht ein Gesamtwerk, das nicht nur gute Rezepte bietet, sondern Land und (Ess-)Kultur Südafrikas näher bringt; ja, einen regelrecht darin eintauchen lässt.
Sicherlich: Den traditionsanhänglichen Bauern, der nur isst, was er kennt, wird der Koch mit diesen Gerichten nicht erfreuen können - eine gewisse Experimentierfreude und auch ein gutes Küchen-Know-how sollte der Leser auf jeden Fall mitbringen. Auch ist die Hürde bei einigen Rezepten recht hoch, da die Geschmacksvorstellung hin und wieder nicht ausreicht, um im Vorfeld zu erahnen, wie das fertige Gericht schmecken kann.
Beim Probekochen stellten sich weitere Hürden heraus: Zum einen sind einige Zutaten selbst auf dem Großmarkt nicht zu bekommen (und das Versprechen aus dem Vorwort, dass überall dort Alternativen benannt werden, ist zwar meistens, aber nicht immer erfüllt), zum anderen handelt es sich meist um hochpreisige Zutaten. Für die Alltagsküche sind daher die meisten Gerichte nicht geeignet, aber für einen besonderen Abend mit Gästen durchaus. Der Geschmack der ausprobierten Rezepte überzeugte größtenteils die Testesser - nur bei wenigen exotischen Gerichten wie Bananensalat mit Aprikose und Curry gingen die Meinungen auseinander. Aber ganz ehrlich: wer sich ein solches Kochbuch kauft, sollte von vorneherein Lust am Experimentieren mitbringen und muss schlichtweg auch damit rechnen, dass das ein oder andere Gericht nicht ganz den Geschmack der Masse trifft. Positiv fiel auf, dass die Rezepte mit vorhandenem Basiswissen in der Küche leicht umzusetzen waren und die kurzen Beschreibungen sehr gut auf den Punkt gebracht sind.
Fazit:
Ein tolles Kochbuch, das den Leser in ein für die meisten Europäer fremdes Land einlädt und ihm sowohl Küche als auch Land und Kultur näherbringt. Die Rezepte sind gut geschrieben, werden von stimmungsvollen Fotografien geziert und laden zum Experimentieren ein. Leider sind sie aufgrund der benötigten Zutaten im hochpreisigen Bereich anzusiedeln und viele Zutaten nur in wirklich großen Märkten zu finden.