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Dass es sich im Taunus bisweilen unverhofft und kurios stirbt, weiß der Krimifreund spätestens, seit Nele Neuhaus mit ihren in diesem Mittelgebirge angesiedelten Romanen Bestseller landet. Und wen es kreuz und quer durch die abwechslungsreichen Landschaften den Taunus zieht, der greift vermutlich zu einer Anthologie – etwa zur hier besprochenen mit dem Titel "Tod im Taunus", der auch Programm ist.
In bekannten und nicht so bekannten Orten wird in den neunzehn Kurzgeschichten gestorben und ermittelt. Den Anfang macht der beliebte Opelzoo in Kronberg, und von den Höhen des Feldbergs bis zu den Niederungen von Eschborn und Hofheim, von Katzenelnbogen und vom Taunus-Wunderland bei Schlangenbad im Westen bis Friedrichsdorf im Osten reist der Leser bei der Verfolgung krimineller Machenschaften. Bisweilen spielen die alten Römer eine markante Rolle, die im Taunus den Limes und unter anderem auch das Kastell Saalburg hinterließen, und zwei historischer Krimi, in Schlangenbad und Idstein spielend, sind ebenfalls mit von der Partie. Auch ein Auftragsmörder fehlt nicht – passenderweise im noblen Bad Homburg. Und diese Aufzählung umfasst nur einen kleinen Teil des bunten Spektrums.
So vielseitig wie die Auswahl der Orte sind auch die eingesetzten Todesarten, die Schreibstile und die Protagonisten. Alte Damen morden ebenso unerschrocken wie junge Außenseiter und Akademiker in den besten Jahren, dem Leser begegnen äußerst skurrile Persönlichkeiten, und manche Geschichte steckt derart voller Ironie und Witz, dass sich beim Lesen das Lachen nicht verkneifen lässt. Was etwa bei in der Bahn mitreisenden, dem Leser gegenüber sitzenden Personen, die den Titel entziffert haben, Befremden auslöst, wie die Rezensentin feststellen konnte.
Die Autoren sind teils mehr, teils weniger bekannt – Krimibegeisterten dürften die meisten Namen ein Begriff sein. Doch wie bei einer Schachtel mit einer Pralinenmischung gilt auch hier das Motto, dass zwar für jeden Geschmack etwas dabei ist, die einzelnen Geschichten jedoch natürlich mehr oder weniger gut ankommen. Alle Geschichten sind schlüssig aufgebaut und werden ordentlich aufgelöst, sofern es eine Auflösung gibt; die Qualität unterscheidet sich dennoch stark, auch objektiv gesehen. Nicht immer werden Spannungsbögen gehalten oder überhaupt sorgfältig konstruiert, manche Geschichte wirkt zu durchschaubar. Insgesamt aber handelt es sich durchweg um gute Kurzkrimis.
Reichlich Lokalkolorit ist praktisch in allen Geschichten vorhanden; manchmal tragen "Land und Leute" erheblich zur Handlung oder zur Auflösung bei, manchmal sind sie nur der Rahmen für eine Geschichte, die auch anderswo spielen könnte. Wer aus der Region kommt und sie gut kennt, wird eine Menge Spaß an den Geschichten haben.
Und ob nun Erdmännchen aus dem Opelzoo zum Verschwindenlassen von Indizien herangezogen werden, eine widerspenstige Satellitenschüssel in Hofheim ungeahnte Verflechtungen mit sich bringt, Voodoo im kleinen Geisenheimer Stadtteil Stephanshausen Einzug hält oder ein Kronberger Arzt Opfer einer ihn betreffenden Diagnose wird: die eine Geschichte liest man gemütlich durch, die andere atemlos vor Spannung, und falls man eine gar nicht mag, überblättert man sie eben.
Eine Anthologie mit einem bunten Strauß Kurzkrimis – wie gesagt, es ist für jeden Geschmack etwas dabei, und zwar mehr als eine Geschichte.