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Woher hatten die alten Ägypter das Wissen, um ihre Pyramiden zu errichten? Was sollen die mysteriösen "Goldflieger" aus Südamerika darstellen? Was steht in dem merkwürdigen Voynich-Manuskript? Diesen und vielen anderen Fragen widmet sich der Schriftsteller und Journalist Roland Roth in seinem Buch "Technogötter". In einer atemberaubenden "Tour de force" konfrontiert er den Leser mit Rätseln der Vergangenheit aus unterschiedlichen Bereichen, wobei er stets auf Ungereimtheiten hinweist, welche die etablierte Wissenschaft bis heute nicht erklären konnte.
Der Autor Roth ist, soviel muss vorweg gesagt werden, Vertreter der Paläo-SETI- oder Prä-Astronautik-Bewegung, die davon ausgeht, dass außerirdische Raumfahrer die Erde in der Vergangenheit besucht und Einfluss auf die technologische und kulturelle Entwicklung des Menschen genommen haben. Im Rahmen dieser Rezension soll daher weniger auf das Thema des Buches eingegangen werden, da Paläo-SETI nur eine Interpretation von Fragen über vergangene Ereignisse ist, die von Wissenschaft und Forschung bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet werden konnten. Der Rezensent maßt sich nicht an, über die nötige wissenschaftliche Kompetenz zu verfügen, Herrn Roths Argumente zu widerlegen oder zu unterstützen.
Der Schwerpunkt dieser Buchbesprechung liegt daher auf der Art und Weise, wie Roland Roth versucht, seine Leser zu überzeugen. Leider, so muss man sagen, ist sein Überzeugungskunst nur halb so interessant wie die behandelte Thematik. Der große Kritikpunkt an dem Buch ist die schlechte Beweisführung von Roland Roth.
So weist er beispielsweise immer wieder – zumindest implizit – darauf hin, dass die von ihm aufgeführten Theorien ebenso wissenschaftlich ergründet seien wie bei der Arbeitsweise der anerkannten Wissenschaften. In der Ausführung dagegen beginnt er zuerst mit einem Gedankenspiel, welches nach einigen Absätzen aber plötzlich als Fakt dargestellt wird.
Ein weiterer Verstoß gegen streng wissenschaftliches Arbeiten ist, dass er seine Belege, die er aus alten Schriften zieht, nicht am Originaltext belegt, sondern gleich eine deutsche Übersetzung heranzieht. Dass hierbei die Quellenangabe fehlt, ist natürlich bedauerlich, denn so wird es schwierig zu überprüfen, ob das entsprechende Zitat möglicherweise aus dem Kontext gerissen wurde. Hier werden Erinnerungen an Nostradamus‘ Prophezeiungen wach, dessen Jünger ohne Kenntnis der Originalsprache auf teilweise haarsträubende Weissagungen kommen.
Interessanterweise baut Roth in seinen Argumentationsketten stellenweise auch Stoffe aus der Science-Fiction ein, wie etwa die Explosion des Todesstern aus "Krieg der Sterne" in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter". Aber kann man eine Sci-Fi-Laserwaffe so ohne weiteres mit den Lichtwaffen des Vedengottes Indra – laut Roth wohl eher ein Raumschiff – in Verbindung bringen?
Ein weiteres Beispiel für die unkritische Vermischung verschiedener Sprachen ist sein Versuch, eine Verbindung der sagenhaften Stätten Atlantis, Aztlan, Avalon und anderen herzustellen. Hier wäre eine alternative Anwendung des häufig von ihm herangezogenen Prinzips von Okhams Rasiermesser angebracht. Kern dieses Prinzips ist die Aussage, dass die wohl naheliegendste Erklärung die wahrscheinlichste sei. In diesem Fall wäre dies wohl, dass der erste Buchstabe unseres Alphabets sich einfach gut für die Benennung mystischer Orte eignet. In einem Gedankenspiel könnte man also auch das Paradies aufgrund der gleichen Abfolge fast aller Vokale mit Atlantis in Verbindung bringen.
Vergleicht der Leser diverse Kapitel des Buches, fällt ihm zudem immer wieder auf, dass die Theorien den Beweisen separat angepasst werden. Ist meist von eher menschenähnlichen Besuchern die Rede, tauchen in Kapitel VI plötzlich gefiederte Schlangen, Basilisken oder die Hydra als Außerirdische auf. Wurden wir etwa von mehreren unterschiedlichen Rassen besucht? Oder versucht die Paläo-SETI hier lediglich, für alles eine mögliche außerweltliche Erklärung zu finden, auch wenn sich die einzelnen Theorien nicht zusammenfügen?
Schwer vorstellbar scheint zudem die von Roth vorgestellte These, dass die außerirdischen Besucher gütige Helfer seien, die eine niedrigere Zivilisation ähnlicher Wesen – den Mensch – aus der Ferne unterstützen möchte. Angenommen, diese Wesen hätten sich unter ähnlichen Bedingungen entwickelt wie wir, so muss man sich fragen, woher sie ein solches Maß an Güte nehmen. Erinnert man sich daran, wie die spanischen Eroberer in Amerika gewütet haben, an jahrhundertelange Versklavung zum Beispiel afrikanischer Ureinwohner, die Schrecken von Krieg und Diktatur oder auch nur an die sinnlose Zerstörungswut des zivilisierten Menschen, so kann man nicht anders, als an der grundlegenden Friedensliebe unserer Art zu zweifeln. Können andere Lebensformen tatsächlich ohne Gier, Grausamkeit oder Zerstörungswut existieren?
Der abschließende Exkurs von Roth nimmt sich der Kritik an, die immer wieder an die Theorien von Paläo-SETI herangetragen wird. An erster Stelle sei wieder Ockhams Rasiermesser genannt, mit welchem man angeblich unweigerlich zum selben Ergebnis wie die Prä-Astronautiker kommt. So müssen die Nazca-Linien unweigerlich von Eingeborenen in den Boden geritzt worden sein, um ehemalige Besucher anzulocken. Könnten sie ihre Kunstwerke aber nicht vielleicht doch aus anderen Gründen erstellt haben? Möglicherweise schon, um ihren Göttern zu huldigen, aber ein früherer Besuch erschließt sich daraus nicht unweigerlich.
Das Argument, dass so genannte Lehrmeister die Techniken zum Bau von Pyramiden erst vermitteln mussten, weil die Ägypter es sonst nicht gekonnt hätten, ist ebenso fadenscheinig. Nur weil die Technik zum Lösen der Steinblöcke aus den Steinbrüchen noch nicht erforscht ist, heißt das nicht, dass es Lehrmeister gebraucht hätte. Auch andere verwendete Techniken sind erst durch langjährige Forschung entschlüsselt worden. In dem nächsten Unterpunkt schreibt Roth ja gerade, dass der Fortschritt keine Einbahnstraße ist und wissen verloren gehen kann.
Im Schlusskapitel von Roths Abhandlung wird schließlich auf sechs Seiten auf den Verlust von Wissen durch Bücherverbrennungen in Realität und Literatur eingegangen, nur um im letzten Absatz die Vermutung anzustellen, dass mögliche Indizien auf außerirdische Lehrmeister im Laufe der Zeit vernichtet wurden. Auch dies mag sein, allerdings wirkt die Ausführung der Argumentation eher halbherzig und undurchdacht.
"Technogötter" ist auf den ersten Blick ein interessantes Buch über die ungelösten historischen Rätsel der Welt. Ärgerlich dagegen ist die einseitige und naive Argumentationsweise von Roland Roth, die dem Leser viel an Lesespaß nimmt. Hätte ein neutraler Lektor das Skript geprüft, wäre das Lesevergnügen um einiges größer gewesen. So bleibt leider nur eine unterdurchschnittliche Wertung.
Es soll nicht angezweifelt werden, dass es auf unserer Erde noch viele ungelöste Geheimnisse für Wissenschaft, Archäologie und (ur-)geschichtliche Forschung gibt. Mag sein, dass wir in der Vergangenheit bereits von höheren Wesen besucht wurden. Die Lektüre dieses Buches allerdings trägt wenig zur Überzeugung Zweifelnder ein, sondern ist vielmehr als unterhaltsame Lektüre zu betrachten oder als Ideensteinbruch für diverse Rollenspielabenteuer heranzuziehen.