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Einst gelang Ali Baba mit Hilfe seiner Sklavin in den Besitz des Schatzes der vierzig Räuber und stieg zum neuen Herrscher des Landes auf. Doch 33 Generationen später ist von dem legendären Schatz nichts mehr übrig, lediglich auf eine alte verstaubte Öllampe stößt Sultan Ali Baba der Dreiunddreißigste, ein Nachkomme des gleichnamigen Hortdiebes, in den leeren Schatzkammern unter dem Palast. Schnell entpuppt sich der vermeintlich wertlose Trödel aber als magische Wunderlampe, die einen Dschinn beherbergt. Der ist bereit, seinem Meister sämtliche Wünsche zu erfüllen, kann jedoch wegen seiner ausgeprägten Angst vor Katzen seine magischen Muskeln nicht spielen lassen. Also lässt Ali Baba sämtliche Katzen in seinem Reich einfangen, damit der Lampengeist ihm seine Wünsche erfüllt. Doch er hat die Rechnung ohne einen Straßenjungen gemacht, der zufällig auch der letzte Nachkomme des Hauptmanns der vierzig Räuber ist. Zusammen mit einer sprechenden Maus und 38 befreiten Katzen macht sich der Junge auf, den Schatz, der seinem Vorfahren einst gestohlen worden ist, zurückzuerobern ...
Kritik zum Film:Seit den sechziger Jahren haben sich japanische Zeichentrickfilmstudios wie Toei Animation oder Nippon Animation Märchen, Kinderbücher und literarischer Klassiker aus aller Herren Länder angenommen, um sie in Form kindgerechter und farbenfroher Anime-Adaptionen dem Nachwuchs näher zu bringen. Herausgekommen sind dabei legendäre TV-Serien wie "Heidi",
"Anne mit den roten Haaren" und "Eine fröhliche Familie", aber auch Filme wie
"Däumelinchen",
"Die wilden Schwäne" oder
"Tom, Crosby und die Mäusebrigade" nach der Vorlage des englischen Märchens "Jack and the Beanstalk". Und auch das Märchen "Ali Baba und die vierzig Räuber" feierte 1971 als "Ari-Baba to yonjuppiki no tôzoku" sein Anime-Debüt – ein Film, der in unseren Breitengraden kaum bekannt ist. Woran das liegt? Vielleicht daran, dass er die Geschichte um den Schatz der vierzig Räuber nicht nacherzählt, sondern mehr eine Art Sequel zum originalen Märchen darstellt. Möglicherweise aber auch daran, dass er sich in puncto Unterhaltung und Charme mit keinem der oben genannten Animes messen kann.
"Ari-Baba to yonjuppiki no tôzoku" präsentiert sich von der ersten Minute an als temporeiche Action-Achterbahn für ein jüngeres Publikum: Über die gesamte Laufzeit von 55 Minuten hinweg lässt der Film Comicaction und Slapstick vom Stapel, ohne ein einziges Mal nach Luft zu schnappen. Kleine Scharmützel mit den Wachen des Sultans wechseln sich mit schrulligen Einlagen der Katzen ab, dazwischen gibt es die eine oder andere Musical-Nummer sowie die hysterischen Anfälle des Lampengeistes, wenn er eine Katze sieht. Leider verdrängt der Fokus, den der Film auf Action und Tempo legt, sehr schnell die eigentliche Handlung, was bei den Kleinen im Publikum kaum ins Gewicht fallen dürfte, bei den älteren Jahrgängen hingegen auf keine wirkliche Sympathie trifft. Dem Anime will es nie so recht gelingen, jenen Charme zu versprühen, der beispielsweise "Tom, Crosby und die Mäusebrigade" zu einem unterhaltsam-flotten Märchenabenteuer macht, stattdessen wirkt er bemüht lustig und auf Tempo gedrillt. Auch stilistisch trägt der Film nicht unbedingt dazu bei, jedermann zu gefallen: Die Figuren schielen ständig, der Lampengeist sieht aus wie eine zu groß geratene Katze in einem rosafarbenen Ganzkörperstrampelanzug, die in ein Kaktusfeld gefallen ist, und einige Einstellungen werden mehrmals recycelt, was den eher billigen Eindruck der Zeichnungen zusätzlich unterstreicht.
Wer meint, um eine Sichtung von "Ari-Baba to yonjuppiki no tôzoku" nicht herumzukommen, der sollte jedoch die deutsche Synchronisation tunlichst meiden. Wie im Falle mehrerer Animes aus jener Zeit, aber auch TV-Serien wie "Die Zwei" oder der Filme mit Bud Spencer und Terence Hill hat man sich bei der deutschen Dialogregie viele Freiheiten genommen, die hier jedoch ausgesprochen negativ auffallen, da sie nicht so recht zu Story und Setting passen wollen: Ständig werden den Figuren abgeschmackte Kalauer in den Mund gelegt, der Lampengeist – im Deutschen gesprochen von Bud-Spencer-Stammsprecher Wolfgang Hess – nennt seinen Meister stets "Big Boss", und ach so witzige Sprüche wie "Hört mal zu, ihr Moosköpfe!" nerven mit fortschreitender Laufzeit einfach nur noch. Hier empfiehlt sich der Griff wahlweise zur englischen oder japanischen Synchro.
Unterm Strich enttäuscht "Ari-Baba to yonjuppiki no tôzoku" doch ziemlich, besonders erwachsene Anime-Fans werden sich schwer tun, mit diesem Film warm zu werden. Die Kleinen im Publikum hingegen werden sich dank des action- und tempolastigen Erzählstils sowie der Kalauerflut in der deutschen Synchro wahrscheinlich recht schnell mit dem Film anfreunden.
Kritik zur DVD:41 Jahre hat der Film zum Zeitpunkt seines deutschen DVD-Releasedebüts auf dem Buckel und die sind ihm zu jedem Zeitpunkt anzusehen und anzuhören. Das Bild ist über weite Strecken weich und unscharf, kränkelt an ausgewaschenen Farben und stellenweise auch an Schmutzpartikeln. Der deutsche Mono-Ton schneidet noch ein ganzes Eck schwächer ab: Dumpf, teilweise verrauscht und altersbedingt dynamikarm präsentiert er sich, worunter nicht selten auch die Dialogverständlichkeit leidet; nicht selten muss man zurückspulen und die Lautstärke erhöhen, um Dialogen folgen zu können. Auch wegen der (oben angesprochenen) misslungenen deutschen Synchro sei die englische oder die japanische Tonspur empfohlen, die zwar ebenfalls jeder Dynamik entbehren, aber zumindest in puncto Dialogverständlichkeit etwas besser abschneidet.
Das Bonusmaterial präsentiert sich überschaubar: Neben dem Originaltrailer und Werbung in Eigensache spendierte der Publisher der DVD noch vier ältere Zeichentrickadaptionen der Geschichte um Ali Baba und die vierzig Räuber, die stilistischer kaum unterschiedlicher sein könnten – aus filmhistorischer Sicht nicht uninteressant, altersbedingt aber von grausamer Bildqualität. Auch liegt der DVD ein Wendecover bei. Für das Gebotene ist der Preis von 39,99 Euro nicht nachvollziehbar, sondern – schlicht und unbeschönigend ausgedrückt – eine Frechheit.