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 Californication, Staffel 1: Californication

Die erste Season


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Das Leben von Hank Moody (David Duchovny) steckt in einer Sackgasse. Der Bestsellerautor leidet unter Schreibblockaden ebenso wie unter der Trennung von seiner langjährigen Freundin Karen (Natascha McElhone). Diese ist mitsamt der gemeinsamen Tochter Becca (Madeleine Martin) weggezogen und lebt nun beim erfolgreichen Verleger Bill (Damian Young), mit dem sie verlobt ist. Zudem wurde Hanks letzter Bucherfolg "God Hates Us All" von Hollywood in eine seichte Schmonzette verwurstet. Seinen Frust versucht Hank mit Alkohol, Drogen und One-Night-Stands vom Fließband zu kompensieren – darunter auch mit der lasziven Mia (Madeline Zima), mit der er in einem Buchgeschäft zu flirten beginnt. Zu allem Übel entpuppt sie sich aber als Bills minderjährige Tochter. Ein Fehltritt mit Folgen, denn Mia ist kein Unschuldslamm und weiß sich ihr Schweigen über Hanks peinlichen Lapsus zu erkaufen ...

Kritik zur ersten Staffel:

Als die anspruchsvolle Erwachsenenalternative zu "Two and a Half Men" wird "Californication" beworben – und tatsächlich degradiert die Dramedy-Serie aus dem Hause Showtime ("Dexter", "Homeland", "Die Tudors") die Abenteuer des Bourbon verehrenden Werbejingle-Komponisten zum familientauglichen Fernsehfutter fürs Vormittagsprogramm. Denn: "Californication" zeigt sich alles andere als prüde und serviert dem Publikum eine regelrechte Schlachtplatte an sarkastischen Sprüchen, nackten Tatsachen und provokativen Seitenhieben auf Hollywood wie auch auf die Kirche. Bereits die ersten Minuten der Pilotfolge stürmen inszenatorisch geradezu die Tür und reden mit dem Publikum schonungslos Tacheles: Hank Moody betritt auf der Suche nach Inspiration ein Gotteshaus, löscht seine Zigarette im Weihwasserbecken und erhält von einer Nonne prompt das Angebot einer oralen Befriedigung. Damit wird der Startschuss für einen Marathon an Verbalerotik, expliziten Bettszenen und bitterbösem Humor abgegeben.

Doch wer nun denkt, "Californication" sei reine Zotenreißerei mit plumper Fleischbeschau, der befindet sich im Irrtum. Bereits ab der ersten Folge entwickelt die Story Tiefgang, den man so nach den ersten Minuten nicht erwartet hätte und der sich vor allem in der Charakterzeichnung und -entwicklung ausdrückt. So schält sich aus der auf den ersten Blick oberflächlichen Person des trinkfesten Schürzenjägers Hank schon bald eine gescheiterte Vaterfigur, zu der seine Tochter nur allzu gerne aufsehen würde, und ein depressiver Schreiberling, der rückblickend seinen respektlosen Umgang mit seiner einstigen Lebensgefährtin bereut. Ein nicht unerhebliches Scherflein zum Unterhaltungswert steuern hierbei die bitterbös-zynischen Bandagen bei, mit denen Hank seine Mitmenschen traktiert. "Californication" entpuppt sich als wahre Fundgrube sarkastischer Sprüche und intelligenter dialogischer Schlagabtausche, die hart, aber angenehm das Zwerchfell durchwalken – wobei traurige Zwischentöne und rührige Momente den bissig-provokanten Grundton der Serie gut kontrastieren. Obwohl sich die Serie unübersehbar genüsslich und unverklemmt einzelne Tabu-Bereiche der Fernsehunterhaltung (abseitige sexuelle Vorlieben, Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen, sexuelle Missbräuche innerhalb der Institution Kirche etc.) zur Brust nimmt, geschieht dies nie zum reinen Selbstzweck.

Getragen wird die Serie – abgesehen von den intelligenten Dialogen – nicht zuletzt von einem gut aufgelegten Cast, der einfach sitzt. Besonders David Duchovny verleiht der Serie eine Dynamik und Frische, ohne die "Californication" wahrscheinlich nur halb so unterhaltsam wäre. Perfekt und in all seinen Facetten verkörpert er den alkohol- und drogenabhängigen, misanthropischen Schürzenjäger mit seinem unerschöpflichen Arsenal an zynischen Schlägen unter die Gürtellinie und streift dabei geradezu mühelos das Stigmata des introvertierten FBI-Agenten, das ihm seit "Akte X" anhaftet, ab. Aber auch das übrige Ensemble kann sich sehen lassen, wobei nicht zuletzt Madeline Zima – vielen vielleicht noch als kleine Gracie aus "Die Nanny" in Erinnerung – als Hanks durchtrieben-verruchte Nemesis neben Duchovny in Erinnerung bleibt.

Kaum eine TV-Serie der letzten Jahre hat es in vergleichbarer Weise geschafft, den Zuschauer gleich in den ersten Minuten quasi zu überrollen und ihm zu einer sperrangelweit offenen Kinnlade zu verhelfen. "Californication" ist erfrischend frech, herrlich zynisch und angenehm provokativ, wenngleich auch dank derber Sprüche und expliziter Sexszenen sicherlich nicht jedermanns Sache. Doch auch die intelligenten dialogischen Schlagabtausche und ein großartiger Hauptdarsteller können nicht kaschieren, dass zumindest die erste Staffel immer wieder deutliche Durchhänger hat, bei denen der Zyniker Hank den Karren aus dem Dreck ziehen muss. Nichtsdestotrotz: der gelungene Start einer vielversprechenden Serie.

Kritik zur Blu-ray Disc:

Das AVC-kodierte Bild weist solide Schärfewerte und eine ordentliche Detailwiedergabe besonders in den Nahaufnahmen auf, doch durch den steilen Kontrast geht gerne mal die Plastizität flöten. Außerdem neigt das Bild gerade in Tagszenen dazu, leicht zu überstrahlen, ferner könnte der Schwarzwert ruhig satter sein. Filmkorn ist zwar ständig bemerkbar, erweist sich aber nur in den wenigsten Fällen als störend.
Der deutsche Ton liegt in einer mageren Stereo-Abmischung vor, die sich ziemlich laut präsentiert, wobei die Dialoge stets in den Vordergrund drängen. Hinzu kommt, dass die deutschen Stimmen ein wenig zu tief klingen (das gilt vor allem für die männlichen und im Besonderen für David Duchovnys Sprecher), wodurch die deutsche Synchro etwas Einschläferndes hat. Diesem akustischen Valiumersatz steht ein Originalton in sattem und ausgewogen abgemischtem Dolby TrueHD 5.1 gegenüber, der nicht zuletzt wegen seiner Lebendigkeit vorzuziehen ist. 2 Punkte für das akustische Desaster der deutschen Tonspur (der O-Ton hätte seine vier Punkte verdient).
Das Bonusmaterial präsentiert sich bescheiden: ein Audiokommentar zur Pilotfolge, Interviews mit dem Cast – das war's auch schon wieder. Zudem wartet das Cover auf der Innenseite mit Infos zu den einzelnen Episoden auf, was leider wiederum zur Folge hat, dass auf ein Wendecover verzichtet wurde. Dieses Problem hätte mit einem der Blu-ray beigelegtem Flyer gelöst werden können ...

Michael Höfel



Blu-ray Disc | Disc-Anzahl: 2 | EAN: 4010884288735 | Erschienen: 1. August 2013 | FSK: 18 | Laufzeit: 341 Minuten | Originaltitel: Californication | Preis: 27,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Dänisch, Finnisch, Schwedisch, Norwegisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Stereo 2.0), Englisch (Dolby TrueHD 5.1)

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