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Fünfzehn Jahre sind bereits ins Land gezogen, seit Hänsel und Gretel, als Kinder von ihrem Vater im Wald ausgesetzt, einer Hexe in die Hände gefallen sind und diese schließlich in ihrem Pfefferkuchenhaus in den Ofen gestoßen haben. Seither verdingen sich die beiden Geschwister (Jeremy Renner und Gemma Arterton) als professionelle Hexenjäger, wobei sie ihre Opfer ebenso einfallsreich wie blutig zur Strecke bringen. Als in Augsburg immer mehr Kinder verschwinden, steht schnell fest: Hier sind Hexen am Werk! Augsburgs Bürgermeister heuert deshalb kurzerhand Hänsel und Gretel an, um der finsteren Bedrohung Herr zu werden und die Kinder wohlbehalten zurückzuholen. Keine leichte Aufgabe, denn die Hexenjäger bekommen es nicht nur mit dem eigensinnigen Amtsrichter der Stadt (Peter Stormare) zu tun, sondern auch mit der schwarzen Oberhexe Muriel (Famke Janssen), die zusammen mit ihren Zunftschwestern wahrhaft Böses im Sinne hat ...
Kritik zum Film:Was geschah eigentlich mit Hänsel und Gretel, nachdem die Hexe im Ofen gelandet ist? Wer die Grimm'schen "Kinder- und Hausmärchen" gelesen hat, der weiß, dass die Geschwister – die Taschen voller Schätze aus dem Hexenhaus – dem Wald entkommen und nach Hause zurückgekehrt sind. Doch die Filmindustrie weiß es wie so oft besser und liefert seit Jahrzehnten unterschiedliche Fortführungen und Neuinterpretationen des klassischen Märchens ab; sogar in Südkorea trieben diesbezüglich schon wilde Blüten (
"Hansel & Gretel"). Der norwegische Filmemacher Tommy Wirkola, der 2009 mit seinem Nazi-Zombie-Funsplatter
"Dead Snow" auf sich aufmerksam gemacht hat, macht aus den beiden Märchenhelden kurzerhand in schwarzes Leder gekleidete Kopfgeldjäger und rüstet sie mit Hightech-Gadgets à la James Bond aus, um ihre Opfer reihenweise zum Aderlass zu bitten. Obwohl der Film anfänglich um seinen Kino-Release zittern musste, entpuppte sich "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" schnell als einer der Gewinner des Kinojahres 2013: Mit rund 225 Millionen US-Dollar spielte er an den Kinokassen mehr als das Vierfache seines Budgets wieder ein, in Deutschland knackte er sogar die Ein-Million-Besucher-Marke.
Ein Kunststück, auf den ersten Blick, kränkelt Wirkolas blutig-rasantes Horror-Action-Märchen doch gleich an mehreren Fronten: Das Drehbuch erzählt im Grunde nichts Neues und gleitet öfters mal ins Abstrus-Lächerliche ab, die Performance der beiden Hauptdarsteller präsentiert sich eher bescheiden, und vor allem im direkten Vergleich zu den saftig-derben Gore-Gelagen in
"Dead Snow" geht Wirkola vom Gas; an ironisch in Szene gesetztem Splatter mangelt es "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" zwar nicht, aber gegen das makabere Blutfontänen-Feuerwerk des Nazi-Zombie-Splatsticks zieht das Quasi-Sequel zum Grimm'schen Märchen doch gehörig den Kürzeren. Was genau so unterhaltsam an "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" sein soll, darauf lässt sich nur schwer mit dem Finger deuten.
Und dennoch: Auf absurde Weise funktioniert der Streifen und das nicht mal schlecht. Möglicherweise auch deshalb, weil der Film zu keiner Zeit Gefahr läuft, seine Handlung und seine Figuren zu ernst zu nehmen, und stattdessen sein aberwitziges Konzept stur und konsequent durchzieht. Zwar lässt Wirkola, der auch beim Drehbuch seine Finger mit im Spiel hatte, viel Potential brachliegen, während der Film unbeirrt auf ein mehr als vorhersehbares Ende (das – wie könnte es denn anders sein – die Möglichkeit eines Sequels bewusst offen lässt) zusteuert. Andererseits will "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" auch nichts anderes sein als rasantes und überzeichnendes Popcorn-Kino, in dem blutige 3D-Action und coole One-Liner im Mittelpunkt stehen, nicht schauspielerische Höhenflüge mit Oscar-Ambitionen. Nicht zuletzt deswegen füllen Jeremy Renner ("The Hurt Locker") und Gemma Arterton ("Kampf der Titanen") die Titelrollen ziemlich gut aus – ja mehr noch: Mit ihren monotonen Mimiken und ihrem bemerkenswerten Charismavakuum haben sich tatsächlich zwei Schauspieler gefunden, denen man ihre geschwisterlichen Bande tatsächlich abkauft! Ob Zufall beim Casting oder wohlüberlegte Taktik, die Besetzung mit Renner und Arterton kann so betrachtet fast schon als cleverer Clou verstanden werden. Darüber hinaus gefallen Peter Stormare (
"Constantine", "The Big Lebowski") als herrlich rachsüchtiger Amtsrichter sowie Famke Janssen ("X-Men", "The Faculty"), die sich als verführerisch-fiese Oberhexe so richtig austoben darf.
Unterm Strich liefert Tommy Wirkola mit "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" trashiges Guilty Pleasure in Form einer Kreuzung aus
"Van Helsing" und "Brothers Grimm" ab, das dank eines gut aufgelegten Casts, einer Handvoll sitzender One-Liner, temporeich inszenierter 3D-Action und mit schwarzem Humor garnierten
gore events zu unterhalten weiß – vorausgesetzt, man kann sich auf das schräge Szenario einlassen, lässt sich nicht von dem platten Drehbuch abschrecken und weint nicht tränenreich dem verschenkten Potential nach. Denn eines muss gesagt werden: "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" hätte tatsächlich das Zeug zu mehr gehabt.
Kritik zur Blu-ray Disc:"Hänsel und Gretel: Hexenjäger" wurde nach Aussagen des Regisseurs zur Hälfte in 3D gedreht, während das übrige Bildmaterial in 2D produziert worden ist und später eine Konvertierung durchlaufen hat. Das Ergebnis ist ein erstaunlich homogenes und (mit wenigen Abstrichen) gelungenes 3D-Bild, das eine ausgezeichnete Tiefenwirkung sowie zielsicher eingestreute Pop-Out-Effekte abliefert – wobei letztere in der zweiten Filmhälfte doch deutlich abnehmen. Beeinträchtigt wird die saubere 3D-Präsentation allenfalls durch Wirkolas Stil: In Nachtszenen sowie in den hastig inszenierten Actionszenen, in denen Schnittgewitter und schnelle Kamerabewegungen regieren, büßt das Bild zuweilen ein wenig an seiner Räumlichkeit ein.
Das 2D-Bild steht hinter seinem 3D-Pendant in nichts nach: Knackige Schärfewerte, eine gelungene Detailwiedergabe, ein hervorragender Kontrast sowie ein satter Schwarzwert ergeben ein frisches Bild von durchgehend hoher Plastizität.
Tonmäßig steht einmal mehr Paramounts Unwille, eine deutsche HD-Tonspur abzuliefern, einer Höchstwertung im Weg: Der deutsche Ton in Dolby Digital 5.1 erzeugt zwar eine satte und lebendige Surround-Kulisse, die in Actionszenen ordentlich ihre Bass-Muskeln spielen lässt, zieht aber im direkten Vergleich mit dem unkomprimierten HD-Originalton den Kürzeren. Dieser besitzt einfach die deutlich dynamischere und räumlichere Abmischung.
Das Bonusmaterial ist ausschließlich auf der 2D-Blu-ray untergebracht und präsentiert sich recht überschaubar: Die drei Features mit einer Gesamtlaufzeit von rund 30 Minuten beschäftigen sich mit der Produktion, den Hexen sowie der Erschaffung des Trolls Edward (dem im Film eine nicht unwesentliche Rolle zukommt) – nicht uninteressant, zuweilen aber auch, damit die obligatorische Lobhudelei nicht zu kurz kommt. Darüber hinaus liegt dem 2D-/3D-BD-Bundle auch eine DVD mit der Kinofassung des Films sowie ein Wendecover bei. Extras in 3D sucht man bedauerlicherweise vergebens – nicht einmal ein lausiger 3D-Trailer lässt sich finden.
Stichwort Kinofassung: Das vorliegende Bundle von "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" folgt einer merkwürdigen Veröffentlichungspolitik. In 3D liegt der Film lediglich in der Kinofassung vor, während der Extended Cut ausschließlich in 2D enthalten ist. Das ist gerade für Anhänger der dritten Dimension umso bedauerlicher, als die härtere Langfassung dem zehn Minuten kürzeren Theatrical Cut eindeutig vorzuziehen ist. Bleibt zu hoffen, dass diese eigenartige Veröffentlichungspolitik ein einmaliger Ausrutscher gewesen ist ...