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Liv kehrt zutiefst enttäuscht aus den USA zurück: Der Traum vom Stipendium fürs Basketballspielen in einer Collegemannschaft ist geplatzt, und sie muss nun ihren eigenen Weg gehen, möglichst weit weg von der ständigen Gängelung durch ihre Eltern, die ihr sehr klar zu verstehen geben, was sie von dem USA-Abenteuer halten. Da findet sie ein Notizbuch von Jonathan, das erneut eine Spur aufzeigt.
Ihre Freunde Mateus und Nick sind zunächst sehr skeptisch. Sie haben genügend Enttäuschungen in Bezug auf Jonathans rätselhaftes Verschwinden hinter sich und möchten sich lieber auf die Schule und ihre Freundinnen konzentrieren. Beide sind in den vergangenen zwei Jahren seit Jonathans Verschwinden reifer geworden und setzen sehr viel weniger als früher auf Partys und Abhängen, Alkohol und Drogen.
Dich schließlich folgen die drei doch der Spur, die sie zu einem gewissen Jack führt. Dieser war bei der Trauerfeier für Jonathan anwesend, daher scheint eine Verbindung zu bestehen, und es zeigt sich, dass Jack Jonathan tatsächlich gekannt hat. Aber er scheint weder zu wissen, wo Jonathan sich aufhält, noch, ob er überhaupt am leben ist. Allerdings ist er nicht ganz so harmlos, wie er sich verkauft ...
Und so ist mal wieder lange Zeit alles beim Alten: Zwar haben sich Mateus und vor allem der in den vorangegangenen Bänden so schwierige Nick gefangen und arbeiten auf ihren Schulabschluss hin, dafür ist es nun die zuvor so angepasste Liv, die aus ihrer Familie ausbricht. Und neuerlich werden Spuren verfolgt, falsche und richtige Schlüsse gezogen, Personen und Personengruppen verdächtigt, bis sich schließlich die ganze Story zusammenfügt.
Aus Livs Perspektive und in der dritten Person verfasst, scheint dieser Band noch einmal das Thema der Entwurzelung eines Protagonisten aufzugreifen, hier eben Livs, die weder die unerwartete Trennung von Jonathan noch einige Ereignisse der näheren Vergangenheit verarbeitet hat und nun offen gegen ihre Eltern rebelliert, bis unerwartete Wendungen und Ereignisse Weichen stellen.
Dass sich am Ende alle Fäden der sechs Bände wieder zusammenspinnen lassen, mag nur auf den ersten Blick überraschen, denn hier ergibt sich auch ein massiver Kritikpunkt: Letztlich fehlt in diesem Kriminalfall der rote Faden durch sämtliche Bände. Jeder Protagonist ist ein- oder zweimal besonders gefordert, alle machen nacheinander große Krisen durch, und in jedem Band findet sich ein Thema, das ausgiebig verfolgt wird, etwa Homosexualität und die damit verbundenen Diskriminierungen oder militanter Tierschutz. Am Ende ergibt sich, dass dies alles mit der Auflösung überhaupt nichts zu tun hat, und das könnte manchen Leser, der ein wenig mitgerätselt hat, etwas verärgern. Denn auch, wenn die Entwicklung der einzelnen Charaktere spannend zu verfolgen war und alle Abenteuer ihren Reiz hatten und auch für den Leser einiges zum Nachdenken bereithielten, wünscht ein treuer Serienleser doch einen befriedigenden Abschluss. Der sollte nicht daraus bestehen, dass, im Nachhinein betrachtet, jede einzelne der intensiv verfolgten Spuren ins Nichts führt und so beispielsweise Ikarus, der Tippgeber durch die anderen Bände hindurch, zu einer Rand- und Füllfigur wird oder die gesamte Handlung nur noch konstruiert wirkt.
So ist dieser Band zwar auch wieder spannend, aus psychologischer Sicht durchaus glaubwürdig und sensibel geschrieben, der Stoff hätte jedoch mehr hergegeben. Immerhin gibt es ein versöhnliches Ende, sodass der Leser die ihm mittlerweile sicherlich – wie auch der Rezensentin – lieb gewordenen Figuren zufrieden gehen lässt.